The Soul of KTV (20) by cHiller

Ich freue mich sehr, diesmal eine besondere Ausgabe von The Soul of KTV präsentieren zu dürfen, nämlich als kompletten Gastbeitrag eines guten Freundes des Hauses: Aus gegebenem Anlass, nämlich seinem Gastspiel bei The Soul am Samstag im Wurst und Fleisch, hat Leser, Musikexperte und Soulkenner Michael Hiller alias cHiller alias Mix Buchannan seine ganz persönliche Soul-Geschichte runtergeschrieben und sehr schöne Musiktipps zusammengestellt. Here we go!

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Als Thorsten mich vor einigen Wochen im Wurst und Fleisch gefragt hat, ob ich nicht Lust hätte, bei einer der kommenden „The Soul“ Partys mit ihm zusammen aufzulegen, habe ich nicht lange nachdenken müssen und direkt zugesagt. Musik war schon immer ausschlaggebend in meinem Leben, und ich habe diese Leidenschaft auch immer gerne mit anderen geteilt. Zumindest dann, wenn auf der anderen Seite auch ernsthaftes Interesse daran bestand – richtig aufdrängen wollte ich mich mit meinem “speziellen” Musikgeschmack eigentlich nie.

Wenn ich aber weiß, dass die Leute ein offenes Ohr für neue Sachen haben und ansatzweise einen ähnlichen Musikgeschmack wie ich besitzen, freue ich mich immer sehr darüber, meine Musik zu teilen und damit vielleicht auch bei den anderen das gleiche Gefühl über eine bisher unbekannte geniale Schallplatte, ein offenes Drumbreak oder ein lange gesuchtes Sample zu wecken.

Als Thorsten mich dann auch noch fragte, ob ich zudem im Vorfeld der Party einen Gastbeitrag für seine “The Soul of KTV” Kolumne schreiben wollte, da war das schon etwas anderes. Denn hier ist ja der Knackpunkt. Während Musik meistens für sich spricht und bestenfalls nicht vieler Worte bedarf, muss man bei so einem Textbeitrag eigentlich tatsächlich etwas zu sagen haben.

Da kam ich dann schon ins Grübeln, da ich meinen Beitrag jetzt nicht einfach so wie Thorsten aufziehen kann. Dazu kenne ich einfach viel zu wenige neue Sachen, mit denen ich hier Aufmerksamkeit erregen könnte. Kommt doch mein Input hierzu normalerweise gerade eben aus diesen Beiträgen.

Und über all das alte Zeug schreiben, das ich in meiner Sammlung habe, erschien mir anfangs auch etwas schwieriger. Zum einen kann man daraus nicht wirklich Neuigkeiten formulieren, die den einigermaßen kultivierten Leser hier vom Hocker hauen, zum anderen gibt es einfach so viel Material, dass es wahrscheinlich jeden Rahmen sprengt wenn ich erstmal anfange zu erzählen.

Dann habe ich aber festgestellt, dass gerade hier drin eine gute Chance liegt, etwas interessantes mitzuteilen. Wenn ich einfach ein paar Beispiele zusammenstelle, von Musik die mir viel bedeutet, wird zwar der ein oder andere die Augen verdrehen (“Stevie Wonder? Tssss, kenn ich schon längst!”), aber bei den vielen unterschiedlichen Künstlern, Genres und Epochen, über die ich schreiben kann, wird sicherlich für viele etwas neues und interessantes dabei sein.

Und wenn einer tatsächlich schon alles kennt, lerne ich damit vielleicht einen neuen Weggefährten für Flohmärkte und Plattenläden kennen, also ruhig lautstark in den Comments beschweren!

Probieren wir es also einfach mal aus. Daher lasse ich jetzt besser wieder die Musik weitestgehend für sich sprechen:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3MIjsANK_LQ [/youtube]

Ich starte tatsächlich mit Captain Obvious, aber er hat es einfach verdient. “Songs in the Key of Life” von Stevie Wonder ist eine der ersten Platten die ich hatte, und die beste die mein Vater mir damals überlassen hat. Besser kann man eine Leidenschaft nicht wecken als mit diesem leicht zugänglichen, vielseitigen und durchweg überragenden Album. “Sir Duke” gefällt mir dabei besonders, da ich Tributsongs schon immer interessant fand. (Auch wenn das Fanvideo die Geschichte etwas weiter treibt. Usher? Yikes!)

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Y9KC7uhMY9s [/youtube]

Legendäre Live-Performance dieser zwei Songs von Marvin Gayes epischen Meisterwerk “What’s going on”. Sein wohl gesellschaftskritischtes Werk mit einer wunderbar positiven Message, die leider über die Jahre nicht viel bewirken konnte. Wie formulierte es Mos Def in “Modern Marvel” so passend?

“If Marvin was alive now, wow..
What would I say to him?
Where could I start?
How could I explain to him??
I know the minor world would probably look strange to him
Would he feel like today had a place for him?
Global imprisonment, sickness, indifference
When he said, „Save the babies,“ was we listenin?
When he said, „Mercy, mercy,“ did he really know..
That decades later we’d still be killin folks?”

