Dear Tupac…

Ich weiß nicht ob du online bist oder anderweitig über die aktuellen Geschehnisse auf Mutter Erde informiert wirst. Falls es dich interessiert, du hast laut Wiki mittlerweile 75 Millionen Tonträger verkauft. Vielleicht gibt dir ja Mama, die, soweit ich richtig informiert bin, mitunter etwas deine posthume Karriere betreut und alle zwei Jahre eine verstaubte Kassette mit deinen Reimen aus irgendeinem Speicher in L.A. zieht, einen anderen Zwischenstand durch. Kann ich mir aber kaum vorstellen.

Ich schreibe dir, weil du ein Phänomen bist. Ich bin ein kleiner DJ in einer mittelgroßen Stadt in Süddeutschland und möchte dir hiermit mitteilen, dass du nicht nur wie blöd Platten verkaufst, sondern auch unendlich geliebt wirst! Das tut einem Künstler doch auch immer wieder ganz gut zu hören, oder? Die Nachfrage nach dir und deinen Liedern ist wirklich unglaublich groß. Ich denk mir immer, Mensch, der Kerle ist doch schon lange übern Jordan gegangen, aber nee, du hältst deinen Marktwert.

Klar, wie gesagt, hast ja auch wirklich genug Material zurückgelassen. Und eventuell freut dich das ja – nach Biggie fragen nicht so viele. Aber vielleicht hockt ihr zwischenzeitlich gemeinsam peacy auf einer Wolke und genießt mit ein paar Video-Chicks gemeinsam euren himmlischen Frieden, dann haste jetzt schon was um ihn bisschen aufzuziehen.

Deine Fans sind wirklich vehement, wenn nicht zu sagen anstrengend. Du bist meist der erste Wunsch des Abends. „Alter, spielste auch was von 2Pac?“, fragen sie, oft auch wenn der Laden noch leer ist. Je mehr Zeit verstreicht und desto näher das unweigerliche Ende der Party rückt, desto flehender, gar verzweifelnder werden die Rufe nach dir. „Tuuuuuuupack, Aldaaaaaaa biddääääääääää!“ Sie stehen vor mir und falten dabei die Hände zusammen, als läge es in meiner Macht, dich für einen Augenblick wieder lebendig zu machen.

Mittlerweile habe ich meine empirischen Studien begonnen und kann dir eine erste Analyse durchgeben. Deine Fans sind Anfang 20, männlich, meist mit multiethnischem Hintergrund und einem großen Ego.

Das interessante dabei ist also, dass sie zum Zeitpunkt deines Todes gerade mal 10 oder 11 Jahre alt waren, wie z.B. ein Abräumer den ich kenne, ein gestandener, muskelbepackter Kerl, der sicherlich so mancher Fliege was zu Leide tun könnte, wenn wer will, aber mit Tränen in den Augen behauptet: „Isch lübe Duuback, ährlisch, spielsch oder?“ Ich vermute, obwohl du als Lyriker unter den Rappern giltst, bist du für diese Kids nicht nur ein Mythos oder Märtyrer, sondern, obwohl du nicht mehr unter uns weilst, auch der Prototyp des unbreakable Gangsters, härter als Eminem und 50 Cent zusammen. Gegen dich wirkt selbst Bushido wie der Filialleiter der Kreissparkasse Simmozheim.

Das Problem ist nur, dass ich nie so ein großer Fan von dir war. Ich hab mir damals natürlich auch dein „letztes“ Album „All Eyez On Me“ gekauft, dass wirklich super war, aber dann warst du auf einmal tot und Jay-Z kam um die Ecke. Deswegen hab ich neben der ollen Matte „California Love“ und als kleines „Schmankerl“ „How Do You Want It“ dem nach dir lechzenden Publikum leider nicht viel zu bieten. Ist zwar nen bissle Alibi-mässig, ich weiß, aber mehr geht halt net. Ich hoff du verzeihst mir das und freust dich trotzdem über den aktuellen Stand der Dinge unten bei uns. Bis bald. Dein Ram.

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4 Comments

  1. says: Disco

    … und das Scheißding is auch noch Platz #1 der Spiegel-Sachbuch-Charts (glaube ich).

    Sachbuch? Is das´n professioneller Ratgeber/Lexikon zum Drogen dealen & für Fäkalsprache, oder was?

  2. says: martin

    120.000 verkaufte exemplare bislang. bushido ist der star auf der frankfurter buchmesse. ich hab mich schon bis zur seite 68 der 50 cent biographie gequält, glaub bei bushido gehts in die ähnliche richtung 🙂

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