Stuttgart so geil einfach: Verschiedene 2017 Dinge

Wie letztes Jahr: Was uns bewegt hat, was wir inflationär gesagt haben, was wir gehört haben, was uns aufgeregt hat, was wir, natürlich, gut fanden. Der KTV Jahresrückblick. 

Bin über 18 und ich mach, was ich mach: Man könnte die kompletten Lyrics aus Rins Debütalbum „Eros“ posten, jede Zeile ein grammatikalischer Geniestreich für die Ewigkeit, bei denen, zu Recht, auf Grammatik geschissen wird, weil Lebensgefühl vorgeht, allesamt Texte, die im Schiller Nationalmuseum in Marbach konserviert werden müssen. Wir waren 2017 definitiv RIN-Fans, der Goethe unserer Zeit. Und sowieso gilt immer: „Ich bleib‘ in Bietigheim solang‘, bis ich leb‘ (aya, aya)“. Ich bin dann mal beim Tätowierer. Kein Ticket, kein Problem.

Bietigheim: Auch bekannt als: Musikmetropole Bietigheim. Die Stadt des Jahres. Shindy, Bausa, Rin und Hartmut Engler. Das beste Album, am längsten auf der Nr. 1 und unterm Viadukt war sicherlich auch wieder was. In Bietigheim ist immer etwas unter dem Viadukt. Und wenn nur kiffen.

Stuttgart so geil einfach: Geht immer. Neuer Primark Königstraße: Stuttgart so geil einfach. Feinstaubalarm: Stuttgart so geil einfach. Megastau bei Feinstaubalarm: Stuttgart so geil einfach. Pate eröffnet das Apanaya: Stuttgart so geil einfach. G-Klasse aufm Behindertenparkplatz: Stuttgart so geil einfach.

G-Klasse: Das Fahrzeug des Jahres. Jeder in Stuttgart fährt G-Klasse. Auch wenn es das teuerste Fahrzeug im Daimler-Portfolio ist. Wir konfigurieren es noch teurer bei AMG. G-Klasse is a must. Wie letztes Jahr Dürrlewang, als wir noch Stadtbahn fahren mussten.

Gefrühstückt wird daheim: Weil wir alle G-Klasse fahren, müssen wir daheim frühstücken. Und nicht in einer Gastro. Weil das ist eh blöd, sag‘ ich. Beim Frühstück brauche ich meine Käsepackungen und meine Toilette. Brunchen gehen ist hingegen eine Qual für mich. Voller Raum, alles quasselt und man gibt für zwei Scheiben Käse, zwei Hauch Schinken und einem Schnipsel Gurke 10 bis 15 Euro aus. Deswegen wird daheim gefrühstückt. Der nächste Bestseller nach meinem großen Erfolg: „Getränke sind wichtig.“

Jaaaaaaaaa der die das: Geht auch immer, wie „Stuttgart so geil einfach“. Jaaaaaaaaaaaaaaa  der VfB. Der Klassiker. Jaaaaaaaaaaaaaaaaa das Stadttrikot (super Aktion übrigens, Hut ab). Jaaaaaaaaaaaaaaa das Altglas! Als der Altglascontainer überquoll. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaa die Jogginghose. Als die Medien ein Jogginghosengate kreierten. Jaaaaaaaaaaaaaaa die StZ!

Einschub, wie schon 2016 oder gar schon 2015 kamen wir auch 2017 in den Genuss von dem neuen Mediensprech: Wir haben die Bilder. So reagiert das Netz. Jetzt spricht. Was wir wissen und was nicht. Dazu fällt uns immer noch nur geil ein. Oder wie wir 2017 immer noch gerne sagten: Man muss auch mal was gut finden. 

