Eine Woche im März 2020

Freitag, 13. März 2020. Matchday. DER TAG ALLER TAGE 

Die Tradition will es, dass ich nach dem Auflegen und Suff nie gut schlafe und relativ früh schon wieder aufwache, an diesem Tag gegen 10 Uhr. Sehr gut, sonst hätte ich an diesem Tag ein Weltereignis verpennt. E-Mailcheck kurz nach dem Aufwachen, Nachricht vom Stadtsprecher war schon da, wie gesagt, ich habe die Mails leider nicht gespeichert, aber an diese erinnere mich noch sehr genau: 

„Komm um 12:30 Uhr ins Rathaus, da wird Tacheles geredet.“ (Die offizielle Presse-Einladung über den Verteiler folgte unmittelbar)

Oh fuck. Oh fuck, weil jetzt passiert garantiert etwas sehr Fürchterliches.
Oh fuck. Oh fuck, weil ich bin GERADE absolut nicht Rathaus-kompatibel. 

Ankunft im Rathaus. Wie immer in Jeans und Pulli kommunalpolitisch komplett underdressed, die für Männer im öffentlichen Dienst gesetzlich vorgeschriebenen braunen (Nuancen von hell bis dunkel sind erlaubt) Lederschuhe WAREN LEIDER NOCH IN DER REINIGUNG. 

PK Rathaus, 13. März 2020

Presseplatz eingenommen. Durst gelöscht. Kurz warten. Auftritt, Lineup: Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Kulturbürgermeister und Erster Bürgermeister Fabian Mayer, Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (der im Herbst 2020 in die Rente verabschiedet wird) und Prof. Stefan Ehehalt, Leiter Gesundheitsamt und der Stuttgarter Drosten. Die sogenannte angespannte Lage. Sehr deutlich fühlbar im Raum. 

Ohne Umschweife ging es los: „Bars und Clubs müssen ab diesem Wochenende geschlossen bleiben.“ (Ebenso auch Kultureinrichtungen wie Museen, alles an Event-Business, Musicals, Theater, etc.). Oh fuck bums wow, wir haben es ja schon geahnt am Vortag, aber so präsentiert eine direkte Schelle ins Gesicht, nee, ein ganzer Schellenturm, eine Schellenarmee, eine Schellengalaxie. Absolut UNREAL! 

Ich beginne parallel zu instastorien („Bars und Clubs müssen schließen“), entscheide mich für meinen DJElbe-Account und nicht Kessel.TV, wohlwissend, was bei solchen Nachrichten mit damals 13K Followern (wir wurden zwischenzeitlich gehackt und mussten neu anfangen) alles anstehen kann an Facility Management.

Der digitale Alarm ging natürlich trotzdem sofort los. Wie wo was? Die ersten Gastronom*innen versuchen mich TELEFONISCH zu erreichen, SORRY ICH SITZE IM RATHAUS, schicken DMs oder schreiben eine Whatsapp – WAS IST DA LOS VERDAMMT???? „Community-Management“ versus Restsuff-Konzentration is a hell of drug. 

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert