Nette Toilette

(Foto: irgendwo in Köln Ehrenfeld, da ist Musik drin)

Zwo, drei, vier. Jetzt machen wir das Sommerloch voll. Randvoll. Gestern stand noch in der Zeitung, dass die Misantrophen von den Königsbaupassagen Geld wollen für die Toilettenbenutzung. Heute schon haut Grünen-Fraktion des Gemeinderats das dazugehörige Revolutions-Pamphlet raus. Denn es ist wichtig, sich an die unzufriedenen Bürger ranzuschmeissen. Gerade im Superwahljahr (Bürgermeisterwahl, T-Shirt oder Regenjacke, Schorle oder Glühwein, Bon Iver oder Kylesa …).

„Nette Toilette“ heißt der Plan der Gemeinderats-Grünen und wurde 2005 schon mal von der Stadt Stuttgart abgelehnt, läuft aber bereits in vielen deutschen Städten. Das sieht so aus: Einzelhändler und Gastronome kleben sich einen Informationshinweis an die Tür, dass bei ihnen das Klo für jeden verfügbar ist, die Stadt bezuschusst die Reinigungskosten und der Rest, äh, läuft von ganz alleine. Rolle vorwärts, quasi. Bitte runterspülen nicht vergessen. Das alles kostet die Verwaltung auch weniger, als neue öffentliche Toiletten zu errichten.

Martin, der Moody’s unter den Toiletten-Rating-Unternehmen, hat neulich eine nette Toilette für uns in Calw fast getestet. Fazit: super Idee, auch wenn er nicht drin war. Wobei anzumerken wäre, dass bei wirklich dringenden Interventionen des Konfirmantenbläsles jeder Ort von beinahe unbeschreiblicher Schönheit ist.

Ich habe mal vor lauter Verzweiflung am Hölderlinplatz in eines der Stadtverschönerungs-Baum-Verkehrsberuhigungs-Dingens gepinkelt. Nachts um drei. Dachte das wäre sicher. Just als es richtig Spaß machte, ging im Treppenhaus drei Meter entfernt und leider genau gegenüber das Licht an und eine Partygesellschaft von acht bis zwölf Leuten stolperte zur Tür raus. Da geht nur noch eines: „‚Nabend“ sagen. Ist irgendwie auch freundliche Toilette.

Ein bisschen schade finde ich es trotzdem, dass im Gemeinderat über Harndrang gesprochen werden soll, während Montagmittags viel zu viele Polizisten, zwei Hände voll NPD-ArschlöchernBefürwortern nicht vor sich selbst, sondern vor Gegendemonstranten „beschützen“ und dabei auch noch den Falschen auf die Mütze hauen.

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13 Comments

  1. Weiss nicht ob das jemanden interessiert, schreibe es aber trotzdem: hab neulich zum ersten Mal in so eine Bezahl-Litfasssäule gepuschelt. Morgens um 5.30 Uhr am Charlottenplatz, nüchtern, von nem Job kommend. Die ersten Raucher standen schon an der Raucherinsel in der Haltestelle und ich wollte nicht vors Kim Tim Jim schiffen. 50 Cent – aber sein Geld wert.

  2. says: setzer

    Ich geh‘ in die Dinger nicht rein. Ich glaube, sie verschlucken Menschen. Habe noch nie gesehen, dass da wieder jemand raus kam.

  3. says: der felix

    Ahh, da gab’s auch mal eine hervorragende Ulrich Meyer Akte20irgendwas-Reportage über die »Kaufhaus-WC-Mafia«.
    Must-see für Fans von »Die Waschmaschinen-Reparatur-Mafia« und »Die Schlüsseldienst-Mafia« 😉

  4. says: Kollege Geiger

    Danke für den Link. Ich geh jetzt mal nach 66849 Sickingenstadt Landstuhl, ne Stange Wasser parken (es gibt so herrlich viele dumme Ausdrücke fürs Pieseln, vielleicht mal ein eigenes tumblr Thema?)

  5. says: franzi

    hab meinen kater heute morgen mit seinen pfoten in meinem klo erwischt…hat ziemlich ertappt geschaut :D, irgendwie scheinen klos heute das thema zu sein… gibt übrigens auch schon ne app für öffentliche toiletten!

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