Là Pour Là

 

Ich shoppe nach Farben. Das geht denkbar einfach: „Palümpalüm, was ham’se denn in Schwarz da?“. Ist keine böse Absicht, höchstens etwas Autismus, Faulheit und halt und kein Interesse an buntem Zeug. Das sollen die tragen, die’s mit ihrem Gewissen vereinbaren können oder eben wirklich Lust darauf haben. Mir Wurst wie Fleisch.

Trotzdem: ich freue mich, dass Maria Marci (früher Geschäftsführung bei „Kauf Dich Glücklich“ in Stuttgart), Hannes Orange (Yeah!Club, Musiker, Pop.Not.Pop-Veranstalter) und sein Bruder Christian Steim (Gründer von WG gesucht) im September ihren Laden „Là Pour Là“ eröffnen. Da kann ich ab und an vorbeistiefeln, abgehangene Witze über Mode machen, vielleicht einen Kaffee schlawinern und freundlich plaudern. „Là Pour Là“ ist eine Ableitung von „L’art pour l`art“ – „Kunst, um ihrer selbst willen“, bedeutet das.

Im „Là Pour Là“ gibt’s Indie-Hipster-Zeug aus England und Skandinavien, Sushi und Plunder. Das ist gut. Denn in solchen Geschäften sieht man immer die glücklichsten Menschen. Sie bezahlen an der Kasse, dann gehen ihre Tüten mit ihnen auf die Straße. Wären es nicht so viele Tüten, könnte man ihr Lächeln besser sehen. Aber einen Tod muss man immer sterben.

Die Resultate sind auch global sehr wichtig: spätestens am Abend laufen lauter lächelnde Menschen in schöner Kleidung durch die Straßen, andere schauen hin und freuen sich wahnsinnig darüber. Kreislauf. Alle Glücklich: 3.9., ab 12 Uhr, ist Eröffnung, Königstr. 1. In der Passage da unten, durch die man fast nie laufen möchte.

Weil einige Engländer gerade Randale mit Revolution verwechseln, hab ich aber bald Shopping-Probleme. Ich kaufe nämlich gerne Platten. Und grinse dann mindestens so entrückt. Sieht man nur besser, weil die Tüten bei Ratzer nicht so groß sind. In London brannte jetzt – neben viel zu vielen anderen – ein Haus, in dem wie immer niemand wohnte, der’s verdient gehabt hätte, zu brennen. Es lagerten nur die Plattenbestände von circa 160 Indie-Plattenlabels. Die Platten, bestimmt für den Vertrieb. Hier gibt’s den Artikel dazu.

Klar, es sind nur Platten, aber an jedem verwüsteten Geschäft hängt eine Existenz. Ich verstehe irgendwie nicht, weshalb „Unruhen“ darauf rauslaufen, in Geschäften Flachbildschirme und Turnschuhe zu plündern, anstatt in der Downingstreet die Türe einzutreten oder sie wenigstens zu vernageln, wenn alle drin sind. „Scheiss Staat, scheiss Bullen – Los, lass uns Tante Emma auf die Fresse hauen und danach fackeln wir Sigrun Wöhr den Laden ab. Revolution.“ Herrschaftszeiten, ich kauf‘ mir jetzt was Buntes.

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7 Comments

  1. says: LKTRSNDY

    Schmerzhaft für den, dem das Label gehört hat und der jetzt keine Platten mehr verkaufen kann, vielleicht seine Künstler nicht mehr bezahlen kann, weil die würden ja auch noch etwas kriegen und im Notfall jetzt zum Arbeitsamt latschen darf.

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