Good Bye Homeschooling: Happy New Schuljahr

Hello Schule, good bye Homeschooling: Unsere Gastautorin Aycin, Lehrerin im Großraum Ludwigsburg, ist zurück im Klassenzimmer und freut sich darauf, wenn die Schüler*innen live anwesend sind und die Ausrede „Ich hatte kein WLAN“ nicht mehr gilt.

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Fühlt sich fast wie Silvester an…

Wenn man auf das Handy schaut liest man: Wünsche dir ein erfolgreiches Schuljahr oder Gutes Durchhaltevermögen, während man nebenher mit dem Ausfüllen des neuen Schuljahreskalenders beschäftigt ist. Ein weiteres Lehrerphänomen, dass der Kalender von August bis August geht.

Motiviert schreibt man die ersten Termine in Schönschrift, die exakt nach einer Woche in der absoluten Lehrer Sauklaue nicht mehr zu entziffern sind. Ja OK, auch die Schuljahresvorsätze sind wie an Neujahr. Dieses Jahr plant man den Unterricht immer im Vorfeld, um Schwellen- oder Autodidaktik zu verhindern.

Für alle Nichtpädagogen: Die Autodidaktik ist der Unterricht, der während der Autofahrt entsteht. Die Schwellendidaktik ist dann quasi die Profiliga (alle Referendare an dieser Stelle bitte weghören): der Unterricht entsteht während der/die Lehrer*in ins Klassenzimmer läuft. Es heisst ja nicht umsonst „Vom Kinde aus“ – Schließlich muss man erst mal in deren Augen schauen, um festzustellen, ob sie denn heute den Satz des Pythagoras verdauen würden.

Was jedoch auch ein Teil des neuen Schuljahres ist, ist der Blick in den alten Kalender, der normaler Weise zerfetzt, vollgetextet und mit Kaffeeflecken verziert ist. Vollgetextet und zerfetzt ist der alte Kalender diesmal nicht. Die Seiten des letzten Schuljahres sind leer, der Kalender sieht nicht gebraucht aus. Kaffeeflecken? Klar.

Man könnte meinen, letztes Schuljahr nicht geschafft und nur Kaffee getrunken zu haben.

-lange Pause-

Nein, die Pause soll jetzt auch keine mitleiderregende Melancholie darstellen. Es ist eher das: Wir alle – Lehrer, Eltern, vor allem Jugendliche und Kinder –  wissen auf die eigene Art und Weise, was diese „Stille in der langen Pause“ bedeutet. 

Stille Pausen will keiner mehr.  

Es war herausfordernd. Ich spreche und schreibe ungern über das Homeschooling. Es ist für mich das Unwort des Jahres geworden. Eines steht fest: Wir sind flexibler, geduldiger und digitaler geworden, auch wenn manche Einschulungen oder Abschlussfahrten leider nicht mehr nachgeholt werden können. 

Zumindest heißt Schule gerade nicht Laptop anschalten, in das Mikrofon Seid ihr alle da? reinsprechen und das eigene Echo hören, das wie aus einer Höhle zurückschallt.

Ich freue mich montags in der 1. Stunde die Aussage „Ich habe den Bus verpasst“ zu hören und nicht mehr „Ich hatte kein WLAN“ zu lesen. Ich freue mich auf eure Mimik, auf euer Rennen, auf den Kuchen der Kollegin, den wässrigen Kaffee im Lehrerzimmer mit der abgestandenen Milch. 

Und an alle die jetzt „Mal schauen, wie lange noch…“ vor sich hinmurmeln und die Augen verdrehen: Man kann das neue Jahr so oder so starten. Ich gehöre zu denjenigen, die an Silvesternacht jubeln. Nicht alles liegt in unserer Hand, aber nun ist es wieder die Kreide, bevor die Pause startet.

Bevor die laute Pause startet.

Auf ein lautes Schuljahr für Lehrer*innen, Schüler*innen und all die Anderen, die in der Schule heru werden.

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