New Fall Festival: Aber nicht z.B. das New Fall Festival, der Hals-Schweller zum Jahresende. Ein Düsseldorfer Veranstalter wird zwei Jahre lang von der Stadt Stuttgart mit 80.000 Euro gefördert. (Diesen Satz gerne zweimal oder auch dreimal lesen.) Nachdem dieser auf schwäbischem Boden noch (fast) nichts geleistet hat, außer ein paar wenige Konzerte zu veranstalten. Und dann eilig eine gemeinnützige Gesellschaft gründet, damit man die Förderung auch wirklich bekommt. Da kann man jetzt „Fickt euch alle“ brüllen. Oder man kann’s auch so großartig formulieren wie der Setzer.

Insta-Entrepreneure: Sie sind meist blutjung, machen irgendwas mit Bitcoins, sind Forex oder Day Trader, posten ihre geleasten Sportwagen, erklären dir in einem immergleichen Unterarmtattoo-Glückskeks-Sammelsurium die Welt („lebe deine Träume“, „du kannst alles schaffen“, „geh deinen Weg“, „stay focused“) und sowieso ist Dubai nur einmal im Jahr: Im Jahr 2017 haben sich die Entrepreneure auf Instagram breit gemacht.

Wir lachen über sie, weil sie Poser sind, sie lachen über uns, weil wir denken, dass sie nur Poser sind. Nervig wird’s dann, wenn sie deine Bilder kommentieren: „Starker Beitrag, meld‘ dich doch mal bei mir.“ Fürs Jahr 2018 nehm‘ ich mir das vor. Dann meld‘ ich mich mal bei denen. Mal schauen, was die wirklich machen oder doch alle Azubis bei der KSK sind.

Influencer: Gingen einem 2016 schon abartig aufn Sack und wurden 2017 zur Influenza: Influencer aka 20jährige Fitness-Mode-Püppchen, deren Unterarmtattoo-Magazin ebenfalls stets voll geladen ist. Und bitte noch dabei die elektrische Zahnbürste ins Bild halten, im Pool z.B., auf einem aufblasbaren Einhorn sitzend. Oder auf der Skihütte, neben einem Avacoda-Toast. Wo halt überall so eine elektrische Zahnbürste gerade rumliegt, außer im Bad. Oh, da muss auch noch die Wellington-Uhr mit ins Bild. Alles natürlich in Pastelltönen. Und natürlich stellt jeder normale Mensch seinen Canon-Drucker auf einem Sessel ab und schließt den am Kamin an.

Die Influencer-Blase soll dann bitte 2018 platzen und die wenigen, die es ordentlich fabrizieren, können gerne übrig bleiben. Alle anderen bitte zurück an die HDM oder in den DM. Weil ganz ehrlich, liebe Marken und Unternehmen: „Authentisch“, euer abgenudeltes Lieblingswort, ist da wirklich gar nix mehr.

Rankings sind wichtig: Irgendwas mit Fernsehturm, Pinguin Eisdiele und Stäffele geht immer. Oder halt das hier, das offizielle Megaranking des Jahres, powered by Emotion „13 Dinge, die echte Stuttgarter nie sagen“:

– „Ja, gute Idee. Lass uns das doch mal versuchen.“
– „Tempo 30 ist viel schneller als Stau“
– „4,80 für eine Weißweinschorle?! Sind Sie besoffen?“
– „Tomate Mozzarella ist keine Eissorte!“
– „Lass uns doch die Bahn nehmen“
– „Ein G20 Gipfel würde Möhringen sehr gut tun“
– „Schade, dass Boris Palmer damals nicht OB in Stuttgart wurde“
– „Fritz Kuhn sieht manchmal aus, als hätte Renate Künast verschlafen.“
– „Äffle und Pferdle können mir mal das Auto waschen. Beide!“
– „Ist das denn mit Veronika Kienzle abgeklärt?!“
– „Mist, Parkverbot“
– „Was macht eigentlich Sebastian Turner?“
– „Baustellen nehmen übrigens mehr Parkplätze weg als Parklets“

Darauf jetzt einen Champagner. Prost.

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