Shot Club

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Soundshop, Stereo, Mono eins (weisch noch damals, WM 2006, es roch nach Holz und Pils), Mono zwei am Wilhelmsplatz und jetzt Shot Club: Stuttgart-Unikat Cheffe Oskar erweitert ab 5.12. mit dem Shot Club im Ex-To12 sein Wirtshaus-Portofolio – zumindest mal einen Monat lang, evt. zwei (entscheidet sich Mitte Dezember).

Das To12 steht seit einiger Zeit leer, die alten Betreiber sind „über Nacht abgehauen“, pfeifen zumindest diese Spatzen auf, sorry, von diesen Dächern. Allgemein war in dem Laden doch öfters der Wurm drin und alles etwas kurios, was man eben so hörte die letzten Jahre.

Heißt: Auch ein Laden auf der Theo kann scheitern. Jahrelang war ja gerne die gängige Meinung, man müsste ja lediglich was auf der Straße auf machen und dann quasi nur noch das Geld zählen und sich über immensen Reichtum freuen. Nein.

Soweit ich mich erinnern kann, haben die 2006 oder 2007 aufgemacht, ich war damals auf jeden Fall noch bei SC. Thorsten und ich haben da anfangs sogar unten HipHop aufgelegt. Oben lief immer ein ganz eigenartiger „House-Sound“, ziemlich schnell, gerne so offizielle Remixe von RnB-Hits, die sich auf den B-Seiten der Maxis befanden und völlig gefühllos mit stampfigen Beats zusammengeschustert wurden und sich eigentlich nie jemand angehört hat. Außer halt im To12.

Ein, zwei Mal war es sogar ganz gut. Und dann wurde es schlimmer. Erinnere mich an einen Abend, als mich eine völlig gelangweilte Barfrau mit einer riesigen (und potthässlichen) Kette um den Hals empfangen hat. Die Kette war so groß, daraus hätte man eine Strickleiter zur Zugspitze hoch DaWandan können. Und die Alte zog beim Vorprogramm eine derartige Fresse, als wäre ich Schuld daran, dass ihre Kette so hässlich ist.

Nein, war ihr natürlich alles zu Luschi und ich sowieso ein völliger Vollidiot, der keine Party machen kann („was spielt der bitte für lahme Musik, ey!?“). Beim ersten Lied, das sie kannte (ey, ich kenn ein Lied, hurra!), kam es dann da hinten leicht hell, wie Mama gerne bei einem Regenschauer sagt.

Später an diesem Abend kam ein Bekannter runter und meinte: „Jonger, was hat die denn für eine schreckliche Kette um den Hals? Ist ja abartig!“ „Ge!“

Traumatisiert von dieser Kette war das, soweit ich noch weiß, mein letzter Auftritt dort. Und solche Abende wie diese waren wiederum ausschlaggebend für eine selbstaufgestellte Regel: Ich lege (jetzt) nur noch in Läden auf, wo es mir absolut gefällt, also zum einen der Laden selbst, logo, aber dass auch eben von der Geschäftsführung bis zum Personal alles tight ist. Dass man Bock auf den Schuppen und seine (so wichtigen) Charakter inside hat.

So zieh ich das bis heute durch und freu mich jede Woche auf die lieb gewonnenen Gesichter in den paar Trinkhallen, in denen ich noch auflegen darf. Danke an dieser Stelle.

Okay, Oskar, Shot Club, seine Rückkehr auf die Theo (für die Jüngeren, das erste Mono war auf der Theo, kurz nach dem unteren Stadtmitte-S-Bahn-Eingang, auf der Suite-Seite und Gebäude-Rückseite alter Feinkost Böhm, war glaub ne Bank zuvor, Dresdner, heute da alles sowieso neu): Klingt zunächst etwas nach Tequila Bar, aber Cheffe meinte, ja, Shots werden günstig sein, aber der Name resultiere in erster Linie aus der Laufzeit. Shot, verstehsch, kurz und so.

Das Ding bleibt so wie es ist, war ja auch sündhaft teuer damals, Investitionssumme angeblich 750.000 Euros (diese Spatzen immer!) und wurde, wie es Thorsten erst im VfB-Artikel beiläufig erwähnt hat, von Ippolito Fleitz gestaltet. Bekamen auch ein paar Preise.

Bisschen viel Glitzerglitzer, sehr schick, schwarz, Spiegel, Leder. Objektiv gesehen definitiv saubere Arbeit, fand ich damals, aber den Stil muss man natürlich mögen. Wobei ich wiederum nicht weiß, ob es wie 2007 da noch aussieht. Obwohl, 2011 bin ich noch einmal schnell durchgerannt, da war alles beim Alten – nur die Musik noch schlimmer, gute EDM-Schlagseite. Zumindest an dem Abend.

Programm Shot Club: Kraut und Rüben oder von ellem ebbes. Nach der Eröffnung am 5.12. wechseln sich 90er Partys mit Events von Oli Brünemann oder „25 Jahre HipHop in Stuttgart“, powered bei Emilio, ab. Silvester ebenfalls HipHop. Und wie gesagt, Mitte Dezember entscheidet sich, ob es noch einen Monat länger geht.

Das Haus gehört aktuell noch Piano Fischer und soll verkauft werden. Und dann liegt es eben in der Hand des neuen Eigentümers, ob unten weiter Gastrobetrieb läuft.

Update 21.11: Gebäude ist noch nicht verkauft.

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14 Comments

  1. says: martin

    lieber ken the man,

    hochverehrtes musik und dj genie, du fleischgewordenes discogs und mein ewiges vorbild, meiner erinnerung nach war speed garage ne mitt/end neunziger spielart aus england, definitiv eher schneller, aber unten rum doch eher wuchtig danke garage / dnb basslines bass-fahrgestell / einlfüssen. so ungefähr. kann mich noch an m1 flyer erinnern, ende zweites, wo auf einmal „speed garage night“ (so ähnlich) aufm flyer stand.

    hab mich mit der musik nie groß auseinandergesetzt, verschwand aber soweit ich weiß, wie so vieles damals aus england, bald wieder von der bildfläche.

    zeitmässig befinden wir uns bei diesem artikel irgendwo zwischen 2006, 2007, 2008 und der von mir beschriebene housesound war einfach stumpfes wie schreiendes gebretter und würde ich nicht speedgarage zuordnen. hab ich so auch nie zuvor und danach wieder gehört und ich meinte, ich hätte damals auch paar mal zum thorsten gesagt, „also oben, da läuft echt ein sehr eigenartiger house“.

    hochachtungsvoll

    😀

  2. says: Ken™

    Liebster Martin,
    da die meisten Speed Garage Sachen eben ziemlich schnell waren und es oft ganz viele hässliche R&B Speed Garage Remixe gab und zu deiner beschriebenen Zeit ein kleines wiederaufflammen dieser obskuren Musikrichtung statt fand (allerdings unter einem etwas anderen Namen, der mir momentan nicht einfällt- ist aber auch egal- war sowieso nur ein kurzlebiges england-hype-ding), dachte ich mir… Ach egal, wenn es nicht das war was Du gemein hast, dann VERZEIH MIR BITTE DIESES EINE MAL, sollte ich falsch gelegen haben! 😉

    Btw: Sind Bücher eigentlich immer noch so schweineteuer? 😀

  3. says: martin

    also speedgarage hieß damals speedgarage du eule! 😀

    das revival ging dann an mir vorbei. und sowieso egal: war mies 🙂

    bücher sind immer noch schweineteuer! und der hugendubel macht zu! und noch kein statement von kuhn!

    und sonntag: tatort stuttgart!!!1111!!!

  4. says: jaytext

    das reicht! den von mir geliebten uk-garage-sound so zu verunglimpfen tut mir echt weh. dass teutonische-techno-trottel die musikalische genialität eines mj cole nicht verstehen – klar. aber dass auch der geschätzte künstlerblog hier (und seine leser) nur die negativen auswüchse – die uninspirierten remixe von miesen r’n’b-tracks – wahrnimmt. seufz. zum glück gibt’s das „neuland“, über das ich mir die immer noch blühende subkultur von der insel reinziehen kann: http://www.mixcloud.com/tag/uk-garage/
    liebe grüße

  5. says: LKTRSNDY

    Also Speedgarage war für mich damals einfach nur schneller House. Da gabs doch auch mal so einen Carl „Tuff Enuff“ Brown. Der hat mal auf ner Mayday aufgelegt.

    Ich glaub was ihr meint war so Ibiza House? Oder?

  6. says: Oli

    Erinnere ich mich da noch richtig? Thorsten hat dort aber eine Weile aufgelegt. Und habt Ihr nicht dort auch mal eine Party veranstaltet („Ducati Riders“ oder so ähnlich)?
    Die Zustände die Du schilderst würde ich ab dem Jahre 2009 genauso wiedergeben. Aber davor ging der Laden recht gut ab und die Mucke oben war eigentlich immer fett. Nichts mit Remixen von RnB-Hits. Einige coole Stuttgarter DJs waren am Start. Vor allem auch bei den Malboro-Parties. Und den unteren Floor gab es glaub erst später.
    Egal, in den letzten Jahren war der Club wie Du beschrieben wirklich Müll.

  7. says: martin

    thorsten war länger dort ja, aber zweiter floor von anfang an meine ich. und oben hab ich echt nie gute musik gehört. zumindest nicht wenn ich da war. und marlboro party gab es nur eine oder?

  8. says: Oli

    Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich meine es waren 3 Marlboro Events. Ich denke am Anfang war es gut, bis sich die damaligen Gesellschafter verkracht haben, das war dann der Anfang vom Ende. Danach ging es rapide abwärts. Und Musikgeschmack liegt ja immer im Auge des Betrachters 🙂
    Und ich denke Kohle haben die genug verdient – kommt nur immer darauf an, wer die dann hat bzw. ausgibt 🙂 Egal, Laden zu – ist besser so. Vom Design war er aber geil.

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