Cordon Bleu im Alpenrausch

War letzte Woche in Südtirol. Genauer gesagt bei Meran aka Merano im schönen Passeiertal. Kann ich uneingeschränkt empfehlen. Einzige Urlaubs-Alternative waren wie bereits gesagt die Summerclosing auf Ibiza… nein!

Im Urlaub sammelt man gerne neue Erfahrung und lernt eventuell sogar noch was dazu. Zum einen kann wandern, für mich völlig unerwartet, attraktiv und richtig sportlich sein. Zumindest wenn man aufsteigt bzw. hochgeht (klettern fange ich als nicht ganz schwindelfreier Mensch definitiv nicht mehr an in diesem Leben) pumpt ordentlich die Düse.

Wenn man es von 1400 auf 2300 Meter geschafft hat, davon ein nicht unerheblicher Anteil Hasenbergsteige plus X-Prozent-Steigung, fühlt man sich oben angekommen leicht kingig. Zur weiteren Selbstbefriedung hab ich gerne auf das GPS meines Handys geglotzt. 2100… 2200… 2300… Brotzeit! Veschper! Aufschnitt! Schlachtplatte! Apfelstrudel! Allerdings muss ich sagen, dass runter doch ziemlich auf die Gelenke geht und der Sessellift manchmal angenehmer gewesen wäre.

Meine letzten Wanderungen lagen mit Eltern über 20 Jahre zurück, waren alles andere als cool und geprägt von Motzerei. Muss ich da mit? Müssen wir da hoch? Wann machen wir Pause? Wann sind wir wieder im Hotel? Wann gehen wir zum Badesee? War bestimmt nicht ganz unanstrengend, so für Mama und Papa. Sorry.

Wurde man mit 12 noch abends mit einem Micky-Mouse-Teller belohnt, gönnt man sich heutzutage gerne Alkohol nach dem Sport. Gelernt, Teil 2: Der Aperol Sprizz, trotz heftigen Diskreditierungen („Weiber-Getränk!“) auch im Jahr 2010 mein absoluter Lieblingserfrischer, heißt eigentlich Veneziano, stammt tatsächlich aus Venedig und wird vor allem in Südtirol massig gesüffelt.

Ungeklärt war für mich ebenfalls bis letzte Woche die Herkunft des guten alten Cordon Bleus. Gabs einmal abends zum Essen und sofort kam dabei wieder die Frage nach der Entstehungsgeschichte auf, die mich schon länger quält.

Erster Gedanke, klar: Aus Frankreich. Aber wenn man es sich genau überlegt – und ohne Wiki-Plugin beim Abendessen hockt – kann das eigentlich gar nicht sein: Irgendwie zu plump für die französische Küche.

Man muss sich das mal überlegen: Man nimmt zwei Schnitzel und leimt die mit Schinken und Käse zusammen. Dagegen wird wahrscheinlich sogar ein Royal TS  zur Brigitte-Diät der Woche. Ich kenne Menschen, die finden Cordon Bleu durch und durch pervers, und ich kann sie sogar verstehen.

Wenn man die elementaren Bestandteile analysiert, könnte man meinen, das kann eigentlich nur – nein das muss! – deutsche Wirtshaus-Kultur sein! Vielleicht entstanden in jenen Jahren, als der Marshall-Plan voll aufging und dem Deutschen ein Schnitzel schlichtweg zu armselig und zu einsam auf dem Teller lag. Und damit man beim Verspeisen ein gutes Gewissen hatte, gab man dem Monster einen Namen, der nach französischer Sterneküche klang.

Natürlich könnte das Cordon Bleu z.B. auch deutsch-französischen Ursprungs sein, fabelte ich am Tisch. Vielleicht ging irgendwann im vorletzten Jahrhundert oder länger ein deutscher Bursche namens Hans-Joachim, genannt Hajo, auf Wanderschaft bis nach Paris. Dort verliebte er sich in Elise.

Hajo pochte auf die alte Rollenverteilung und forderte Elise permanent auf, ihm doch sein geliebtes gutes Schnitzel rauszubacken. Elise sträubte sich aber, weil sie keine Schnitzel mochte, sondern nur Schinken und Käse. Aber sie wollte natürlich auch ihren Hajo glücklich machen und so schob sie als Kompromiss eines Tages eine Scheibe Schinken und eine Scheibe Käse zwischen zwei Schnitzel. Davor soff sie sich Mut an und das Cordon Bleu war geboren….

Jut, half alles nix und meine dämliche Geschichte brachte uns auch nicht weiter, also galt es nach dem Dinieren den Hotel-Rechner zu stürmen und Wiki anzuschmeißen: „Schnitzel Cordon bleu [k??d???blø] („Blaues Band“) oder kurz Cordon bleu ist ein mit Käse und Schinken gefülltes, paniertes Schnitzel vom Kalb. Vermutlich stammt das Rezept aus der Schweiz.“

Aus der Schweiz – vermutlich! Aber interessant: gefüllt und vom Kalb. Ich kenne es nur vom Schwein und mit zwei Teilen. Also die Trümmer-Variante. Steht aber auch auf Wiki, dass man es so backen kann. „Zur Herkunft des Namens gibt es zahlreiche Legenden, doch keine gesicherten Informationen. (…) Der Zusatz „à la cordon bleu“ kommt in älteren französischen Kochbüchern vor und bedeutet so viel wie „nach Art der guten Köchin““

Ah ha! Populär wurde das Cordon Bleu laut Wiki in den 50ern, also vielleicht auch doch ne kleine Wirtschaftswunder-Speise. Wer weiß. Ich jedenfalls mag Cordon Bleu. Und das war ein sehr fleischiger Beitrag, auch wenn es in den letzten Wochen in der deutschen Medienlandschaft ziemlich viel um Vegetarismus geht. Guten!

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8 Comments

  1. says: anja

    Bei „High School Musical“ spielt einer mit der heißt „Corbin Bleu“ sage aber immer „Gordon Bleu“ zu ihm… was mich wiederrum an „Cordon Bleu“ erinnert…. hach… diese Assoziationsketten…

  2. says: Whiskydrinker

    Südtirol ist schon cool, weil es relativ nahe ist und man eine relativ gut Chance auf Sonne hat. Ich bin da schon vom Wandern braungebrannter wie von 14 Tagen Mittelmeer zurück gekommen.

    Allerdings habe ich da immer das Gefühl, dass ich den Altersschnitt radikal senke.

    DIe Therme von Meran ist übrigens auch ziemlich genial.

  3. says: R.

    Fahre am Wochenende auch in die Ecke. Danke für den Tipp mit der Therme – sieht super aus. Sonst noch irgendwelche Insider-Tipps? Z.B. für ne nette Unterkunft?!

  4. says: julia

    @R: wo fährste denn genau hin? da gerade noch hochsaison ist, wird es schwer was günstiges zu finden… kommt auch darauf an, was du suchst. pension, *hotel oder gar ein *****hotel??

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