Krupa, der Kehrwochen-Rebell

kehrwoche

Kollege Thorsten hat sich heute früh über den schwäbischen Ruf und schwäbische Eigenheiten ausgelassen und witzigerweise habe ich gestern Abend mit dem weltberühmten Kutmaster Krupa (immer noch ohne Facebook-Fanpage) unter anderem über die Kehrwoche gechättet.

Die schwäbische Tradition findet unser alter Überrübermacher getreu seiner Revoluzzer-Grundstimmung natürlich total dämlich. Würde ich aber glaub auch, wenn ich eine machen müsste.

Dabei ist die schwäbische Kehrwoche fast schon eine Art „Kulturgut“. So findet man zumindest auf Wiki einen Auszug aus dem Stuttgarter Stadtrecht von 1492:

„Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, (…) jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrath jede Nacht an den Bach tragen.“

Aber Kulturgut hin oder her – man kann sich auch einfach dagegen weigern. Wie eben unser Kutmaster. Klar, nä?

M: mahlzeit

kutmaster: mal dei zeit selber – möhaaaaaaaa – tusch!

M: der alte gassenhauer

kutmaster: 3 jahre ausbildung elektrogrosshandel. mahlzeit – mahlzeit – mahlzeit – mahlzeit – mahlzeit – mahlzeit – mahlzeit – öööööööhrks! Warum? warum sagt das jeder? haben die den ganzen tag nix geredet oder was? ich verstehs net. es reicht doch einmal ein „hallo du kackgesicht“ und dann is gut für den tag oder?

M: tja, deutsche tradition oder so

kutmaster: aha, sicher einfach nur schwäbisch. schwaben sind eh alle komisch. hauptsach´ kehrwoche selber machen und damit die 10 euro putzgeld sparen im monat

M: nana, jetzt hier mal keine klischees runter donnern!

kutmaster: soso, klischee nennst du das? dann wohne ich wohl schon seit 12 jahren das Klischee

M: ich hab noch nie kehrwoche gemacht

kutmaster: ich auch net. aber ich werde immer wieder mal „nett“ daran erinnert. hab glaub schon 4 briefe bekommen und die weiber über mir gucken mich immer fies an. „des isch die sau. die macht koi kehrwoch!“

M: ach du musst eigentlich eine machen oder wie?

Kutmaster: ja, bloss nie gemacht. Allerdings ich hoffe noch, die geben auf. da darf man gar nicht erst klein beigeben. das muss so sein als wenn die gegen ne wand reden. gar nicht erst ausflüchte einfallen lassen. ich sag immer gleich „nö, mach ich net“. dann hassen dich zwar die 2 alten schachteln, aber das kann mir glaub egal sein.

M: eben, auf die wolltest eh nicht mehr draufspringen

Kutmaster: wenn das meinen vermieter wirklich jucken würde, wäre ich schon längt draussen

M: du bist schon so ein rebell

kutmaster: ein kehrwochen rebell. haha

M: der kehrwochen rebell aus dem osten – in doppelter hinsicht hihi

kutmaster: ich würde ja gerne einfach 10 euro mehr miete zahlen und dafür beschäftigt das haus dann einen der das macht. aber da steh ich halt alleine da

Join the Conversation

17 Comments

  1. says: Lino

    Kutmaster hat so verdammt Recht. Ich würde sogar 50 Euro im Monat mehr Miete zahlen, um von diesem elendigen Kehrwochenschild verschont zu bleiben.
    Alles selber machen ist ein furchtbarer Arbeitsplatzkiller! Outsourcen den Mist!

  2. Klar, kann man eine Putzfirma engagieren, die das macht. Wäre vielleicht auch passender, in dieser Welt. Aber genau deshalb finde ich die Kehrwoche so toll. Weil das eine der wenigen Punkte ist [Der einzige?!], den man für seinen Gebäudekomplex macht.

    Es gehört einfach zum Samstagsputz dazu. Sich über den Nachbarn aufregen, der letzte Woche dran war und net gescheit geputzt hat, sich ärgern, dass genau heute überall Laub rumliegt… Einfach mal in dieser anonymen Welt das Gefühl haben, man tut was für seine anonymen Nachbarn. Mit Bekannten quatschen, die vorbeilaufen. Mit dem Postboten flirten. Fuck, das ist mega Klischee, aber es isch so xD

  3. says: MethodMan

    war mein erstes verdientes Geld. Damals noch 10 DM. Ohh wie ich den Herbst gehasst habe.
    Nun bin ich froh, in einem dieser Wohnhäuser zu wohnen die jemand dafür bezahlen.

