Taaaaaxxiiiii!

ACtaxi
(Foto: Günther Struck, AP/Heslach, München)

Taxifahren wird ab Januar 2015 teurer. Steht in den Stuttgarter Nachrichten. Das liegt am Mindestlohn, der hoffentlich auch bei den Fahrern ankommt. Und jetzt alle: „Faaackkk! Und wer muss es wieder bezahlen? Hä?!“.  Klare Sache, auch ohne Telefonjoker: der Fahrgast. Wer denn sonst?

Weil ich gerne mal ein Gläschen über „Kanufahren“ trinke und ab „Eishockey“ zu faul zum Laufen bin, fahre ich öfter Taxi. Oder wenn ich meine Plattenkisten aus Tanzlokalen nach Hause bringen möchte. Um diese Uhrzeit fährt meistens gar nix mehr – auch ohne Streik, Demo oder ____________ (hier bitte einen BILD-Aufreger eintragen).

Ich habe tolle Taxifahrer kennengelernt, manchmal war die Heimfahrt mit denen sogar das Highlight des Abends. Alexis zum Beispiel. Er ist Grieche, ziemlich laut, sieht aus, als würde er Bass bei der Heavy-Metal-Band Manowar  spielen und hat trotzdem ständig ansteckend gute Laune. Jeden Tag, beziehungsweise an den Tagen, an denen ich ihn sehe. Manchmal hoffe ich auch, dass das an mir liegt. Ein bisschen Sonnenschein ist ja nie verkehrt.

Ein Taxifahrer schnauzte mich mal an, ich solle mir gefälligst ein Großraumtaxi bestellen, die Plattenkisten würde er unter keinen Umständen auf den Rücksitz legen und im den Kofferraum sei gerade kein Platz. Der war voll war mit Plunder, den andere nicht mal auf dem Flohmarkt verkaufen würden.

Als ich mehrmals widersprach, ihm laxe Arbeitsmoral und mangelndes Fingerspitzengefühl vorhielt, nannte er mich ein „Arschloch“ und fuhr einfach weg. Da ich von Karate und Roundhousekicks keine Ahnung habe, merkte ich mir nur die Fahrzeugnummer und petzte umgehend bei der Zentrale.

„Ihr Fahrer ist ein …. ich möchte mich beschweren.“

Ich schilderte der freundlichen Frau von der Zentrale mein Anliegen. Sie  hörte geduldig zu und fragte dann: „Und was sollen wir da jetzt tun“?

Manchmal erkenne ich rhetorische Fragen auf Anhieb, antworte aber trotzdem. Da ich noch immer sehr erhitzt war, dachte ich nicht lange nach und fragte: „Öhm, erschießen vielleicht?“ Sie zögerte kurz: „Nein, das geht jetzt nun wirklich nicht.“ Dann lachte sie. Ich auch.

„Soll ich ihnen eventuell einen anderen Wagen schicken?“. „Ja, okee“.

Manchmal lerne ich auch was fürs Leben im Taxi. „Kritisch aber stabil“, sagte ein Taxifahrer mal. „Wie bitte?“, fragte ich, weil ich nicht richtig aufgepasst hatte. „Kritisch aber stabil – immer wenn sie das im Radio erzählen, stirbt bald jemand.“ Dann knirschte er ein Lachen raus. „Naja, diese Ebola-Patienten neulich waren kurz danach tot. Ich mache mir wirklich Sorgen um diesen Formel 1-Fahrer.“

Ich konnte dank einiger Taxifahrer auch meine Datenbank für zielgerichtetes Fluchen ausbauen. Von „Ich furze in den Bart deines Vaters“ alleine, kann ja keine Sau leben. Einer grüßte mal einen anderen Verkehrsteilnehmer mit den Worten: „Junge, wenn ich mit Dir fertig bin, dann läufst du aufrecht unterm Teppich durch!“ . Als ich lachte guckte er mich an und meinte „Gut, gell!?“

Ich sag, wie es ist. Wenn ich Taxi fahre, dann will ich auch mit dem Fahrer quatschen und was wissen. Mindestlohn für Taxifahrer ist eine recht knausrige Form von Schmerzensgeld und letztendlich ist deren Job mein kleiner Luxus. Ich geh‘ ja eher selten ins Einkaufszentrum.

Natürlich hätte ich auch lieber einen besten Freund, der mich gegen 5 Uhr heimfährt, obwohl ich nach Schnaps rieche und undeutlich spreche. Aber meine Freunde sind um die Uhrzeit entweder im Bett oder so betrunken, dass nur professionelle Selbstmörder bei ihnen ins Auto steigen würden. Außerdem würden diese Morgenmuffel nicht wollen, dass ich sie vollquatsche. Und ich mach‘ das immer im Taxi: Quatschen.

Außer bei dem einen: er schaute gerade einen Porno auf seinem iDingens-Tablett als ich einstieg. Er hielt es nicht mal für nötig mir zu antworten als ich „Na, warum liegt denn hier überall Stroh rum?“ sagte. Da war ich dann auch bockig. Der soll bitte keinen Mindestlohn bekommen.

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8 Comments

  1. says: martin

    seit dem laptop gebrauch hat sich mein taxi-gebrauch stark verringert. in die stadt runter wird eh gelaufen – und meistens heim dann auch (frische luft und so).

    hab auch immer gerne mit den fahrern (selten ja fahrerinnen, vor allem abends) gelabert. und über die jahre hat man doch einige kennengelernt und sowie die stimmen in der zentrale („wir schicket glei oins raus, herr elbert“)

    legendärer taxispruch, glaub zu emils freundin: „ja da oben wohnen doch diese djs, der große mit der mütze und der kleine mit der brille“

    ansonsten: good one (kann mal sagen zwischen der peitsche, hahaha)

  2. says: Patze

    oh… ich kann auch einige gute Taxigeschichten erzählen… ähmm oder besser gesagt die Taxifahrer, die mich gefahren haben… ich weis es ja meistens am nächsten Tag nicht mehr… hehe 😀

  3. says: Ken™

    ACDC! Das war unser Stamm-Taxi in München nach dem Auflegen! 🙂 Sind immer an der Schlange entlang und dort eingestiegen. Und was gab es da drin natürlich bei maximaler Lautstärke immer zu hören? Genau! Bester Taxifahrer ever, wenn auch manchmal genau so durch wie wir nach dem Club!

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