Israelvis

Ich lieb‘ mein Barrio auch, bin aber trotzdem abgehauen. Israel, Tel Aviv. Hab mich bei der Gelegenheit auch gleich mal  als Risikogruppe auf Flughäfen eingestufen lassen – wie Günne Wallraff back in the day. Macht Spaß. Hab‘ freilich auch extra die gute Unterwäsche angezogen, nicht die H&M-Geschichte mit dem lommeligen Bündchen.

Frankfurt war harmlos: „We have some more security checks for You, Sir“, sagt die nette Dame beim Boarding, als ob sie extra noch Kuchen oder anderes Süßzeug vom Mittagessen für mich übrig gelassen hätten. Stattdessen sitz‘ ich auf einer Bank, an der alle anderen Passagiere vorbeilaufen, wahlweise grinsen oder grimmig schauen.

Einer setzt sich zu mir und sagt „Ah, the bad guys‘ bench“. Im Security Büro nimmt dann einer mit Tüchern, die auf so eine Art hellblaue Schuhlöffel gestreift wurden, Abstriche von meinen Schuhen, meiner Tasche und meiner Hose. Die Tücher kommen in irgendein blinkendes Gerät und dann lächelt der freundliche Mann.

Flughafen Tel Aviv war geiler: Die Frau bei der Passkontrolle greift präventiv zum Hörer und ein grimmiger Kerl kommt und führt mich aus der Schlange ab in ein Büro voll mit adrett uniformierten Damen und Herren, die nicht ansatzweise lächeln. Quatsch Comedy Club geht anders.

„Michael, if i take a close look at your bags: Would I find any illegal substances?“. „Nee, hab hauptsächlich Zeit mitgebracht. Darfst aber ruhig schauen, wenn Du auch so viel hast, wie ich“, möchte ich sagen. Mach ich natürlich nicht. Gegenüber von Bewaffneten soll man die doofen Witze einschränken. „No, but feel free to check anyway“, sage ich. Dann lächelt er und sagt „Welcome to Israel, enjoy your stay“. Die CVJM-Pilgerchristin, die mich in der Schlange gefragt hat, ob die Tiefe des Herzens bleibt, wenn alle Menschen, die man mag sterben, haben sie durchgewunken. Freaks.

Kurz lächeln musste ich, als ich erst einen Flyer von Stuttgart’s Finest auf dem Boden gefunden habe und ein paar Meter weiter das Ganze nochmal als Plakat bewundern durfte. „Sentinel – The German Luger“. Uiuiuiui. War leider schon.

So, ich mache jetzt Urlaub und kaufe mir das totschicke „Guns’n’Moses“ T-Shirt. Ach, und zu Thorstens Barrio-Bildern möchte ich kurz erwähnen: Gestern Abend war’s doch etwas schattig bei 15 Grad im Straßencafé. Kann man sich locker erkälten. Heute am Strand war’s besser. Shalom.