Snoop Dogg auf der Freilichtbühne

Achtung: Das ist ein absolut „izzle“-freier Text! Alle Bilder in der obigen Galerie von Martina Wörz, vielen Dank.

Oh Gott, ist das schön hier. Eine Perle der Natur wie ein Kasten Krombacher (gibt 500 Euro, dieser Halbsatz), dieses charmant abgewetzte Rondell mit leichtem Amphitheater-Charakter. Warum ist man hier eigentlich nicht öfter? Wer spielt hier noch so? Dieter Thomas Kuhn? Jedes Jahr viermal hintereinander? Danach geht er in die Milchbar auflegen? Eigentlich sollte man allein deswegen zu Dieter Thomas Kuhn gehen, nur auf oder in der Killesberger Freilichtbühne rumzuhängen. Gut, nein, das machen wir nicht.

Problem (wie immer bei Freiluftgeschichten (in Stuttgart)?): 22:00 Uhr ist hier Schluss. 22:00 Uhr halt! You know the game von deiner WG und den Cops vor der Türe. Musik aus. Jetzt ist Zapfenstreich, aber ganz zappenduster. Sonst klatscht es, aber kein Beifall (bloggen wie Mama) und der Killesberg ruft die Polizei (was er übrigens schon am Samstagmittag macht, falls er mal von einem SEMF beim Rasenmähen gestört wird).

snoopdogg

Wenn dann also der Act um kurz nach 21 Uhr (endlich) im weißen Shirt (Anmerkung für unsere Instyle-Leser) die Bühne betritt – warum auch immer und vielleicht weil er sich einfach nur im Park verlaufen hat – bleiben also noch so 50 bis 55 Minuten Showtime. Das war der große Wermutstropfen gestern Abend bei Snoop Doggs einzigem Deutschlandkonzert (die Gigs bzw. Nicht-Gigs in Bayern vergangenes Wochenende waren DJ-Auftritte) und die Buhrufe und Pfiffe blieben am Ende nicht aus. Die kurze Spielzeit war in der Konzert-Review unmittelbar danach das Hauptthema („Wie fandsch?“) – in meinem Umfeld zumindest.

Dass Snoop Dogg ein episches zweieinhalb Stunden Konzert hinlegt, hat wohl kaum jemand geglaubt. Dass er aber um halb neun langsam mal anfängt, schon eher der eine oder andere, zumal gegen 20:00 Uhr die BigFM Deko abgebaut wurde, nachdem Rockmaster B plus MC brav das kleine HipHop-Einmaleins absolviert hatten #einheizen.

(Einschub, kommt grade von Geige per Email rein: „Foo Fighters in Hamburg haben 3 h 20 m gespielt und nicht einmal dabei gerappt.“)

Gut, Mr. Thomas B. wiederum meinte, Hauptsache es kam Gin & Juice, allein dafür hätten sich die 50 Euro gelohnt. Sonst wäre er sauer gewesen. Auch eine Ansicht. Und logo, das war eine Powershow. Die knappe Zeit wurde von Snoop und seinem Back-up aus Drummer, Bassist, Keyboarder, DJ und Kurupt (Dogg Pound) überwiegend für sämtliche HipHop-Hits genutzt (eigene, fremde), lediglich unterbrochen von der einen oder anderen RnB-Eurotrash-Hybrid-Affigkeit, auf die die Amis seit einiger Zeit stehen.

Demnach war die Stimmung während des Konzerts – natürlich – euphorisch-großartig und der HipHop-Arm von  4.500 verkauften Karten (sold out in einem Tag)egal ob im Innenraum oder auf den Rängen, gut eingeölt und permanent in Bewegung oder vielleicht noch gut in Schwung vom HHO.

Denn: Viele Bekannte getroffen und Aussi, Tatti-Benni und ich haben allein eine Tonne weggedampft. Team Blau war natürlich auch da, ja meine Güte, lasst doch mal die Leute in Ruhe. Woanders juckt das kein Schwein.

Die knappe Stunde war Happening-Eventkultur pur, was wiederum HipHop-Puristen und Snoop-DieHards vielleicht weniger gut fanden. Natürlich ist es ein schöner Zug, den beiden großen Toten des HipHops jeweils ein Lied zu widmen.

