Anlagenbausteine

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Wir sind zugegebenermaßen schon bissle eher nen Jungs-Blog. Aber ich glaube dieser Eintrag ist der aller Jungs-mässigste ever und wird wahrscheinlich erst in 30 Jahren wieder getoppt, wenn wir über die neusten Loks von Märklin philosophieren. Ohne Blog, Telepathie, jeder kann mitlesen.

Dank Thorstens Dr. Alban Eintrag, bei dem ich erst kurz schlucken musste (Dr. Alban!), hier nun eine Hommage an die guten alten Anlagenbausteine. Das hat weder was mit Anlageberatung noch mit Holzbauklötzen zu tun, sondern mit einer grundsoliden Musikbeschallung des heimischen (Kinder)Zimmers.

Meine Lieblingsprospekte aller Zeiten waren nach dem alljährlichen Legokatalog die schönen, hochglänzenden Werbehefte von renommierten Musikanlagenherstellern wie Technics, Grundig, Panasonic, Sony, Yamaha und was es sonst noch so alles gibt, bzw. gab. Ich meine mal gehört zu haben, dass viele Brands gar nicht mehr existieren, bzw. vieles unter einem Dach hergestellt wird.

Diese Prospekte hat man als junger Teenager kiloweise aus der Lerche geschleppt und daheim sehnsüchtig durchgeblättert, zumindest habe ich das so getan, vor oder nach der Sichtung diverser Wäschekataloge… ähm. Wahrscheinlich fanden wir Anlagenbausteine auch immer so cool, weil man sie wie Lego „zusammenstecken“ konnte. Man ging also nahtlos von Kindheit zu Kindheit über. Großartig!

Anlagebausteine sind wie eine Art Sandwich. Man kann mehrere Lagen aufeinander schichten. Basis ist natürlich der Verstärker und die Boxen. Oder ein Receiver. Die einzelnen Schichten hat man sich nach und nach zusammengespart. Oder man hatte Konfirmation und die „bucklige Verwandtschaft “ war äußerst großzügig.

1991 entschied ich mich für die Weltmarke Sony und entgegen der Logik kaufte ich mir zuerst einen famosen CD-Player für ganze 990 Mack, natürlich in der Lerche. Damals ein Gerät der Spitzenklasse, finanziert dank Zeitungsaustragen, Drogen verkaufen, Leute abziehen und was man halt so macht als junger schwäbischer Gängster.

Ich wollte schnellstmöglich einen CD-Player haben. Das war ein paar Jahre nach der Markteinführung der CD (1984 soweit ich weiß) einfach der Hit. Ich schloss das Abspielgerät an meinen Grundig-Ghettoblaster an. Beide Geräte leben übrigens noch. Der Sony CD-Player tat bis letztes Jahr zuverlässig seinen Dienst und steht nun im Keller.

Im Anschluss folgte ein eher billiger Verstärker und auch eher günstige Boxen, ebenfalls von Sony. Eigentlich totaler Schwachsinn gerade bei diesen Bausteinen zu sparen, weil die machen ja den Klang, aber ich wollte endlich und so schnell wie möglich meinen Eltern ordentlich eins vor den Latz knallen.

Die Boxen sind übrigens heute noch zwei treue Begleiter, der Verstärker hat hingegen vor ein paar Jahren sein Geist aufgegeben und wurde durch ein Yamaha-Gerät ersetzt. Wie auch das Doppelkassettendeck, für das ich damals ebenfalls tief in die Tasche griff. Mit einem Doppelkassettendeck konnte man was überspielen.

Überspielen heißt heute to download, besser gesagt to copy oder to burn. Auch damals schon ein höchst strafbarer Vorgang. Kenne aber niemand der wegen Tapes überspielen eingebuchtet wurde. Zum Thema Tapes fällt mir noch ein, da hatte man damals fast schon eine Religion draus gemacht, in welches Band man investiert! Chromdioxid und Metall und so! Bloss nicht die billigen Eisenkassetten. Und heute? 60kbit Datei? Ach komm egal, Hauptsache man hört was.

In den 90ern kamen ja recht schnell ziemlich viele Formate auf, DAT, Minidisc etc, und man konnte seine Anlage bis unter die Decke stapeln. Eine verlockende Aussicht zwar, aber ich hab darauf verzichtet. Gott sei Dank, hat sich so gut wie keines der Formate durchgesetzt.

Wie die heutige Jugend ihre Räume beschallt oder ausschließlich auf In-Ear-Systeme setzt weiß ich nicht. Aber ich weiß, sollte ich eines Tages reich sein, werde ich einen Teil meiner Kohle auf jeden Fall ins Studio 26 in der Sophienstraße tragen. Da gibts nämlich Anlagenbausteine für richtig große Jungs – und bestimmt noch tollere Kataloge.

