Bitte komm nie wieder, Pflaumenbaum

Großeinsatz im Puff, Großeinsatz im Pflaumenbaum, unsere Cops hatten viel zum Schaffen vergangenes Wochenende. Nachdem der Pflaumenbaum in S-West Ende Mai dicht gemacht wurde (Stichwort Flatrate-Kübeln), lud man vergangenen Samstag one more time voll geheim im Internet, unter anderem stilgerecht auf Kwick.de, zum letzten großen Besäufnis ein.

Aber die Schutzpolizei weiß ebenfalls wie Internet geht und beendete unsanft zur Peaktime die Abschiedsparty. Die Gerichtsvollzieherin langte dabei noch ordentlich in die Kasse. Geiler Abend. Guter Abend. Für Stuttgart.

Ich wunderte mich im September 2006 im Sub Culture, dass es eine derartige Lokalität überhaupt in der Stadt und dazu auch noch in meiner Nachbarschaft gibt. Here we go.

Man möge mir verzeihen. Letzten Monat war ich ein wenig übermütig und erlag den Nachwirkungen eines Runners High. Aber lieber Runners High als high im Pflaumenbaum auf der Toilette liegen. Ich erzähl euch jetzt mal was über meine Stammkneipe.

Der Pflaumenbaum ist bei mir um die Ecke, im Stuttgarter Westen – übrigens „Deutschlands größtes zusammenhängendes Altbaugebiet“. Wer mir das nicht glaubt, kann das auch in dem absolut empfehlenswerten Bildband „Stuttgart – Zwischen Wald & Reben“ von Judith Schenten und Heike Schiller (12,80 Euro, raumzeit3 Verlag, ISBN 3-00-017575-X) nachlesen. Nein, Judith und Heike sind keine Freundinnen, die sich mit schönen Stunden bedanken. Das Buch gab es letztes Jahr zu Weihnachten.

Also in unserem idyllischen Westen gibt es also einen Pflaumenbaum. Ohne Zweifel: Eine großartige Diskothek, draußen in Ilsfeld oder Deckenpfronn, die ein absolut hochwertiges Kulturprogramm bietet, nach dem sich auch Feuilletonisten geradezu die Finger lecken.

Sogar Opa Grass soll Gerüchten zu Folge demnächst auf exklusive, deutschlandweite Pflaumenbaum-Lesetour gehen. Logisch, das Publikum freut sich immer über die Geschichten von früher. Ulrich Wickert ist anscheinend als Support-DJ dabei.

Aber bei allem Respekt vor stilvollen Plastikholz-Imitat-Bars und Schwarzwald-Atmosphäre: In meinem Barrio muss das wirklich nicht sein. Kommste Freitagabend von der Arbeit mit der S-Bahn nach Hause, fragen dich an der Schwabstraße hässliche Kinder, wo es denn bitte zum Pflaumenbaum geht.

Beim ersten Mal habe ich noch arrogant und abwertend geantwortet: „Ihr habt euch verfahren. Hier gibt es SO ETWAS nicht.“ Und habe sie dann aufs Wirtshaus Troll verwiesen, ebenfalls ein feiner, uriger Laden.

Mittlerweile weiß ich es besser. Das Ding gibt es wirklich und macht mich fertig. Ich bin mal gegen 19 Uhr vorbeigefahren. Da machen die wohl auf und die Leute stehen Schlange – 100m weit. Als wäre das Bier knapp und morgen Krieg. Wer bitte schön geht um 19.00 Uhr in die Disco?

Normale Leute müssen am Wochenende um diese Uhrzeit erst mal ihre Dealer checken um den ganzen Stress abzubauen, natürlich. Während die dann gegen Mitternacht losziehen, überlegen sich zwischenzeitlich viele Pflaumenbaum-Fans, ob sie sich den Magen auspumpen lassen sollen. Gegen 01.00 Uhr wird in der Regel kapituliert.

Als ich mal nachts die Rotebühlstraße Richtung Heimat hoch gelaufen bin, kamen mir etliche Alkoholleichen entgegen. Andere okkupierten diverse Hauseingänge in ihrer Kotzlache. Sie müssen sich aber noch irgendwie zum HBF auf den letzten Regionalexpress durchschlagen. Nach Hause zu Mama. Drei Kilometer geradeaus sagte ich. Es muss die Hölle sein.

