Ex-OB Manfred Rommel gestorben

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(Manfred Rommel 1994. Foto: Landeshauptstadt Stuttgart) 

Der zweite Oberbürgermeister Stuttgarts nach dem 2. Weltkrieg war 21 Jahre lang im Amt (gewählt am 1. Dezember 1974) und hat die jüngere Stuttgarter Geschichte geprägt. Heute Mittag ist Manfred Rommel verstorben. Die StZ hat bereits einen ausführlichen Nachruf verfasst

Pressemitteilung Stadt Stuttgart

Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel gestorben –  OB Kuhn: Ein schmerzhafter Tag für Stuttgart

Der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister, Manfred Rommel, ist am 7. November 2013 im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war von 1975 bis 1996 Oberbürgermeister der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn gab dies zu Beginn einer Sitzung des Stuttgarter Gemeinderats bekannt. Nach einer kurzen Würdigung und einer Schweigeminute vertagte sich der Gemeinderat.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn würdigte Manfred Rommel in einer ersten Stellungnahme: „Dies ist ein schmerzhafter Tag für Stuttgart. Die Stadt verliert einen großartigen Menschen. Manfred Rommel hat weit über die Grenzen der Kommunalpolitik hinaus gewirkt und die deutsche Nachkriegsgeschichte mitgeprägt. Seiner Frau und seiner Familie spreche ich mein tief empfundenes Beileid aus.“

Fritz Kuhn sagte weiter: „Manfred Rommel hat als Oberbürgermeister über zwei Jahrzehnte die Geschicke dieser Stadt mit Klugheit und Weitblick gelenkt und gestaltet. In seiner Amtszeit hat sich Stuttgart zu einer modernen Landeshauptstadt entwickelt. Seine konsequente Liberalität und Weltoffenheit, seine Integrationsleistung und sein unbedingter Einsatz für die Aussöhnung mit unseren Nachbarn, aber auch seine Menschlichkeit und sein Humor werden uns immer in Erinnerung bleiben.“

Nach dem plötzlichen Tod des Stuttgarter Nachkriegs-Oberbürgermeisters Arnulf Klett kandidierte Manfred Rommel, zu der Zeit Staatssekretär im baden-württembergischen Finanzministerium, für das Amt und wurde im zweiten Wahlgang am 1. Dezember 1974 mit 58,9 Prozent der Stimmen gewählt. Am 1. Januar 1975 trat er sein Amt an. Bis zu seinem Ruhestand Ende 1996 lenkte er die Geschicke der Stadt. Zweimal, 1982 und 1990, wurde er jeweils mit großer Mehrheit wiedergewählt.

Nach dem Sprung mehr über die Amtszeit von Rommel

In seine Amtszeit fielen der Bau der Klett-Passage (1976), der Hanns-Martin-Schleyer-Halle (1983), des Mineralbads Leuze (1983), des Flughafens (1991 und 1996) und die Erweiterung der Liederhalle zum Kultur- und Kongresszentrum (1991).

Im ÖPNV wurden wichtige Weichen gestellt: mit der Entscheidung für die Stadtbahn als Nachfolgerin der Straßenbahn (1976) sowie mit dem Bau der S-Bahn und der Gründung des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (1978).

Ein sportlicher Höhepunkt war die erfolgreiche Ausrichtung der Leichtathletik-WM 1993. Während sich andere Städte in den 90er-Jahren hoch verschuldeten, gelang es Rommel mit seiner konsequenten Haushaltskonsolidierung, rund 75 Millionen Euro Schulden abzubauen. Insgesamt neuneinhalb Jahre lang war er Präsident des Deutschen Städtetags, 2008 wurde er Ehrenpräsident des Baden-Württembergischen Städtetags.

Bundesweit Aufsehen erregte 1977 seine Entscheidung nach dem Selbstmord der in Stuttgart-Stammheim inhaftierten RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe. Er entsprach dem Wunsch der Familie Ensslin, die Toten in einem gemeinsamen Grab auf dem Dornhaldenfriedhof bestatten zu lassen, und wollte so „durch eine gewisse Großzügigkeit sichtbar machen, dass mit dem Tod die Feindschaft endet“, wie Rommel in seiner Biografie schreibt.

Rommel setzte sich in seiner Amtszeit nachdrücklich für Aussöhnung und einen bewussten, verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte ein. Dabei war sein zentrales Anliegen, die Jüdische Gemeinde in Stuttgart zu unterstützen und zu stärken.

Große Sympathien hegte er gegenüber den USA und deren Unterstützung beim Aufbau von Demokratie und Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg. Intensiv setzte er sich ebenso für die deutsch-französische Freundschaft und gute Beziehungen zu Großbritannien ein. Sein internationales Engagement mündete in Städtepartnerschaften mit Kairo (1979), Lodz (1988), Brünn (1989) und Samara (1992). Zugleich förderte Rommel stets die Integration und Partizipation ausländischer Mitbürger in Stuttgart.

Rommels Wirken wurde national und international vielfach gewürdigt und ausgezeichnet. 1995 ernannte ihn Bundeskanzler Helmut Kohl zum Koordinator für die deutsch-französische Zusammenarbeit. Zudem war er Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband. Von mehreren Universitäten erhielt er die Ehrendoktorwürde, 1996 ernannte ihn Ministerpräsident Erwin Teufel zum Professor. Der Gemeinderat verlieh ihm im gleichen Jahr anlässlich der Verabschiedung als Oberbürgermeister die Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt Stuttgart.

Manfred Rommel kam am 24. Dezember 1928 als Sohn des späteren Generalfeldmarschalls Erwin Rommel und Lucie-Maria Rommel, geborene Mollin, in Stuttgart zur Welt. 1954 heiratete er Liselotte Daiber, das Ehepaar hat eine Tochter. Bereits während seiner Amtszeit war Rommel auch als Autor zahlreicher politischer Bücher und Aphorismen-Sammlungen bekannt. Seine Biografie mit dem Titel „Trotz allem heiter“ erschien 1998. Über seine Parkinson-Erkrankung sprach und schrieb er öffentlich, um anderen Patienten Mut zu machen.

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