Polizei Darmstadt – geile Bullen, Alder!

Wir sind große Fans von Polizeimeldungen, beziehungsweise von jener Person, die sie verfasst. Sind vielleicht auch mehrere, man weiß es nicht. Eines Tages werde ich ein Interview mit der Schreiberpraline oder dem Schreiberling machen, steht fest im Plan.

Leser JMO2 hat uns gestern aus seiner Heimat (?) Darmstadt – wie läuft´s eigentlich so in der dritten Liga? – eine kuriose Polizeimeldung geschickt. „Stilistisch stehen die Jungs dort den hiesigen Schreibern bei der Polizei auch um nichts nach.“ Definitiv nicht, finde sie fast noch eine Spur kreativer.

POL-DA: Darmstadt: „Ihr seid echt die geilsten Bullen, Alder!“
Haftstrafe gerade noch mal abgewendet

Darmstadt (ots) – Große Erleichterung verspürte am Dienstagnachmittag (16.8.2011) ein 26-jähriger Mann aus Darmstadt, nachdem er nach langem Hin und Her gerade noch die Verbüßung einer 65-tägigen Haftstrafe abwenden konnte. (Grundsolide Einleitung, das „nach langem Hin und Her“ verharmlost die Situation und deutet darauf hin, dass es lustig werden könnte.)

Der Mann war von Zivilfahndern der Darmstädter Polizei auf dem Luisenplatz festgenommen worden: Gegen ihn lag ein aktueller Haftbefehl wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz vor. Zur Auswahl standen die Einzahlung von 650,- EUR Geldstrafe oder 65 Tage Haft in einer Justizvollzugsanstalt. Siegessicher präsentierte der 26-Jährige einen Einzahlungsbeleg über die geforderte Summe. („Siegessicher“ würde meines Erachtens die Stuttgarter Polizei nicht schreiben, würde ja bedeuten, man triumphiert über die Grünen.)

Zu seinem Pech stellte sich jedoch schnell heraus, dass diese Summe für einen zweiten Haftbefehl gegolten hatte, den er erst vor wenigen Tagen eingezahlt hatte. (Damn!) Bei zwei Haftbefehlen kann man schon einmal den Überblick verlieren und so war die Verzweiflung groß. (Aaawww, Mitleid! Sätze dieser Art liest man in Stuttgart nur, wenn es um Katzen unter Range Rovers geht, aber nicht um Schwerverbrecher.)

Die „Freunde und Helfer“ (DAS würde der Stuttgarter Pressemann definitiv NIE reinhacken.) gaben dem Mann noch eine Chance, innerhalb seiner Verwandtschaft telefonisch Geld aufzutreiben. Das Telefon glühte und das Gesicht des Mannes wurde immer länger, wollte ihm doch keiner der Verwandten aus der Patsche helfen. (Perfekte Bildsprache!  Man leidet förmlich mit, toll geschrieben! +1 Polizei Darmstadt)

Erst kurz vor den Toren der Justizvollzugsanstalt kam bei den Beamten die für den Mann erlösende Nachricht an, dass nun doch mehrere zahlungswillige Verwandte auf der Polizeiwache eingetroffen seien. Die dort erschienenen Oma, Tante und Cousine (Merke: Jeder Gangster hat drei starke Frauen an seiner Seite.) meinten zwar „Ein Tag im Knast täte Dir mal gut!“, ließen ihn aber letztlich doch nicht hängen. (Genau! Auch hier: Super Bildsprache, kann man sich richtig vorstellen wie es auf der Station zu ging. Und geschickt eingefädelt von dem Verfasser: Nicht wir die Polizei belehren, sondern die Verwandtschaft. Seht her Gesellschaft, das Prinzip Familie funktioniert auch heute noch prima. Jetzt ist diese Meldung nah am Grimme-Preis.)

So konnte die Geschichte letztlich doch noch zu einem für den Betroffenen glücklichen Ende gebracht werden, was wohl auch in den Dankesworten „Ihr seid echt die geilsten Bullen, Alder!“ irgendwie zum Ausdruck kommen sollte. (Super Schlusswort, markierte Unsicherheit bei der Jugendsprache, aber genau wissen was Sache ist, da Alder mit d geschrieben. Kriegt man für „Bullen“ eigentlich nicht gleich nochmals ne Strafe aufgebrummt?).

Fazit: Geht nach diesem Beispiel, sind die Darmstadter Schreibcops noch ein Stückchen wortgewandter und phantasievoller und suggerieren weniger eine gewisse Allmacht, sondern stellen sich auch etwas in Hintergrund. Allerdings erinnert der Duktus an die Stuttgarter Pressestelle, wenn diese mal ein wenig aus sich rausgehen kann.

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21 Comments

  1. -> „Kriegt man für “Bullen” eigentlich nicht gleich nochmals ne Strafe aufgebrummt?“
    Für ein nicht geäußertes aber vorgeworfenes „Scheiß Bullen!“ in Richtung zweier Polizisten standen 1000 Euro im Raum. Vor Gericht geht’s dann bei Widerspruch auch auf jeden Fall. Aber das ist eine lange Geschichte.
    Ich kaufe ein „a“, ein „c“, noch ein „a“ und ein „b“.

  2. says: neongrau

    Durfte am WE in Zürich auch nen deutschen Cop kennenlernen, der besagte 4 Buchstaben auf den Arm tätowiert hatte. Dafür hab ich ihm direkt n Bier spendiert =)

  3. says: kutmaster

    Mich würde eigentlich mehr interessieren, warum gestern abend 45 Minuten lang ein Polizeihubschrauber über meinem Haus kreiste. Gibt’s leider keine Pressemeldung des PP-Stuttgart dazu.

  4. says: giano

    @kutmaster
    ein freund von mir war gestern zeuge einer anscheinend überkrassen schlägerei vor dem vapiano in der bolzstraße. 2 jungs auf einen. anscheinend sehr professionell. die jungs sind sehr ruhig vorgegangen. dann ruhig weggelaufen haben sich um die einmischung meines kumpels und eines anderen passanten absolut nicht gekümmert. haben sogar ihren cls mitten auf der bolzstraße stehen lassen. polizei kam und hat dann im großen stil nach denen gesucht.

  5. says: kutmaster

    Nee, der stand direkt über der Werastrasse mit der „Schnauze“ weg vom Park. War laut wie sau, der flog so tief, dass man die Insassen beobachten konnte.

    Auf twitter scheint man wohl an Paranoia zu leiden. Für 20 Gegner im Park braucht man keinen Heli…

  6. says: kutmaster

    Haha, hab ich jetzt erst gelesen:

    „Wer im #Schloßgarten war als der #Polizei Hubschrauber hochauflösende Fotos schoß, ist nun Teil einer #Rasterfahndung? #S21“

    Angesichts der Tatsache das BAA (Bei-Abriss-Aufstand) Bilderstrecken vom „besetzten Feldherrenhügel“ veröffentlicht, auf denen man die Gesichter der Leute dort gut erkennen kann, ein sehr erheiternder Tweet…

  7. says: coco

    Der Heli, war auch bei uns in der Haußmannstr (gut, ist ja auch fast die Wera)….ist aber dann bis hoch zur Uhlandshöhe und sogar noch bis hoch zum Bubenbad gehovert.
    Aber finden tu ich auch nix.
    Das er Bilder vom Park gemacht hat, glaub ich nicht, aber was anderes (Mord, Raubüberfall, Pokemonkarten-Diebstahl im Totto-lotto Lädle…) gabs ja auch nicht zu hören.
    Illuminaten?

  8. says: Frenemy

    Tschüss du Kasper …. Kostet auf der Gutenberg Wache 500 Euro…. Ich dachte dabei mehr an den polizeikasper, der die Prinzessin vor dem bösen Dieb und dem Krokodil gerettet hat. Aber der Richter sah das nicht so und bestand darauf, dass der Wachtmeister tatsächlich in seiner Ehre verletzt wurde…. Ich finde aber auch das ein Wachtmeister in einem radgruppen Revier nicht so empfindlich sein soll. Ich habe bezahlt und seine Ehre für 500 Euro wieder aufgefrischt….

  9. says: kutmaster

    Krass, der Schlecker ist bei mir umme Ecke. Kauf da immer Doppelkorn, Tampons und Zigarillos.

    Da freu ich mich gestern, endlich wieder in Stuttgart zu sein, ohne das mich in Berlin irgendein unterbelichteter Schwaben-Hater abgefackelt hat und dann sowas!

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