Suppkultur: Die große Stuttgarter Ramen-Reportage

Jaaaaa, die RAMEN!!1!!!1!! Unsere neue Gastautorin Britta macht den Check. Frage: Angeblich rollt der nächste Foodtrend auf uns zu. Heißt wohl PIZZA (????) und kommt aus ITALIEN (?????????). Weiß da jemand was näheres?

Hype-Auslöser: Ramen 8.

Jetzt hab ich sie halt doch geschrieben, die Ramen-Reportage. Sorry, Martin!

Das erste Mal bin ich vor ungefähr 15 Jahren mit asiatischer Nudelsuppe in Kontakt gekommen. Und zwar in London bei Wagamama. Eine alte asiatische Frau saß mit ihrer Familie zwei Tische weiter vor einer Schüssel Ramen und – ich weiß, man soll nicht glotzen beim Essen – aber sie hat diese Gericht natürlich so lässig verspeist, dass ich nicht wegschauen konnte.

Das war nicht nur optisch eine einschneidende Erfahrung für mich: Es hat auch hervorragend geschmeckt. Ich habe mir ein Kochbuch von der Restaurantkette mitgenommen und anschließend zuhause immer mal wieder Udon oder Soba-Nudeln in unterschiedlicher Brühe zubereitet.

Wir hatten ja damals nichts anderes in Stuttgart! Klar, gab es schon immer Suppkultur mit Gaisburger Marsch oder Kürbissuppe. Aber lange Zeit gab’s nur in „richtigen“ japanischen Restaurants Ramen zu essen. Übrigens nicht zu verwechseln mit vietnamesischer Pho. Das ist die leckere Suppe mit Reisnudeln und Koriander.

Über Monate hatte es sich schon angekündigt: Man kommt in Stuttgart an den Ramen-Imbissen nicht mehr vorbei. Der Bereich von Stadtmitte bis West verwandelt sich restauranttechnisch in Little Tokyo.

Warum eigentlich gerade jetzt? Ich weiß es schlicht und einfach nicht, hab auch keinen Ramen-Kanal auf Insta abonniert, aber ich mache natürlich alles mit und esse nichts anderes als Ramen-Suppe mehr.

Durch folgende Ramen-Only-Spots habe ich mich schon durchgefressen:

Ramen Kurose  befindet sich in einem ganz nüchtern eingerichteten Extra-Raum auf der Rückseite des großen Kurose-Lokals am Feuersee. Die Küche teilen sich die beiden Läden. Dienstags und donnerstags ist geschlossen, an den anderen Tagen sind immer mindestens zwei junge Damen im Influencerinnen-Komplett-Outfit als Gäste da – also mit Rollkoffer, Strickmützle und rosa Wollmänteln. Mein Highlight, der eingelegte Rettich, ist auch rosa und hier schmecken mir die Nudeln am besten.

Ramen 8  in der Eberhardstraße. Hier war ich mittags vor 12 und anfänglich der einzige Gast außer einem jungen Mann mit großen Kopfhörer. Einem sehr versierten Schlürfer, wie ich dann aus drei Tischen Entfernung feststellen durfte.

Schlimmer habe ich das bisher nur einmal gehört, als ich bei einer chinesischen Show-Produktion beim Kochen geholfen und mit 30 Shaolin-Darstellern in einem Raum gegessen habe. Rülpsen Ultras! Aber sonst schmeckt es ja angeblich nicht. Habe mir dann kein Shaolin-Kochbuch geholt, nein.

Ramen 8 ist ebenfalls sehr reduziert, mit viel Schwarz eingerichtet, es läuft aber fröhliche japanische Popmusik, damit man nicht so traurig wird. Ich mochte das extra bestellte, wachsweiche Ei. Wäre ich eine echte Schwäbin, keine Neigschmeckte, würde ich mir übrigens von dem Geld für zusätzliche Toppings einen ganzen Karton Eier kaufen und die dann zuhause mit Stäbchen essen.

Formosa Kokichin in der Marienstraße ist eigentlich ein taiwanesischer Bubble-Tea-Laden (ja, Bubble-Tea!) beim Gerber? Ist das richtig „beim“? Oder sagt man am, hinter, vorm, neben? Hier ist die Einrichtung und die Speisekarte am buntesten und die Gerichte kann man sich schön trashy auf am Farbdrucker gedruckten Vorschau-Bildern an der Theke anschauen.

Die Schüsseln sind aus wiederverwendbarem Plastik und auch die Servietten vom Hot-Dog-Restaurant, das hier mal war, werden noch aufgebraucht. Hier ist Ramen das, was es ist: Fast Food – auch für den Koch. Es gibt auch Bao und ein paar andere kleine Gerichte.

Ihr könnt bedenkenlos in alle drei Läden gehen, würde ich sagen. Vorher, damit nichts schief geht und falls gerade keine asiatische Oma in der Nähe ist, noch das „How to Eat Ramen“ Video checken! 

Wichtig: Die Suppe nicht mischen (hab ich immer gemacht, bevor ich das Video gesehen hatte), zügig essen, schlürfen und noch ein extra Tip von mir: eine Serviette als Latz benutzen, außer ihr habt eure Helly Hansen-Segeljacke an.

Bleibt für mich nur zu hoffen und ich denke, ich kann da auch für Kollege Geiger sprechen, dass auch die indische Imbisskultur in Stuttgart bald so einen riesigen Satz wie die Suppkultur macht. Weil noch mehr Bock als auf Ramen hätte ich eigentlich auf Dosas oder Vada Pav.

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3 Comments

  1. says: Basti

    Ich weiß nicht, aber irgendwie langweilt dieses RAMEN!!1!!!1!! Gehabe von euch echt. Da kann ein Gastbeitrag noch so nett mit einem „Stop Eating it wrong“ Video geschmückt sein.

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