Eine Woche im März 2020

Anschließende Fragerunde. Wie lange? Können wir nicht sagen. Es fällt ein vages „bis nach Ostern“. Stimmte nicht. Nein, können wir nicht sagen.

Irgendwann ist die PK vorbei, die meisten Leute haben irritiert den Raum verlassen. Ich versuche offside Fabian Mayer NOCH eine Frage zu stellen („WIE LANGE???!“), er schaut mich nur kurz an, jetzt nicht, Martin! (Er war in seiner Jura-Studienzeit Barmann im Waranga, seitdem kennen wir uns.)

Benny Kieninger von Fridas Pier ist ebenfalls noch anwesend. Ich stehe mit ihm vertrottelt und vereult in diesem Kommunalpolitikraum herum. Er will mit dem Schairer reden. Der schaut uns beide nur an, sein Hirn muss ihm suggerieren, okay, DAS sind jetzt die beiden anwesenden Quoten-Clubheinis, und sagt nur: „IHR MÜSST JETZT EINFACH EURE CLUBS ZULASSEN.“ Okay! 

Benny Kieninger, Fridas Pier, nach dem Einschlag.

Falls jemand denkt, und das wird ja doch öfters gedacht („Die Politiker! Die wollen das so! Die wollen alles an KULTUR kaputt machen!“), dass es Politiker*innen in irgendeiner Form Spaß macht, der Stadtgesellschaft die Einfrierung des kulturellen Tag- und Nachtlebens zu verkünden, einfach so, von jetzt auf nachher und ohne ein Perspektive:

Ich habe diese Gesichter live gesehen und nein, das hat denen auf gar keinen Fall in irgendeiner Form irgendwie Spaß gemacht. Mal ganz abgesehen davon, dass sie die erste Generation an Politiker*innen waren, egal wo in Deutschland, die so etwas überhaupt tun mussten. Gab ja davor keinen Präzedenzfall für so eine Situation. 

Selbst ein stets sehr bedachter, über allen Maßen selbstkontrollierter Mensch wie EBM Fabian Mayer wirkte, wie gerade angedeutet, an diesem Tag regelrecht „fahrig“ und „durch den Wind“. Kuhn, die Blaupause der No-Mimik, der King der Timbre-Monotonie, der Anführer der Emotionslosen, wirkte aufgelöst, geradezu entgeistert, die Augen permanent weit aufgerissen, was muss ich DA GERADE DEN LEUTEN EIGENTLICH ERZÄHLEN? 

Nein. So etwas macht niemanden Spaß. Außer vielleicht diesem Vogel aus Nordkorea. Dort müssten mal einige Leute Urlaub machen, nur für zwei Wochen. Nordkorea-Diktatur-Eventerlebnisholiday powered by Jochen Schweizer. 

Oder um es anders zu sagen: Diese Leute, die für unsere Stadt verantwortlich sind, waren an diesem Freitag, 13. März 2020 so richtig am Sack. Total am Arsch. Fertig mit allem. Ja leck mich doch fett, was war das gerade und vor allem WAS WIRD DAS JETZT? 

Vor dem Rathaus. Bike aufsperren. Leute zurückrufen, die mich während der PK erreichen wollten. Interessanterweise fiel bereits an diesem Freitagmittag bereits Satz: „Da steckt noch MEHR dahinter, das kann doch alles nicht sein!“

Noch für eine Stunde ins Büro. KTV-Blogpost geschrieben. Diverse FB-Postings für die Clients verfasst, ja, ihr habt es ja vielleicht schon mitbekommen also wir haben jetzt mal geschlossen, ade.

Axel Conrad von den Pauls Artists hat mich angerufen, wegen des geplanten Gisg am Samstag, 14. März im Climax. Hat mir total süß eine Ausfallgage angeboten! Eine AUSFALLGAGE! „Mensch Axel, one City, one Love, für den Scheiß kann keiner was, ich nehm‘ doch keine Ausfallgage von dir!“ Ja okay, vielleicht klappts ja dann IM MAI.

Heim geradelt, Sport gemacht, Abend gegessen, weiß nicht mehr was. Ich erwähne das deswegen, weil in den Wochen danach, wie bei Milliarden anderen Menschen, auch bei uns Kochen/Dinner ein noch elementarerer Vorgang wurde und ich schon mittwochs (!) einen Speiseplan fürs gesamt Wochenende in meinem Kalender notiert habe. 

Platt, Couch. Ciao. 

Heimweg, 13. März, wenigstens Sonne. Uff.
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