  4. says: Volker

    Ich sag nur Kehrwochennazis.
    „Dahanda muss emmer alles sauber sei.“

    Bin ich froh, dass die Kehrwoche von der Nachbarin für eine Aufwandsentschädigung erledigt wird ;-).

    Aber mal im Ernst: Im Winter ist das kein Spass mit Glatteis, alten Leuten, dem Austrutschen und der groben Fahrlässigkeit.

  5. says: Jo

    Auszug aus der „Schwabe“:

    Nehmen Sie die Kehrwoche bitterernst.
    Bei diesem schwäbischen Ritual samstäglichen Putzwahns werden Sie von allen Nachbarn am Anfang argwöhnisch beäugt, wie Sie es mit dem Putzen halten. Lesen Sie die Hausordnung intensiv durch und fragen am besten bei den Nachbarn nach, ob es irgendwelche Besonderheiten gibt.
    Sie wandeln auf einem sehr schmalen Grat! Putzen Sie zuviel, wird es heißen „Dia wellad ons wohl zoiga, dass mir Dreggsäu send?“, bleiben aber Flächen ungereinigt, werden sich die Nachbarn zuraunen „Dia miassad’s buddza au no lärna!“.
    Wichtig ist es vor allem, die Kehrwoche öffentlich durchzuführen, wischen Sie daher am besten die Treppe zu Zeiten, wenn alle das Treppenhaus benützen. Stöhnen Sie dabei leise vor sich hin, wirkungsvoll sind einige Wassertropfen als Schweißersatz auf der Stirne. Knallen Sie den Schrubber lautstark in alle Ecken, damit jeder im Hause hört, dass hier „anschdändig“ gearbeitet wird.
    Stauben Sie wöchentlich sämtliche Einmachgläser, die im Keller herumstehen, ab, die leeren auch von innen! Ferner wird der Velourteppich nach dem Staubsaugen mit einer speziellen Bürste von den Streifen befreit, die die Rädchen des Staubsaugers hinterlassen haben.

    [Quelle: http://www.petermangold.de/schwabe_werden.htm%5D

    Kehrwoche muss sein – da gibts gar nix !
    😀

  6. says: chris

    manchen fettleibigen menschen würde es gut tun, wenn sie öfters mal ihr kehrwoche machen würden.
    ihr seit einfach flekmatisch. ich mach meine kehrwoche alle 4 wochen in 45 bis 60 minuten. und wo liegt das problem. keine 60 minuten zeit wa, lieber im internet rumgammeln. ja ja das hammer gern.

  7. says: krisi

    dieser artikel passt mal wieder zu gut: denn erst gestern habe ich meine blase an der hand, die ich vom wilden kehrwoche machen bekommen habe, verarztet.

    grundsätzlich habe ich nichts dagegen (wie auch mein vorredner chris), dass ich alle vier wochen für 45 min. an der frischen luft bin. aber die doofen blicke und kommentare der nachbarn, können mir echt gestohlen bleiben: „des henn‘ seh‘ aber ned richtig g’macht, da müssed seh‘ au‘ d‘ kandel kärrah“ und die bemerkung am „schwarzen brett“: kehrwoche immer von sonntag 24 uhr bis sonntag 0 uhr 🙁

    selber kaum noch bewegen können, aber im motzen ganz groß – die haben probleme – tztztz
    manch‘ einer muss nach einem harten zehn stunden tag dann noch abends um 20.30 uhr den gehweg kehren – ja und?!!!!! ich motz‘ doch dann auch nicht, wegen ’ner blase an der hand …

  8. says: Jo

    des koahsch doch loggor am samschdag vormiddag macha – ischs beschde middel gegen den hängouwer von freidag nacht. abends werden (auch!) mich keine bruddelnden alte hennen dazu bringen
    :-p und unser hausdrachen is ne üble nummer, auch wennse langsam altersmäßig schwächelt … schad eigentlich 😉
    O-Ton: „… Die jongen Damen onder Ihnen machet nie d’Kehrwoch – so missät Sie ämmerr d’r Drägg von zwei Wocha macha….“ 😀

    Und letztens ging dann auch noch das Kehrwochenschild verschütt!!!!! … Dass es keine Hausversammlung gab wundert mich heute noch … Werd da glaub aber mal ein ernstes Wort mit den „jongen Damen onder mir“ reden müssen :-p

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert