Hypecheck: Lana Del Rey – was steckt dahinter?

Muss jetzt auch mal sein. Kessel.tv greift ein ins allgemeine Inflationär-Gehype um Lana Del Rey. Die Frau ist ja gerade mehr da als der Wulff und der „Russenwinter“ zusammen. In aller Munde.

Das ist auch gleich das größte Problem von Lana Del Rey, der stattlich oberbelippten Bumsliesel-Fantasie vieler geiler Säcke mittleren Alters und notgeiler Hipster. Kaum einer erinnert sich aber an die Lieder der flotten Millionärstochter aus London, wenn die dann nach dreieinhalb Minuten vorbei sind. Eventuell noch Chris Isaak, den man manchmal fast brüllen hört: „Hömma, war das nicht gerade schon wieder eine Idee von mir?“.

Isaak wiederum wäre zu Recht sauer. Klaut Lana Del Rey nicht nur seine eh schon zweitverwerteten Lieder, sie stiehlt ihnen auch noch den letzten Funken Sex. So wie Twilight es mit den Vampiren gemacht hat. Wirklich miese Nummer: schön in den Hals beissen um Mitternacht, aber ansonsten  – wie JayVee meinte – bloß nicht reinstecken. Mieser Deal. Nicht nur für den rechtschaffenden Vampir von nebenan.

Mein alter Zivi-Kollege Achim hätte gesagt: „Die sollte lieber Pornos drehen.“ Kurz sacken lassen. Nee, wollen wir auch nicht. Es würde schon etwas helfen, würde sie nur aufhören, ständig so viel Müll zu erzählen, „Ruhm ist widerlich“ zum Beispiel. Es würde ihre ärgerlich mittelmäßige Platte „Born To Die“ ein Stück weit erträglicher machen.

Wenigstens die paar Meter bis zum Sportheim um die Ecke. Die älteren Herren dort werden sicherlich ganz kringelig werden vor Erotigg und so – Hotpants, Chucks und das Rumfummeln auf der Motorhaube. Da wäre sie dann auch bei der richtigen Zielgruppe: zu doof zum illegal downloaden, wie damals die Frauen bei Norah Jones. ‚Schuldigung. Das hat Stern damals wirklich geschrieben. Egal, wird sich tierisch verkaufen.

Lana Del Rey wirkt wie eine, die das iPhone anderer Leute mit Hipstamatic fotografiert. Damit’s wenigstens ein bisschen „vintage“ aussieht. Ansonsten dreht sich da alles im Kreis, leider nicht, weil sie so gut ist, sondern, weil’s so verflucht durchschaubar, bösartig berechnend und oft auch sehr langweilig bis einfältig ist.

Die Jungs im Sportheim sind allerdings meine Freunde und Lana Del Rey versucht diese ehrenwerten Herren zu verarschen. Auch mit diesem ständig etwas angefickten Blick und dem tiefgründig dunklen Getue. Sexistisch? Ja. Sie singt Lieder für die kleinen Klischees vom Leben und glaubt tatsächlich, all‘ diesen untervögelten Männern und verwirrten Mädchen, die eine Identifikationsfigur suchen, würde dieser himmelschreiende Bockmist tatsächlich auf die Sprünge helfen.

Faktencheck: „Blue Jeans“, ist ein super Lied. Das weiß eben auch Chris Isaak, bei dem hieß das damals „Wicked Game“ und sogar benebelte Finnen wie Ville Valo fanden das spitze. „Video Games“ ist auch ein Kracher. Bleib ich dabei. Aber Dreck wie „National Anthem“ wäre aber selbst Pink oder Katy Perry zu blöd gewesen und Moloko kennen wir auch. „Kinda Outta Luck“ ist wirklich auch sehr ärgerlich, wird sogar von Minute zu Minute schlimmer.

Lana Del Rey hat manchmal die Tiefe einer Foto-Depesche auf tumblr und wirkt wie eine, die beim Existenzialisten-Stammtisch mit dem Starbucks-Becher reintippelt und „Carpe Noctem“ säuselt. „Carpe Diem“ wiederum sei das Arschgeweih unter den Lebenmottos, hab‘ ich kürzlich auf Facebook gelesen.