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27 Comments

  1. says: Günther Francesco

    ich war 2 tage knast alter weil ich looking for freedom von david haselhoff 2 mal kopiert hab… einmal für so kollege, und dann noch für so´ne blonde bitch… die blonde hab ich gefickt nach knast :-))

  2. says: Yasmin

    sowas gibts bei uns noch immer, schön aufgestapelt steht die Anlage von Sony im Wohnzimmer mit bounicigen Boxen von Bose. um die Nachbarn zur Weißglut zu bringen wird dann gerne mal richtig laut aufgedreht 😀

    Aber In-Ear hab ich auch.

  3. says: kutmaster

    Mann bekommt so etwas heute kaum noch und sogar die Gebrauchtpreise bei ebay liegen im schnitt beim doppeltem Wert der damaligen Anschaffungspreise.

    13 Jahre alte Mittelklasse-Stereoverstärker für 200 EUR! Ich wollte meinen neulich ersetzen und hab mir dann lieber gleich einen neuen 5.1 Receiver gekauft.

  4. says: Thorsten W.

    Ich hatte wie geschrieben nen Receiver von Sony, nen CD-Player von Sony (das Modell, das noch heute in so mancher Bar in Stuttgart rumsteht) und 4 (!) 3-Wege-Boxen von Pioneer. Der Plan war, in jede Ecke des Zimmers eine aufzuhängen, so zwecks Surround-Sound. Der Plan wurde nie umgesetzt, aber 2 der Boxen stehen jetzt noch bei meinem Bruder rum.

    Mein Bruder war eh cooler – er hatte nen 5-fach-CD-Wechsler (mit ner riesen Schulade mit nem Drehteller) und ein fettes Doppel-Kassettendeck von Pioneer.

    Wichtig war natürlich auch der Conrad-Katalog – da konnte man sich dann Boxen aus Einzelteilen selber zusammenbauen. Mein Bruder hat sich 360°-Boxen (pyramidenförmig mit Membranen nach oben) gebaut.

    Was ich jetzt Kümmerliches zu Hause stehen hab sag ich lieber nicht…

  5. says: Gregor

    …meine Dual Anlage läuft auch noch. Meine größte Errungenschaft war mal ein 5-fach Kassettenwechser mit Timer, vor allem in Zeiten der Clubnight mit Sven Väth und Mark Spoon unersetzlich.

  6. says: Philthy

    hatte neben meinem pioneer-verstärker noch ein pioneer kassettendeck, das mit der fernbedienung des verstärkers bedienbar war, luxus pur!
    kassetten…da kommen wirklich alte erinnerungen hoch. samstag abends nicht vor kurz nach 10 wegkönnen, weil man sonst wertvolle zeit auf dem tape verschenkt auf dem man die clubnight aufnimmt. die könnt ich fast mal suchen gehen…

  7. says: der Nils

    yes man, der jungen-blog!

    ach wie war das doch toll damals mit dem zusammensparen der bauteile um diese dann im elektronik-tempel lerche zu erwerben. das zeugs dient mir heute immer noch und klingt einfach super 😉

    wer hatte denn eigentlich immer die metall-kasetten gekauft? die hatte ich damals nur für die „besondere“ musik…

  8. says: julia

    gääähhhn 😉 😉

    wie euch grad einer abgeht…

    p.s. wie wärs mal mit einer weiblichen gast-autorin martin??
    da könnten wir drüber reden, wer welche barbie hatte und welches zubehör (kutsche? roller? himmelbett?)
    oder was uns damals dann so interessiert hat 😛

  9. says: busyasabee

    also ich könnte und „wöllte“ da bei beiden themen mitmachen. für die bausteine hat es bei mir nie gereicht, außerdem war ich schon immer auf papis 70er wega-komplett-anlage scharf, die mittlerweile auch mein wohnzimmer ziert.
    und @juia: also ich hatte ua die barbie namens laura, die so lange haare hatte, dass der kopf beim kämmen abgefallen ist 😀

  10. says: jarrod

    @martin: Was ich mal fragen muss, weil ich es oft sehe und nie verstehe: Wieso schreibst du „nen Jungs-Blog“?

    Es soll doch das verumgangssprachlichte „ein Jungs-Blog“ sein, aber wie wird aus „ein“ dann „nen“? What the? Wenn nun jemand „eher ’n Jungs-Blog“ schreibt, würde mir daher einleuchten, aber „nen“?

