Schwabe sucht Frau

Eigentlich hatten wir uns über die neue BaWü-Kampagne schon bisschen ausgelassen. Aber ich sag’s mal mit Thorsten’s Worten – naja – da muss noch einer. Im Manager Magazin bin ich auf die erste Printanzeige der neuen Kampagne gestoßen. Unglaubliche Headline: Es muss ein Rock durch Deutschland gehen.

Der Lechblog fand’s gut, einige von euch vielleicht auch. Ich musste erst mal denken: „Macht Angie jetzt einen in Print-Anzeige? Ist schon wieder Wahl?“ Ne, die meinen nicht die Kanzlerin, die meinen uns. Mich. Berufstätige Karriereladies für’s Schwabenland. Young Professionals, die nicht wissen, wohin mit dem Ehrgeiz.


Screenshot der Kampagnen-Webseite – sah im Manager Magazin aber auch so aus wie rechts. Kann man auch draufklicken

Ui ui ui. Selten eine „Sympathiekampagne“ mit weniger Sympathie bei mir (Zielgruppe?) erlebt. Die Idee ist es wohl zu zeigen, dass in BaWü so unglaublich viele Karrierefrauen unterwegs sind, denen es dank Frauenquote beim Daimler super gut geht und die daher so glücklich sind wie nie und nirgendwo.

Was ist also die logische Schlussfolgerung: Alle Frauen ab nach BaWü. Hier kommt ihr weg vom Herd, werdet glücklich und alt auch, dank ewiger Lebenserwartung. Alles Dank BaWü, nicht weil ihr was könnt, nen üblen Studiengang gewählt habt oder besonders clever seid. Ne, im Land wo Mich und E4-Stellen fließen geht es allen Röcken gut.

Zu sagen, dass das Ganze bei mir einen fahlen Beigeschmack hinterlässt, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Ich würde die Kampagne 1:1 China empfehlen um die Folgen der Ein-Kind-Politik zu bekämpfen: „Hier boomt die Wirtschaft, hier ist die Kohle, da braucht ihr eigentlich nix mehr können, herkommen reicht, die Welt erwartet euch.“

Vielleicht ist das der wahre Grund hinter der Kampagne? Schwabe sucht Frau! Her mit den Berliner Modebloggern und den Münchner Party-Girls! Die Ingenieure aus dem Ländle suchen Frauen?

Mal abgesehen von diesen potenziellen Fehlinterpretationen amüsieren mich auch formale Stilblüten, wie die Hashtags #Frauen oder #Bildung. Mega angesagter Scheiß, diese Hashtags. In ner Printanzeige ein wenig wie ein SLS AMG mit Parkkralle: Eigentlich hot gedacht, kommt aber nicht so recht vom Fleck. Bisschen wie die ganze Anzeige.

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12 Comments

  1. says: Frau Doktor

    Das erinnert mich an die Parties meines Fachbereichs Kunstgeschichte (Frauenanteil 90 Prozent), an denen wir uns an Ingenieurs-, BWL-, Jura- und Chemie-Studenten dumm und dämlich verdient haben – und mit der Asche dann großartige Exkursionen zu auch für die weniger gut betuchten Studentinnen erschwinglichen Kosten in die Kunstmetropolen Europas machen konnten. Those were the days…

    … aber im Ernst: Seit wann haben wir den in BaWü Frauen-Mangel? Und welche mit einem Funken Selbstachtung versehene, gut ausgebildete Frau soll sich von so einem dämmlichen Text ansprechen lassen, dem die Herkunft aus einem All-Male-Werber-Stammtisch aus allen Poren tropft?!

    Mir ist der Sinn dieser ganzen Städte/Länder/Regionen-Imagekampagnen sowieso schleierhaft (außer, die Spezl von den regierenden Parteien mit Aufträgen zu versehen naturellement), aber das hier schlägt doch dem Fass den Überlauf aufs Auge. Und das alles von unseren Steuergeldern, würde jetzt meine Oma sagen.

  2. says: JMO2

    Phantastisch…ist das wirklich echt und von einer grün-roten Regierung abgenommen worden?

    Passend zu Kutmasters Theorie das dies alles aus 1959 sei, ist für mich die liebevolle Bezeichnung „Tanzclub“, die genutzt wird um Clubs/Discotheken zu bezeichnen. Aber an der geographischen Einordnung verschiedener Lokalitäten müssen die noch arbeiten

  3. says: ada

    word!
    habe diese anzeige auch vor ein paar tagen entdeckt, und musste sie mir mehrmals durchlesen, da ich es einfach nicht glauben konnte.
    enzk- einfach.nur.zum.kotzen.

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