Wenn das alles etwas Gutes hat, dann dass Fiona Apple bald eine neue Platte rausbringen will. Hab‘ ich auch gelesen. Das ist dann auch das beste was man über Lana Del Rey sagen kann. Außer vielleicht noch: „Born To Die“ wäre eine super Single mit drei Liedern geworden.

Ansonsten: spitzen Platte, wenn man Musik nicht sonderlich gut leiden kann. Soll lieber was Gescheites lernen, etwas Nachhaltiges. Singen zum Beispiel oder was mit Medien und so, bei letzterem hat sie ja sehr viel Übung.

LANA DEL REY, „Born To Die“ (Universal)

NACHTRAG: Bei David Letterman war ihre Performance nicht ganz so grausam wie bei Saturday Night Live.

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48 Comments

  1. says: martin

    ole ole!

    videogames passt auf jeden, album nicht gehört, werde ich wahrscheinlich auch nie hören, hab mich immer nur gefragt, was auf einmal alle mit der alten haben. cover spex ist ja nur die spitze und das bevor überhaupt das album erschienen ist. gib der presse eine kleine geschichte (plus dicke lippen?) und sie gehen ab.

    ich glaub ich hör jetzt ersma skrillez. okay, nicht.

  2. says: Tobias

    Video Games, Born To Die und Blue Jeans sind gute Songs. Der Rest der Platte ist eher, wie du schon geschrieben hast, durchwachsen.
    Mich erinnert der Sound auch etwas an die tollen Mazzy Star Platten aus den 90er Jahren.
    Naja mal schauen wie es mit der Lana weitergeht, mit der nächsten Platte wird sich zeigen ob Sie den test of time besteht.

  3. says: Pete

    Ich glaube ja alle Lebensmottos sind Arschgeweihe, und „Carpe Diem“ ist das bunte Tribal Arschgeweih mit ein paar Sternchen und chinesischen Schriftzeichen.
    Lana Del Rey inszeniert sich halt echt sehr gut, kann man nix sagen. Ich verstehe auch nicht wieso sich alle so die Mäuler zerreisen über den SNL Auftritt. Klar, sie hat da gut abgekackt, aber bei Inas Nacht oder David Letterman war sie wiederum ganz gut.
    Frag mich ja ob die Blogger, die dann immer nach 3 Sekunden rumhaten, an sich selbst auch durchweg so hohe Ansprüche haben oder ob sie einfach nur gut sind im Speedhating.

  4. says: setzer

    Manchmal kommt Rumhaten aus purer Enttäuschung: Die „Blue Jeans“ und „Videogames“ waren sehr gut. Aber diese Platte riecht nach eilig nachgereichter Stangenkost, damit schnell was geht an der Supermarktkasse bei iTunes.

  5. says: Pete

    Klar, das Album langweilt. Aber der SNL Auftritt war glaube ich vor dem Release und die Blogger haben rumgeheult als wäre Lana del Rey gerade ins World Trade Center geflogen.
    Ist genauso wie bei den ganzen potenziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Da geht einer halt mal bei rot über die Ampel und die Welt hält den Atem an…
    Wirklich konstruktive Kritik findet man da selten.

    @Setzer: Deinen LDR Hypecheck finde ich fair.

  6. says: 0711er

    Die review trifft es ganz gut. Anfangs habe ich mich auch durch das Jackie O Glamour Video blenden lassen, unter dem Strich ist es aber halt doch eher seichte Popmusik, die lediglich über die richtigen Kanäle kolportiert wurde.

    Man braucht sich aber auch nicht gleich verraten fühlen, wenn man plötzlich merkt, dass die dicke Sabine aus der Grundschule das Lied auch bei Facebook teilt. Ich glaub das war hier eher das Problem. Die Leute meinten kurz etwas cooles neues entdeckt zu haben und mussten dann feststellen, dass sie mitten im Mainstream angekommen sind.

