Karstadt macht dicht

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(Foto: ktv-Infografik, Jung Und Matt, Heslach/West)

Bums. Aus. Shoppinghaus – dein Einkaufshaus hätte dich auch gebraucht. Die Stuttgarter Karstadt-Filiale wird laut StZ am 30. Juni 2015 schließen. Wollte erst „hihi“ sagen. Den Angestellten ist aber wahrscheinlich gerade nicht nach Kuchenbacken oder Quatsch Comedy Club. An derartigen Investoren-Events hängt ja immer ein Rattenschwanz von echtem Leben dran. Passt in keine Excel-Tabelle. Trotzdem: da wird bald was frei in absolut urbaner Lage. Oder andersrum: Die Königsstraße fängt an, sich abzuschaffen.

Wunder gehen dennoch anders. Denn Karstadt war in den vergangenen 15 Jahren definitiv eines der altbackenen Häuser – stehengeblieben ungefähr 1984, als man solchen Schuppen für fortschrittlich, irre großstädtisch, wahnsinnig praktisch hielt. Derartigen Stillstand bekommen heutzutage halt nur noch Motörhead und AC/DC einigermaßen würdevoll über die Bühne.

Das jetzt dem Milaneo oder The Gerber in die Schuhe zu schieben ist auch fies. Oder den Königsbaupassagen. Ich war neulich sogar aus purem Trotz bei Kaufhof, ‚zeihung „Galeria Kaufhof“, da gibt’s auch tonnenweise Ramsch, der teurer und unnötiger ist als der Plunder in anderen Läden. Das ist wie „Die neue 107.7“ zu hören: Irgendwann kennt man den Refrain von „Don’t Stop Believing“ halt auswendig und es reicht vollkommen, den Quatsch alle zwei Jahre aus Versehen zu hören.

Die Spannung steigt trotzdem, wie der Druck bei Casper: Was kommt jetzt rein in den demnächst ehemaligen Karstadt? Scientology, Salafisten-Lounge? Total urbanes Wohnerlebnis? Irgendwas mit Shopping, Büros oder Zwischennutzung? Kunst im öffentlichen Raum, Bio-Discounter mit glücklichen toten Tieren? Thomas Sabo Flagshipstore Süd? Geht Tschibo in die Vollen und feiert die Eröffnung mit Helene Fischer? Irgendwas mit Wagenhallen? Das Bullshit-Bingo-Bunga für Investoren ist hiermit eröffnet. Wer noch Fragezeichen hat – bitte her damit. Hab keine mehr.

Ich hätte da gerne ein Bierhaus. Saufen und fürchterliche Musik ab 8 Uhr in der Früh, Donnerstags sogar bis 20 Uhr geöffnet. Wer sich als Bayer verkleidet, darf auch ab 17:30 Uhr auf der Bierbank bumsen.

Update: Artikel StZ, Verdi vermutet: „Hier saniert sich der Immobilienbesitzer Benko auf dem Rücken der Stuttgarter Belegschaft“

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30 Comments

  1. says: martin

    das kommt davon wenn man die alten einkaufszentren vergisst!!!!!11111!!!

    okay, ich brech eine lanze für den karstadt. ich war gerade in der letzten Zeit ab und zu mal wegen irgendeinem kram dort (meist küchenzeugs orientiert) und muss sagen: ich bin immer sehr freundlich und auch fachlich gut beraten worden.

  2. says: Beraternase

    Ganz klar was da rein kommt: KTV Headquarters! Stimme zu, der Niedergang ist selbstverschuldet. Ohne Investitionen geht halt auch im Shopping Bereich nichts. Für die Angestellten hoffe ich, dass Sie bei einem der drei neuen Einkaufszentren unterkommen. Mehr denn je gilt #deineinkaufszentrumbrauchtdich

  3. says: IGiveAFu***4Subkultur Maier

    Kommet und Schreiet nach Zwischennutzung für nen tollen Subkulturellen Club mit 15 Euro Eintritt – Yihaaaaaa

  4. says: Peter

    Ich würd Wohnungen reinmachen. Auf der Königsstr. kann man dann auch endlich richtige Preise verlangen. 8000€ pro qm dürften da schon drin sein, nicht so billig-Wohnungen wie Stuttgart City Puls.