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3vLHwyxa-FA [/youtube]

Minnie Riperton aus dem wunderschönen Album “Come to my garden”. Oder wie ich es nenne: Music for you private mind garden. Hab den Term mal irgendwo aufgeschnappt und er passt einfach perfekt zu dieser LP. Einfach anhören und die stressige Welt um einen herum komplett vergessen…

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Ccm-lRIezv0 [/youtube]

Perfekter Song von Odyssey um sich ein paar kalte Bier zu schnappen und einen freien Tag draussen in der Sonne zu genießen. Die LP war leider sehr schwer zu finden, da es eine deutlich bekanntere Band mit dem gleichen Namen gibt (siehe falsches Cover im Video), die aber überwiegend cheesy Discomusic gemacht hat. Dass das Album selbst auch noch “Odyssey” heisst hat die Sache nicht gerade einfacher gemacht.

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=o86Ffwcc6Zk [/youtube]

Über diese LP von Stark Reality ließe sich eine ganze Geschichte schreiben. Kurz zusammengefasst: Die Songs einer amerikanischen Kindershow aus dem Fernsehen von einer Jazzband teilweise recht psychodelisch vertont und in sehr kleiner Auflage auf eine LP gepresst, für die manch Verrückte hunderte Dollars raushauen. Naja, mich hat’s auch leider irgendwann erwischt, aber ich konnte zum Glück ein “Schnäppchen” machen.

Wurde übrigens vom berühmten US-Label Stones Throw, die bei so etwas ja häufig einen guten Geschmack beweisen mit einer Neuauflage versehen und so auch einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt. Sicherlich sehr spezielle Musik, aber wer etwas damit anfangen kann wird in dieser Art nicht viel vergleichbares finden.

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=8zPRXKXFbro [/youtube]

Sehr schönes Album von Arthur Verocai, „Na Boca do Sol“, das leider zu seiner Veröffentlichung in 1972 weitestgehend ignoriert wurde und erst jahrzehnte später die Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen hat, das es verdient hat.

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[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4f1Ef_7B30E [/youtube]

Weil ich die Tage noch mit Freunden über gute Jazzpianisten geredet habe. E.S.T. ist meiner Meinung nach eines der besten Jazz-Trios mit einem überragenden Livealbum (“Live in Hamburg”). Mit diesem 15-Minuten-Monster beenden sie die Show und es lohnt sich sehr bis zum Finale durchzuhalten.

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Dieses Outro will ich dann auch mal als Schlusspunkt für meinen Beitrag nutzen. Musste mich teilweise schon sehr zurückhalten, kann aber gerne bei Interesse zu einzelnen Themen mehr erzählen. Einfach in den Comments melden oder mir persönlich am Samstag im Wurst und Fleisch sagen, wenn ich als Kessel.tv-DJ-Praktikant mit Thorsten zusammen auflege. Würde mich sehr auf zahlreiche Unterstützung freuen!

Um die Wartezeit zu verkürzen gibt es hier noch einen Mix mit einigen Songs, die es bei meiner Vorauswahl für die Plattentasche nicht geschafft haben. Aber eher aus Style- als aus Qualitätsgründen. Hoffe, ihr könnt ihn in ruhigen Stunden in eurem “private mind garden” genießen…

Download bei Soundcloud und Podcast-Abo bei iTunes.

The Soul by cHiller

1. The Dells – Medley: I can sing a rainbow / Love is blue
2. Rotary Connection – May our amens be true
3. The Sylvers – Cry of a dreamer
4. Coleridge-Taylor Perkinson – Where Do I Go From Here! (Sonny Carson’s Theme)
5. Side Effect – The loneliest man in town
6. Lou Bond – Why must eyes always be turned backwards
7. Eugene McDaniels – Tell me Mr. President
8. Syl Johnson – I wanna satisfy your every need
9. The Miracles – Do it, baby
10. The Glass House – I don’t see me in your eyes anymore
11. Weather Report – Mr. Weatherman
12. Black Ivory – No Ifs Ands or Buts
13. Patrice Rushen – Where there is love
14. The Lovelites – I love you (Yes I do)
15. Batteaux – Tell her she’s lovely
16. The Sylvers – We can make it if we try
17. Gap Band – Yearning for your love
18. Samuel Jonathan Johnson – My music
19. Gap Mangione – Diana in the autumn wind
20. Syreeta – Cause we’ve ended now as lovers

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2 Comments

  1. says: saarländer

    Super. Schöne Zusammenstellung und obwohl ich mich selbst als Soulfan bezeichne habe ich längst nicht ales gekannt, würde aber auch nicht alles unter Soul verbuchen : ). Nach dem Odessey – Lied habe ich auch ewig lang mal gesucht. War glaube ich auch mal auf nem MojoClub Sampler. Ansonsten Danke für ein paar neue Anregungen.

  2. says: cHiller

    @Saarländer: Den Song gibt es mittlerweile auch auf nem MoWest (Motown West) Label-Sampler. Hab ich zumindest mal bei Second Hand Records gesehen. Hat sich aber glaub ich Konrad Kuhn schon unter den Nagel gerissen…

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