The Gaslight Anthem

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Na also, geht doch. Der Sommer ist gerettet. The Gaslight Anthem waren das. Wieder ein Beweis, dass Rock’n’Roll mehr drauf hat als Gott – aber bitte nicht deren Sänger Brian Fallon erzählen. Ich glaube, er mag Gott. Ich ziehe trotzdem die neue Platte seiner Band vor. „Handwritten“ heißt die.

Funktioniert wieder tadellos, wenn man einen auf Lebenserfahrung machen will, aber gerade keine zur Hand hat oder The Boss nicht ans Telefon geht. Denn Gaslight Anthem kennen nämlich den kleinen Eckladen, in dem Bruce Springsteen immer seine Glückskekse kauft. Deswegen muss guter Rat ausnahmsweise nicht teuer sein. Apropos: Wirft man vollgerotzte Papiertaschentücher eigentlich auch ins Altpapier? Oder ist das normaler Müll?

„Handwritten“ finde ich auch an sich eine gutes Motto. Gerade heutzutage kann man Menschen ja jahrelang kennen, ohne je deren Handschrift gesehen zu haben. Jetzt NEU, der Analogblog für mehr emotionale Transparenz:

Sauklaue, oder? Aber trotzdem fast echt, kaum doppelter Boden, „handegemacht“ – als ob’s allein deswegen schon gut sein müsste. Das ist der letzte große Irrtum des Rock’n’Roll.

Die Stärke von Fallon und seinen Freunden liegt eh ganz woanders: Wenn man den Menschen nicht mehr über den Weg trauen will, sind Haustiere eine Option. Aber wenn noch irgendwas zu retten ist, dann können Gaslight Anthem genau da den Glauben ans Gute stärken. Das Lächeln auch. Ein paar wehmütige Melodien, ein paar weise Worte, dann lächeln und trotzdem „Motherfucker“ zum Leben sagen. Nix da: „Alles Geil!“, eher so: „Hand her, dann ist’s besser“. Tatze oder Pfote geht natürlich auch.

Eine wunderschöne Platte ist das. Ideal, um sich irgendwas gefühlsduseliges auf die Knöchel oder den Hals tätowieren zu lassen, eine schmutzige Fahne aufzuhängen oder halt mal ein bisschen freundlicher zu sein, als ursprünglich geplant. Guter Nummer auch, wenn man Springsteen, Tom Petty und Punkrock gerne mögen würde, das aber irgendwie nie hinhauen will. Brian Fallon singt dazu. Und der Kerl wird langsam zum echten Popstar – nicht nur bei kulleräugigen Chucksmädchen und Veganerinnen mit so vielen Tattos wie Plänen für das Leben.

Meine Freundin Helmut ist im sozialen Netzdingens ihres Vertrauens einer Gruppe beigetreten, die „Breaking Up With Your Boyfriend because he is not Brian Fallon“ heißt. Gerade als ich eine gründen wollte, die „Breaking Up With Your Girlfriend because she’s not Brian Fallon“ heißt, fiel mir auf: „Hui, das klingt jetzt irgendwie komisch.“

Die Bros von der Testosteronfront finden Gaslight Anthem aber eh „schwul“. Keine Ahnung, die ziehen sich bei Hardcore Konzerten auch manchmal die T-Shirts aus und reiben sich bei lauter Musik gegenseitig aneinander. Die müssen es wissen. Von mir aus können sich Gaslight Anthem auch einen Wagen beim CSD mieten. Und „Here Comes My Man“ singen. Besser als die Pet Shop Boys – und es muss ja auch nicht immer Madonna sein, Dimitri.

Workingclassmäßig ist das Quartett auch weit vorne – waren in den vergangenen Jahren oft in der Gegend zu Gast. Unter anderem auch im Jugendhaus West und im Keller Klub – beides verpasst, weil halt immer irgendwas ist.

Als sie vor ein paar Jahren im Vorprogramm von Social Distortion in München gespielt haben, schrieb ich dem Schlagzeuger eine eMail: „Wann geht ihr auf die Bühne, ihr Säcke? Wenn ich euch nochmal verpasse, beisse ich mir in den Arsch!“ Er schrieb zurück: „Gegen Acht, aber ich möchte trotzdem sehen, wie Du den Stunt machst. Ginge das?“.

Zack. Bumm. Stau auf der Autobahn, Höhe Adelzhausen kurz vor Odelzhausen. Miese Gegend, da muss sogar ein Firmenschild für Belustigung sorgen, auf dem „Alko“ steht. Machen wir’s kurz: Die ersten vier Lieder haben wir verpasst beim Konzert. Nur meine fürsorglichen Freunde Gasoline, MitbewohnOmatic und Nanno konnten mich davon abhalten, mir in den Arsch zu beissen. Obwohl ich glaube, dass das beeindruckend gut ausgesehen hätte. Gaslight Anthem kommen übrigens aus Brunswick in New Jersey. Ich befürchte, ich möchte nur ungerne nicht an einem Ort schlafen, der „Brunswick“ heißt.

Am  31.10. spielen sie LKA. Ich posaune das jetzt schon ungefragt durch die Gegend, weil ich befürchte, dass das Konzert bald ausverkauft sein könnte. Dann ist das Gemotze wieder groß. „Öh, nicht gewusst. Menno. Könnte mir in den Arsch beissen.“ Karten gibt’s hier: also da.

Bis dahin: Platte kaufen, damit Cro an der Chartspitze auch mal mit anständigen Leuten rumhängen darf. Hier kommt unser neustes Kessel.tv-Feature, der Analog-Link – funktioniert ganz simpel: Kannste draufklicken, passiert nix. Hier: Ratzer Records, Hauptstätter Straße 31, S-Mitte. Nur für den Fall: Second Hand Records, Leuschnerstraße 3, S-Mitte geht natürlich auch. Echt.

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15 Comments

  1. says: Peter

    Ich feier die Platte gerade auch sehr, auch wenn mir Brian Fallon in Interviews manchmal zu brav und diplomatisch ist. Will’s immer jedem Recht machen.
    Bin am 31.10 auch am Start! Nur weshalb spielen da die „Blood Red Shoes“ als Vorband? Hat wahrscheinlich einer von Universal gedacht: „Haja, die haben auch Gitarren – das passt gut.“

  2. says: Jo

    nie von denen gehört. laut youtube ne neue teenieband?!
    hat jemand die neue scheibe von TGA im orischinal?
    die scheint mir mal richtig schlecht broduziert so nach den ersten klängen zu urteilen… da muss mehr bass rinn … :-/
    egal, songs lassen sich gut an.

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