    Bitte! Aufklärung!

  11. says: martin

    jarrod, verbuche es einfach unter dumme angewohnheit. kommt irgendwie vom männerchät ausm subculture und ich kriegs nimmer los. ich schreib schneller nen als ’n 🙂

  12. says: Alexander M.

    ja mann, die gute alte zeit mit dem jungsspielzeug.

    meines erachtens nach war eigentlich die konfirmation immer der startschuss für ne fette anlage mit bausteinen. davor immer der kleine ghetto-blaster, aber mit abnehmbaren boxen ;-).

    letzte anschaffung mit zwei bausteinen war dann die marantz-design-anlage. die wollte ich schon mit 15 haben, da war ich aber noch zu arm. als ich dann irgendwann auf dem heimkinofilm war und eigentlich nur irgend nen billiges vollpaket mit tuner, dvd & 5.1 paket bei lerche kaufen wollte, hat se mich angelächelt und 15 jahre später stand se dann da.

    seit meinem umzug im letzten jahr stehen die zwei wirklich schönen bausteine im kleiderschrank und wer weiss, ob ich se jemals wieder aufbaue.

    für hintergrund-mukke auch der JBL-Ring für den iPod ausreicht und für’s deejay zeugs eben aktivboxen direkt an nem guten allen & heath, der viel fetter wie die schlechten pioneer mixer klingt, gell martin, hehehehe ;-).

    der killer dann ich mal used hatte war übrigens ein pitchbares kasettendeck, damit haben dann auch die ersten mix versuche angefangen :-).

    harrr harrr – tool time 🙂

  13. says: se

    jungsblog hin oder her, schöner eintrag aus meiner persönlichen (weiblichen) sicht. so ne anlage hatte „damals“ style und heute auch noch (lass ich wohl gerade eher vermissen denn nachdem auch die letzte komponente meiner vom-konfirmationsgeld-94-bei-der-lerche-gekaufte-baustein-anlage von akai – ihr nerds – letztes jahr endgültig ihren geist aufgegeben hat, muss ich mich im moment mit einer interimslösung begnügen bis die asche für studio26-spielereien da ist)…

  14. says: alx

    da habe ich wohl schon immer auf andere Marken gesetzt. Erst gabs den größten Technics Verstärker (Von dem Vater eines Freundes mit kaputten Pottis) und Boxen Marke Selberbau, allerdings von einem der einen Laden ähnlich des Studio 26 hatte, (bekam ich für 50 Mark!) Doppel-Tapedeck, mit Highsspeed-Dubbing (lol) und jetzt seit zig jahren Harman & Kardon mit Canton Boxen. Sehr Große. Mein Plattenspieler war immer ein Uralter DUAL, diese Art an der Die Boxen direkt an den Plattenspieler mit 0,005 mm Klingeldraht angeschlossen wird. Cool war aber, man konnte mir Hilfe eines Mitteldings ca. 10 Platten aufeinander legen, die dann nacheinander abgespielt wurde….Platzt bitte mal einer vor neid?

    Was die Kassetten anging, ich sag nur BASF Super Chrome Maxima II, drunter nix, dann kam die komische Slim TDK Zeit und dann wars das mit Tapes oder?
    Irgendwie sind das die einzigen 2 Werbungen aus meiner früh-neunziger Zeit an die ich heute noch oft denken muss.
    1. Stu Stu Stu Stu Studio Line von L’oreal turnt Locken an….
    2. BASF Super Chrome Maxima II

    warum merkt man sich sowas?

  15. says: Aussenreporter

    Technics-Bausteine einself Alter!! Verstärker in einer Stylovariante mit rotem dünnen Strich ganz unten, beim CD-Player und Kassettendeck ging mir das Taschengeld aus, da hat’s dann nur noch zur Schmalspurvariante ohne roden Strich und dickeren Unterbau gereicht. Gekauft in der 5. oder 6. Klasse und läuft immer noch wie nix. Das Kassetten-Deck schmeiß ich einmal im Jahr aus Nostalgie-Gründen an!

  16. says: Aussenreporter

    @Wohni & Thorsten: Wie wäre es mit einem Kessel-Ableger für Mädchen? Lady-Kessel.tv? Kesselmadel.tv? Kesselchen.tv? Rosakesselmitblümchen.tv?

  17. says: das unbekannte Tier

    und weitere 10 Jahre später funktioniert das Hifi Geräte Baustein Geraffel immer noch und der gute alte Dual Platten Dreher. Man könnte auch von Nachhaltigkeit in jetzt höchst erregten Zeiten sprechen 😉

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