Kessel Events geht in die Insolvenz

Ziemlich offiziell: der Stuttgarter Konzertveranstalter Kessel Events geht in die Insolvenz. Die Insolvenz wiederum, das ist ganz grob erklärt: die alte Geschichte vom nackten Mann, dem man nicht mehr in die Taschen greifen kann.

Die bislang anberaumten Konzerte (u.a. im Goldmark’s, Universum, Keller Klub) können zumindest von Kessel Events selbst nicht durchgeführt werden. Das Problem: Für andere Konzertveranstalter ist das nur wenig attraktiv, nun die durchaus zahlreichen Veranstaltungen von Kessel Events aufzufangen – beziehungsweise durchzuführen:

Wurden bislang beispielsweise ordentlich Tickets für Konzerte verkauft, liegen die aus dem Vorverkauf erzielten Geldbeträge während des eingeleiteten Insolvenzverfahrens auf Eis – sprich: all das Geld, das für die Durchführung, zum Beispiel für Gage, Catering, Technik, Helfer, Gema benötigt wird, ist weg – auch wenn schon 300 Tickets verkauft wurden.

Auf der anderen Seite: Die Konzerte, für die bislang kaum Tickets verkauft wurden, und die somit noch über finanziellen Spielraum verfügen würden, bieten gerade deshalb keinen großen Anreiz für andere Veranstalter.

Die Rückerstattung für bereits gekaufte Konzertkarten ist derweil auch hinfällig: das Geld liegt ja auf Eis. Daran werden sich noch einige Freunde vom Stuttgart Festival erinnern, die am Ende Karten für ein Festival besaßen, das nicht stattfand. Ganz doof und etwas dicker aufgeblasen: So funktioniert Finanzkrise.

Und noch ein bockstarker, romantisch völlig überzogener Traum: Das Kulturamt der Stadt fragt mal schüchtern bei Kessel Events nach, ob sie irgendwie helfen können. Zumal einige Clubs, in denen viele Konzerte von Kessel Events geplant waren – wenn’s ganz dumm läuft – im Herbst ein großes Problem bekommen werden: Keine Konzerte, keine Getränkeeinnahmen.

Trotzdem: Jetzt erstmal viel Glück und Durchhaltevermögen an Sebbi und die Kesselrunde.

Join the Conversation

3 Comments

  1. says: Fabian

    hm, ich mochte das programm von kessel events eig. nie (auch radio clash war für mich nicht so das ding), aber klar ist es fies, wenn sowas passiert.

    wo ich aber skeptisch bin ist die aussage, „keine konzerte keine getränkeeinnahmen“. ich glaub nicht das generell auf konzerten so viel umsatz an der theke gemacht wird, da zitier ich auch einen clubbesitzer, der deshalb vermehrt auf partys gesetzt hat (ist für clubs ja eh weniger aufwand als so ein fucking konzert). beim singer songwriter konzert nuckelt doch jeder an ner orangina den ganzen abend

  2. says: martin

    weniger mag sein und wird auch so sein (abhängig vom konzert und location, bon jovi aufm wasen ist sicherlich ein super geschäftle ;)).

    aber freilich stimmt prinzipiell der satz garantiert, weil ein konzert ja schon getränkeeinnahmen (oder zumindest mal umsätze) generiert (reinkomm-bier, zwischen-bier, after-bier oder zwei wasser braucht auch ein konzertgänger), auch wenn die freilich nicht so hoch sein werden wie auf einer mehrstündigen party.

  3. says: Jörg

    Wir brauchen eine Veranstalter- und Clubförderung.

    Kunst oder Neuland ist nahezu immer defizitär. Die Musiker*innen sind meistens die Leidtragenden, denn Gagen von denen sie leben können, bekommen nur die wenigsten.

    Man könnte darüber jetzt viel schreiben. Tatsache ist, dass ein durchgehend hochwertiges Konzertprogramm ohne zu viele Kompromisse nur mit finanzieller Unterstützung möglich ist. Es besteht vor Allem kaum Raum für Experimente.

    Clubkonzerte funktionieren finanziell nur sehr unbefriedigend. Deswegen ist eine Förderung, wie es Theater, Tanz, Oper, Museen oder Jazz bekommen absolut notwendig. Popkultur ist ein Bereich, der kaum gefördert wird und das muss sich ändern.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert