Landpartie nach Lemberg: wieder daheim oder The return of the rote Corsa

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Roadtrip ins Ungewisse, Ausflug in die Ukraine, Spazierfahrt zur EM 2012: Um Schweinis Wade vor Ort mental zu massieren, bin ich vor einer Woche Richtung Lemberg geflitzt. Mit im Gepäck: Zwei Karten für das Spiel Deutschland gegen Portugal, ca. zehn Reiseführer und ein knallroter Corsa, den ich bei Stadtmobil stibitzt hatte und tatsächlich wieder heil heimgebracht habe. Nachspielzeit: wieder daheim.

Es gibt nichts Schlimmeres, als komprimierte Dia-Shows, die man den Freunden und der lieben Verwandtschaft nach dem Urlaub aufdrängt. Deshalb hab ich für die taktische Analyse meines Lemberg-Ausflugs extra viele, viele Fotos rausgesucht. War nämlich ein Spitzentrip. Die Kurzversion: Sieben Tage, fünf Stationen, im Schnitt rund fünf Stunden am Tag im Auto, außer am Wochenende, da hatte ich spielfrei autofrei, um mich auf das Spiel gegen Portugal im Stadion konzentrieren zu können.

Krakau ist unfassbar schön, fast schon zu schön, in Lemberg hab ich schließlich verstanden, wieso keine Autovermietung ihre Karren in die Ukraine lässt: Drei Fahrzeugkolonnen nebeneinander, wo nur zwei Spuren sind, eine Tram-Linie, deren Schienen mitten auf der Straße verlaufen, aber rund einen Meter in die Höhe ragen. Klar, dass man auch auf den Schienen fahren muss, während vorne zwei Seggel im Weg stehen und hinten die Straßenbahn hupt. Schlaglöcher so tief wie die Gerber-Baustelle und eine bezaubernde Vermieterin, die beim Blick auf das deutsche Kennzeichen meint, dass es vielleicht doch schlauer ist, das Auto auf einem bewachten Parkplatz abzustellen.

Unsere Vermieterin Maria war völlig überrascht, dass es so etwas wie Carsharing gibt. „Bei uns ginge das nicht, in der Ukraine vertraut keiner dem anderen.“

Dafür gibt es am Stadion Polizisten, die einen höflich ansprechen, ob man nicht für ein gemeinsames Erinnerungsfoto posieren wolle. Der Dialog hat sich so oder so ähnlich zugetragen:

„Hey Kartoffel, ist das nicht ein Tobi-Tobsen-Shirt?”

„Klaro!“

„Einself, können wir ein Bild zusammen machen?“

„Fett, Alter, aber nur, wenn ich außerdem meinen rosa Schirm in die Kamera halten darf.“

Horst-Pic of the year.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Noch besser als ich haben nur mein Kumpel Stefan (dritter von links) und seine Gäng ausgesehen. Stefan habe ich letztes Jahr bei der Maik-Franz-Lounge kennen gelernt, er macht die Webseiten von Franz, Reus, Götze und anderen. Spitzentyp, mit dem wir viel Spaß in Lemberg hatten. Die Jungs sind 17 Stunden mit dem Bus von Berlin angereist und lockere 16 Stunden mit dem Nachtzug von Lemberg nach Charkow weitergefahren, bin neidisch und wünsche viel Spaß im Sauna-Stadion.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Kurze Verschnaufpause: Thomas Müller macht es sich eine Reihe vor uns bequem.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Bombenstimmung: Weil ich mit meiner Papierkugel nicht aufs Spielfeld gekommen bin, hab ich eben ein Bömbchen gezündet

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Szenen, die man im Fußball nicht sehen mag: der Mannschaftsarzt, Stefan von hinten, die BVB-Presseabteilung und ein Hooligan

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, deshalb ist es sehr wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung achtzugeben. Und auf nobles Alkohol.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Die Ukraine: der feuchte Traum eines jeden Vegetariers. 

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Fast wie daheim: Maultaschen für 35 uah. Das Schweinfett in Schoko fand ich persönlich besser.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Führe ich im Transit jetzt auch ein: die handliche Bierbong für den Hausgebrauch.

Als der historische Kantersieg gegen Portugal unter Dach und Fach war, strömten gleichzeitig 20.000 Fans auf die Straße vor dem Stadion, um mit Bussen wieder in die Innenstadt gebracht zu werden. Leider gab es in der Pampa keine Laterne, sodass die Busse fröhlich in eine stockdunkle Menge getuckert sind. Wir haben uns dann wie einst Jens Jeremies („This side good, that side pain.“) einen Weg durch die Menge gebahnt und einen Gelenkbus geentert. Wollte einfach nicht die ganze Nacht auf einem ukrainischen Feld chillen.

In der ulkigen Kneipe mit der oben abgebildeten Bierbong wurden wir dann von den Ukrainern mit Applaus begrüßt. Die Lemberger fanden alle Deutschland ganz dufte. So dufte, dass ein paar Mädels die Buben mit den verrückten Perücken um ihre Haarpracht baten: „Can I borrow your hair for a picture?“ Na logo, immer gerne.

Den schönsten Flyer gab es dann auch in der Location:

Den Spürpanzer haben wir natürlich direkt fürs Frühstück gebucht.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Von mir programmierter Diebstahlschutz: Wer meine Reiseschreibmaschine klauen will, kriegt eine ukrainische Heizung oben drauf

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Astreiner Ausflug: The return of the rote Corsa same Bordcomputer

Alles in allem war es ein Spitzentrip. Bin jetzt zwar urlaubsreif, aber auch total verliebt in Polen und die Ukraine. Danke an der Stelle an Stadtmobil für das Vertrauen. Jetzt kann ich’s ja sagen: Ich hätte mir selber niemals ein Auto gegeben. Was gebracht, hat es aber allemal. Nach der Exkursion weiß man sogar in der Ukraine, was Carsharing bedeutet.

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11 Comments

  1. Sänk ju, will sofort wieder zurück, hat volle Spaß gemacht! Charkow muss total irre sein, die Jungs meinten gestern per SMS, dass die Stadt total furchterregend sei. Haben die drei Punkte gegen Holland dann lieber im Hotel gefeiert…

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