Dokumentarfilm über einen Friseursalon in Stuttgart West: Waschen und Leben

Heute gelernt: Obiger Dokumentarfilm „Waschen und Leben“ von 2010 hat angeblich einige Fans in Stuttgart und bringt regelmäßig Menschen zum Weinen. Jenke Nordalm und Michael Baumann haben über ein Jahr lang den „Salon Ulla“ im Stuttgarter Westen (Seyffer-Straße) besucht und den Alltag der damals 70-jährige Betreiberin Ulla Rau-Profe in ihrem Kleinod, in dem die Zeit fest gefroren scheint, begleitet.

Kann man zwar nicht vergleichen, aber erinnert mich ein wenig an den phänomenalen Staubsauger-Vertreter-Film „Die Blume der Hausfrau“, der vor einigen Jahren in Stuttgart entstand. Einige Jahre ist gut, von 1998 ist der. Damn.

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Ulla führt seit über 40 Jahren ihren Frisiersalon im Stuttgarter Westen. Die Gesprächsfäden scheinen hier nie abzureißen. Da wird Sekt getrunken, gegessen, geplaudert und das schon fast verstrichene Leben verhandelt. Ullas Kunden sind mit ihr alt geworden und lassen sie an ihrem Leben und deren Schatten teilhaben. Frau Schrag (73), die die Verletzung, nach über 20 Jahren Ehe vom Mann verlassen worden zu sein, überwindet und mit beiden Beinen im Leben steht. Frau Haar (89), die wie ein junges Mädchen um Selbständigkeit ringt oder Frau Eiffert (87), die ob ihrer Schmerzen, morgens gar nicht mehr aufwachen mag.

Sie alle zerbrechen sich den Kopf über ihre verbleibende Zeit. Herr Bläser (76) hat beispielsweise vorgesorgt und die einzige Immobilie seines Lebens erstanden: ein hübsches Stück Friedhofsrasen. Und der 102-jährige Herr Holzschuh kann trotz seiner großen Lebenserfahrung Ulla nicht wirklich sagen, was denn nun „danach“ eigentlich kommt. Sie alle brauchen Ulla. Sie ist eine feste Instanz in ihrer Leben geworden. Niemand anderem wollen sie ihre Haare und sich anvertrauen. Doch Ulla ist schon über 70. Die harte Arbeit im Salon wird für sie immer beschwerlicher. Wird sie es schaffen, endlich mal auf sich zu hören? Ein Film über Vergänglichkeit und die Kunst mit Humor und in Würde zu altern.

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