Ob man allerdings „I Love Rock´n´Roll“ anstimmen muss, weiß ich nicht, wenn man selbst so unendlich viel Material in über 20 Jahren angesammelt hat (und btw. laut Kennern des aktuellen Albums „Bush“ davon kein Lied lief, hab es selbst leider noch nicht durchgehört und kenn nur die Single). Andererseits: Zweitverwertung ist das ureigenste HipHop-Prinzip.

Pünktlichkeit ist wiederum – so zumindest das gängige Klischee – ein ziemlich deutsches Prinzip. Und die deutscheste aller Bands sei sowieso Kraftwerk, meinte gestern mein Kumpel Bams. Die fangen nämlich punktgenau um 20:00 Uhr an. Meist mit Roboter. Kraftwerk sagen dafür aber ned so viel.

Snoop Dogg hat dafür einiges gesagt und wusste immerhin, dass er in Stuttgart ist (Jubel). Ist ja auch nicht selbstverständlich (Hello Hamburg, how are you?!). Und wenn er in fünf Jahren oder so nochmals nach Stuttgart kommen sollte, rennen wir wieder hin.

P.S.: Und noch die drei Dinge, die ich nie im Leben machen würde:

1. Eigener Club

2. Konzerte und / oder Großveranstaltungen

3. Konzerte mit US-Rappern

P.S.S.: Kombl Bams kommt abzgl. aller Fremdtunes (2Pac, B.I.G., Jump Around etc) auf 32min Netto Snoop. Ghetto Netto Mitarbeiter des Monats.

snoopdogg

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29 Comments

  1. says: VanDamme

    Bei uns war die Enttäuschung über den viel zu kurzen Auftritt am Ende eher mäßig: weil Wetter + Freilichtbühne + kurze Schlangen an den Bierständen + viele Bekannte das Ganze sowieso zu nem Spitzen-Abend gemacht haben! Hätte auch Dieter T. K. nicht toppen können…

  2. says: martin

    ha so rundum wars ein netter abend, klar. schon wie eingangs eben erwähnt aufgrund der location. schade nur auch dass man so schnell raugestrieben wurde, hätte da gerne noch ein bierchen getrunken. aber gut, muss halt leer sein bis halb 11 oder so.

  3. says: andee

    Kurz bevor ich mir das T-Shirt vom Leib reißen wollte, war auch schon wieder alles vorbei :-/ 1 EUR pro Minute (sind das schon Bordellpreise?) – geile Location & Wetter (alta!) – sehr organisierter Ausschank – coole Leute und 1A Stimmung 😉 Wie ein Stück Vieh herausgetrieben zu werden, is auch nicht so mein Ding, daran könnte man noch arbeiten. Zivilbullen & Kontrollen find ich auch total unnötig, genauso wie Leute in Handschellen abzuführen die ihre Sportzigaretten rauchen (wirklich passiert) – „sehr geehrte polizei, sperrt alle kiffer ein“, hat auch schon dieser Marsimoto auf dem HHO am Samstag gesungen 😉

  4. says: Kerstin

    Hatte ich mal in Zürich in den 90ern, einziges Cypress Hill Konzert in Europa. Hingecruist, Einlass 20 Uhr, Konzertbeginn 22 Uhr, Konzertende 23.00, heimgecruist.
    Aber geil wars trotzdem 😀

  5. says: VanDamme

    @ martin

    Haha, ja, das Abklatschen war im Verhältnis so kurz wie der Auftritt!

    Zu den Polizeikontrollen: unmöglich, dass die schon auf der Kräherwaldstraße so dermaßen dick kontrolliert und alle Fiestas mit mehr als vier Personen rausgezogen haben, dass wir mit dem Bus ewig im Stau standen … schien mal wieder alles sehr übereifrig!

  6. says: andee

    Insgesamt verzeichnete die Polizei im Rahmen des Rap-Konzerts hauptsächlich Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz – ganze 76 an der Zahl. In 72 Fällen ging es um Marihuana, in drei Fällen um Haschisch, in einem Fall um Amphetamine. Das hatten die Beamten nicht anders erwartet, wie Sprecher Jens Lauer sagte: „Der Snoop ist ja bekannt dafür, dass er sich für Marihuana einsetzt.“

    http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.snoop-dogg-in-stuttgart-polizei-fans-wollten-gangster-rapper-nicht-gehen-lassen.47db7959-d76a-4e92-9821-dc6ce4f066c9.html

  7. says: kutmaster

    „Hey, wie wars bei Snoop?“

    „Cool, 76 Drogenverstöße.“

    „Net schlecht, am Wochenende war ich auf dem HHO, da gabs über 100!“

    „Fett, bin bissle neidisch jetzt, nachher ein Bier auf der Wache?“

  8. says: Dozy

    Ha ja – insgesamt war’s halt kurz und unmotiviert. War halt nicht die Über-Show, aber ich sag mir: Besser als den Abend zuhause auf der Couch zu sitzen. Nur die Leute, die z.B. aus Hamburg anreisen, sich zwei Tage Urlaub nehmen und ein Hotelzimmer blechen müssen, tun mir halt ein bissle leid.
    Ich hatte nen netten Abend. Würd fast sagen, dass Snoop aufgrund der mageren Performance einfach nebensächlich war.

  9. says: Marco

    War irgendwie erwartet. Die letzten 2 mal mit snoop auf dem HHO und in Böblingen waren exakt dieselbe Geschichte: Wer spät kommt kann früher gehen.

    Es ist wie du schreibst: keine Konzerte mit US Rappern.

  10. says: martin

    klar, wie schon oben auf vandamme gesagt, war das ein nicer sommerabend in einer tollen location. aber ich kann die leute schon auch verstehen, wenn sie sauer sind. gerade natürlich wie dozy schreibt, wenn man von weit her kommt. dann ist das natürlich extrem ärgerlich.

  11. says: Micha

    Also, im Park verlaufen hat er sich sicherlich nicht. Er wurde (wie ich auch nicht anders erwartet hatte) ganz einfach erst um 21:03 Uhr anchauffiert, genau bis vors Stage-Loch, da hätte sich nicht mal Stevie Wonder verlaufen können.
    Habe wohl intuitiv das richtige gemacht und kein Ticket gekauft, somit nur 2 Euro in mitgebrachtes Bier investiert , dafür war es dann auch super-ok, jederzeit gerne wieder ; )

  12. says: martin

    natürlich hat er sich nicht im park verlaufen hahaha, aber der gag fiel am abend. – ein bekannter von bams war sein fahrer und hat ne stunde vorm hotel gewartet

  13. says: Ben J.

    Richtig, die Foo Fighters bekommt man fast nie unter 3 Stunden von der Bühne. Das Konzert in Hamburg war der Oberhammer und dafür hätte ich auch 1 Euro pro Minute bezahlt – auch wenn nur 1/2 von Nirvana auf der Bühne standen. Die geben halt alles auf der Bühne und legen nicht ein Minimalprogramm hin wie der Herr Broadus. Den kiffenden Selbstvermarkter hab ich vor einigen Jahren mal auf den HHO gesehen und danach für mich entschieden, dass der mehr suckt als ein Gh*tton*gger an Jin and Juice.

  14. says: stegoe

    Ein rassistischer Diss wird nicht weniger rassistisch durch die Verwendung von Sternchen und wird auch nicht besser, wenn man nicht mal bestimmte Alkoholika richtig benennen kann.

  15. says: Ben J.

    @STEGOE… Rassistisch? Ach ja, du siehst mich ja nicht. Als maximalpigmentierter N*ger dürfte ich sogar ohne Sternchen tippen (darf ich doch, oder?), muss aber nicht sein. Es reicht aber wohl, dass Gutmenschen wie du sich ihren Kopf über mich zerbrechen. Süß. Und ja, ich weiß, dass es Gin heißt – danke für die Lehrstunde in Alkoholika.

  16. says: martin

    Lil Wayne Review.

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.lil-wayne-im-stuttgarter-lka-begrenzte-bombenstimmung.6e9fb19e-b00c-4dee-aaf8-e554ba714e73.html

    „Epilog: Man hat schon manch ein Konzert erlebt, das nicht ganz so gut oder eher so mittelgut war. Aber ein Publikum, das derart enttäuscht, desillusioniert, konsterniert, verblüfft und herb enttäuscht nach Konzertende ratlos vor der Halle steht – das ist dann doch eine große Ausnahme. Für 59 Minuten Unterhaltung hat es 62 Euro Eintritt bezahlt. Multipliziert mit den rund 1500 Besuchern ergibt sich für Lil Wayne ein Minutenlohn, der selbst Messi oder Ronaldo neidisch machen dürfte.“

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