    Der Re.You Edit ist nett.

  7. says: franzi

    immer dieses mainstream gehate…. ist mir völlig egal wer was gut oder schlecht findet: wenn es mir gefällt, gefällt es mir eben und wenn nicht dann nicht! mir worscht, was da irgendwer für einen stempel drauf gedrückt hat. kann ja auf dauer gar nicht funktionieren mit dem exklusiven, abseits des mainstreams, soviel gibt’s davon auch nicht…;-)und dank internet kommt halt auch mittlerweile alles ganz schnell im kleinsten kuhkaff an.

  8. says: setzer

    @0711er: Sabine war nicht dick!
    @franzi: Mainstream ist echt worscht. Opa sagt: Seit Nirvana sind wir doch über so was weg – und da gab’s noch gar kein Internet. Gute Platte ist gleich gute Platte. Bums, aus, Jugendhaus.

  9. says: No 2da Ra

    Also icke persönlich, kann nicht mal Videogames anhören….da krieg ich immer Depressionen….und ich meine wir reden hier von mir 😛

  10. says: Bang Bros.

    ich kenn‘ die Alte zwar nich, aber man könnte Sie doch mal muskialisch durch den Metal-Remixer jagen

    Lana Del Rey vs. Death

    „Pull the plug“ wäre dann Programm

  11. says: DeutschIstKeineSchande

    Nett zu lesen. Ist aber ziemlich 90er die Ische nur auf die Musik zu reduzieren. Dachte, wir hätten so was lange hinter uns gelassen. Nein, eigentlich dachte ich zuerst an diese unsägliche 80er Zeitschrift namens TEMPO. Da wurde auch immer so geschwurbelt wenn einer zu kurz kam. Jaja, damals ging es ja ausschließlich um narzistische Differenzierung, die sich dann doch nur im Konsum entladen konnte. Je nach Einkommen halt. Ist ja zum Glück heute alles ganz anders geworden 😉

  12. says: Bang Bros.

    eben. die seite wird geschlossen! death to false metal. 😉

    wenn der hater nicht differenzieren kann, was macht eigentlich der player!?!? fragen über fragen???

  13. says: Ken™

    das album ist bis auf zwei stücke ganz ganz grosser mist!
    hat mir fast den letzten samstag versaut (hat dann später der VfB richtig geschafft), als ich das dingens beim aufräumen hören wollte. aber selbst dafür wars zu schlecht!

  14. says: martin

    dann lass doch dieses wochenende nochmals das album laufen (repeat) während du das vfb spiel schaust. dann freust du dich noch mehr über den tatort am sonntag!

  15. says: Jochen

    Re.You Edit von Video Games und Born To Die Gucci Vump Remix sind beide top, sonst nervt die aber einfach nur! Wollte den Hype verstehen und hab mir mal paar Lieder angehört, war aber wie Tatort – kommt einer Geduldprobe gleich. :/
    Und jetzt nervt halt Gotye. Wobei der Santé Edit von S.T.I.U.T.K. auch wieder gut is!

  16. says: Ken™

    @ martin:

    neeee, du. da kann ich mir auch gleich ne flasche schwefelsäure über den kopf schütten. geht schneller, hat aber den gleichen effekt!

    btw: das neue van halen album klingt irgendwie ganz überraschend sehr klassisch, man könnte beinahe sagen antik! 😉

    wohl eher was für die schnurrbart- und matteträger aus neckartenzlingen…

  17. says: ernie

    Jau, das Album naja, paar schräge Songs und eben die die im Mainstream geladet sind. Das sollte aber niemand stören, man wählt ja Musik nicht danach aus welche Chart-Platzierung sie erreicht sondern schlicht danach ob sie einem gefällt oder nicht. Was mich nur wundert: Es fehlen halt die beiden Tracks von Ihr die mir bisher am besten gefallen, „you can be the boss“ und „kinda outta luck“, diese Tracks haben mich tatsächlich zum Lana del Rey Fan gemacht… Kein Plan warum die da nicht drauf sind?

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