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29 Comments

  1. says: JMO2

    Das erklärt den langen Blaulichteinsatz vom Samstag. Das einzige was ich vom Pflaumenbaum immer mitbekommen habe, waren die Jugendlichen die in der S-Bahn Haltestelle vorgeglüht haben. Ich wollte mich selber nie in die Höhle des Löwen begeben

  2. says: Busyicer

    denson und busy-icer sind sich zu nichts zu schade und haben es gemacht JMO2

    wobei denson der crazy mother fucker war sogar zwei mal da!!!

    http://a100c.wordpress.com/2008/11/15/pflaumenbaum/

    aber die DJs da sind die besten…

    ist echt wie aufm wasen beim autoscooter

    der DJ kündigt jeden titel an und bringt immer wieder n flotten spruch…
    den DJ könnt ihr euch so vorstellen: richtig FETT, hat kaum platz hinter seinem DJ pult, die ganze zeit n mic in der hand und zwei ganz normale CD plyer ohne gar nichts! also wirjklich so zwei bausteine…

    das beste war an dem abend wo er „hip hop“ angekündigt hatte und es plötzlich scratch geräusche gab…
    ich war verwirrt und hab mich umgesehen und zum DJ rüber geschaut. nein er hatte nicht noch einen plattenspieler auspackt.
    NEIN! er hat mit seinem fingernagel auf dem mic „gescratcht“
    das war aber die lustigste DJ pervormance die ich je in einem club gesehen habe….

  3. says: JMO2

    So eine Scratchperformance sollte es beim nächsten kessel.tv Geburtstag auch geben 🙂

    Geil, das hört sich ein wenig nach der Spiegel TV Reportage an, die am Wochenende auf VOX lief, über Großraumdisotheken in Ostdeutschland. Da hat der DJ auch zwischendurch Veranstaltungstipps durchgegeben

  4. says: busyasabee

    hab mal wieder nicht mal mitbekommen, dass das sing dichtgemacht wurde, aber ich hab mich gewundert warum die schwabstrassenhaltestelle plötzlich so leer war freitags abends…

  5. says: Thorsten W.

    Ich hab da mal vor nem halben Jahr angerufen, weil ich hin wollte und was für die Stuttgarter Nachrichten schreiben – „Wir möchten momentan nicht in der Presse erscheinen“ war die Antwort 🙂

  6. says: Jarolle

    ich hatte schon diabolische pläne wie ich den könig von mallorca geschickt vor dem laden abpass ohne auf der toillette auf ihn warten zu müssen um ihn anzukotzen!

  7. says: Basey

    Hm ich wohn 2 Steinwürfe davon entfernt, auch schon n Weilchen, ich muss aber sagen, dass ich jetzt noch nicht so viel davon mitbekommen hab wenn ich ehrlich bin. ich mein die Gestalten die bei mir rumlaufen, also da Ecke Polizei/Pennymarkt sind auch gruselig genug, das reicht mir wenn ich ehrlich bin. Jeden Monatsanfang die riesen Schlange Junkies vor der Apotheke die sich Ersatzdrogen (pöse Unterstellung, ich weiß) holen. Naaaja, trotzdem ich liebe die Ecke einfach, und jetzt ohne Pflaumenbaum wart ich einfach bis es noch schöner wird…

    Ah halt, mir fällt ein, dochdoch, ich hab auch schon n paar mal seltsame Gruppen gesehn die nach Party aussahen, und ich hab mich immer gefragt warum die hier in der Schwabstr. AUS und nicht EINsteigen. Aber jett ist das ja geklärt 🙂

    Und da sagt nochmal einer Internetz macht dumm!

  8. says: näna

    man kann nur hoffen, dass die apfelbaum-leute schnell was neues finden und dann dort wieder gut aufgehoben sind. nicht, dass die sich irgendwann in den guten läden verlaufen…

  9. says: Chris †

    Hoffentlich fällt die Pflaume nicht weit vom Stamm ! Das Publikum ist ja nun nicht weg sondern nur woanders………..*creepy-music*

  10. says: chris

    Die Schwabstrasse wurde ja zum Schluss mit Horden von Polizisten bewacht. Ich dachte immer: wo bitte schön ist hier im Westen das Britney Spears Konzert?

  11. says: Vanillepeter

    @ Wasilis

    ein glück gibt es in lubu auch noch einen UND dazu noch nen apfelbaum…i can’t wait for the weekend to begin

  12. says: Nostalgiker

    In Erinnerung an meine Jugendzeit bin ich über den Artikel gestolpert. Ich musste mehrmals stark schmunzeln, da ich einiges exakt so erlebt habe, allerdings exakt auf der anderen Seite als regelmäßiger Besucher des Pflaumenbaums. Die letzten beiden Jahre des „Baums“ habe ich so nicht mehr mitbekommen, da für uns Dorfjugend aus dem S-Bahn-Einzugsgebiet mit der Volljährigkeit der Reiz verflogen war dort hin zu gehen.
    Mit Mitte 30 kann ich absolut nachvollziehen warum diese Lokalität dichgemacht hat, sei es aufgrund alkoholmissbrauchs (sobald man drin war konnte man sich mit Zigarettenasche problemlos den „18er-Stempel“ auf den Handrücken malen, hat keinen Interessiert) oder die stark ausländerfeindliche Türe, welche Gäste, die Namen fernab von „Müller“ nicht reingelassen haben. Stress gab es dort trotzdem immer wieder, da sich laute Musik, Alkohol und Halbstarke nunmal schlecht vertragen…

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