    Oder alternativ ein Puff

  5. says: martin

    interessant wie sich texte unterscheiden, zitat aus dem stz artikel:

    „In der Stuttgarter Innenstadt haben erst jüngst zwei Einkaufszentren eröffnet, die Umsätze von bis zu 350 Millionen Euro im Jahr erwarten“

    wir merken uns das wort „erwarten“

    und jetzt die faz:

    „Damit sich die neuen Einkaufszentren rentieren, müssen Waren im Wert von 350 Millionen Euro zusätzlich verkauft werden. Der Stuttgarter Handel setzt nach einer Studie des Instituts Prognos im Jahr etwa 110 Millionen Euro um, nach der Studie könnte er durch die neuen Einkaufsmöglichkeiten 50 Prozent an Umsatz einbüßen.“

    http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/stuttgart-immer-neue-malls-immer-weniger-leben-13199245.html

  6. says: JMO2

    Wer SWR4 hört, so wie ich, der weiß auch, das Bettina „Betty“ Fuchs von der „City Initiative“, also das hotteste shopping burd nach/mit Andrea Poul vom Milfaneo, sich dort einen Apple Store vorstellen kann. Urban as fuck!

    Eine Freundin von mir arbeitet bei Karstadt und sie stößt ins gleiche Horn wie verdi, hier will Benkö erstmal Asche machen und dann weitersehen.

  7. says: Frau Doktor

    Stuttgarter Zeitung zitiert Benko Immobilienholding Website:
    „Benkos Signa-Holding wirbt auf ihrer Webseite mit dem Grundstück. „Der Standort bietet Potential für Filialisten, welche nach innerstädtischen Flächen suchen, die aufgrund des Flächenmangels in den letzten Jahren nicht bedient werden konnten“, heißt es dort. In Stuttgarter Immobilienkreisen wird nun spekuliert, dass dort eine kleine Mall für unterschiedliche Einzelhändler entstehen könnte.“
    Hier das Original: http://www.signa.at/geschaeftsfelder/prime-selection/objekte/new-investments/karstadt-stuttgart/
    Ich denke nicht, dass es da um Komplett-Abriss geht, aber eine Komplett-Sanierung / Entkernung steht dann schon an. Und für den ganzen Klotz einen Investor finden, nachdem Müllaneo und der Gerber am Start sind – viel Spaß. Aber als Stück eine Immobilienfonds, mit dem man Schwarzgeld von Zahnärzten et al. abziehen kann, müsste das eigentlich funktionieren. Brauchst halt die entsprechend seriöse Bank, die dir das auflegt. Aber damit hat ja die Landesbank Erfahrung.

  8. says: cHiller

    Ich wünsche mir einen Bierbike-Flagship-Store.
    Erst auf dem eigenen Probeparcours testfahren und dann direkt aus dem Haus raus auf der Königsstraße losradeln…

  9. says: CPS

    KTV-Hauptquartier + Bier-Bike-Flagship-Store wäre die neue Definition von Synergieeffekten (sehr wichtig in Gablers Wirtschaftslexikon)… Stichwort „KTV-Bier-Bike-Ausfahrt“. Oder gab’s das schon?

  10. says: martin

    nee, aber wäre ne überlegung wert!

    neuer artikel zur lage der karstadt stuttgart nation

    „Die Gewerbemakler gehen aktuell davon aus, dass für diese Lage vor allem Konzepte in Frage kommen, die sich bereits in den neuen Centern etabliert haben. „Mode-Ketten wie Primark oder Bershka haben womöglich schon Angebote für diese Flächen auf dem Tisch“, glaubt beispielsweise die Teamchefin für den Bereich Handel bei Jones Lang Lasalle, Sirin Ates.“

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.karstadt-schliessung-in-stuttgart-profit-auf-kosten-der-belegschaft.81fdcdf2-1f32-4964-942e-a36d6cb81de8.html

  11. says: merlin1

    Wenn ihr wüsstet, wie gierig IKEA auf die Ladenfläche ist. Die sehen ihre Zukunft in Innenstadtflächen und werden sich mit Apple um den Karstadt kloppen. Vielleicht machen sie auch halbe/halbe, dann kann Sindelfingen auch abgeschafft werden…

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