Allgemeine Verkehrskontrolle oder Pissen im Lehenviertel

Moritz Drung ist der Kessel.tv-Rookie of the year, sein Fortsetzungsroman über den größten lebenden Popstar der Erde, Cosimo, lief auf unserem kleinen Familien-Blog in heavy rotation. Jetzt hat Moritz wieder einmal für uns in die Tasten gegriffen, um von einer hübschen Begegnung mit der Stuttgarter Polizei zu berichten, die sich so vor seinem letzten Konzert im Kessel zugetragen hat. Ohne Cosimo, dafür mit Pipi.

Zu Beginn zwei Bilder von Polizeieinsätzen. Berlin: Ein adretter Mann im Anzug wird von zwei Beamten auf die Rückbank eines Corsas gedrängt, die Politesse trägt Iro, der Polizist Glatze. Die Tür schlägt hinter dem Mann zu. Batsch. Wrrrum. Stuttgart: Die Rolltüre gleitet auf, es steigen drei Cops heraus. Alle haben Eis in den Händen: Cornetto, Caretta und BIG Sandwich. Die Rolltüre wird zugezogen. Klack. Schleck.

Ich habe beide oben beschriebene Szenen so vor mir gesehen. Die Stuttgarter Polizei verschwendet ihre Energie auf völlig falschen Gebieten.

Hallo, Stuttgart. Tempo 50 auf der Hauptstädter Straße, Handy in der rechten Hand, vier Kastenwägen tuckern entgegen. Ich verfalle in alte Genervtheit wegen der übermäßigen Polizeipräsenz, bevor mir der viel wichtigere Gedanke kommt: Telefonieren beim Autofahren ist ja gar nicht erlaubt. Zudem habe ich gestern Nacht bisschen was geraucht. Kontrolle wäre blöd.

Normalerweise verbiete ich mir beides in Kombination mit Auto. Wenn es doch passiert, dann aus einer überschwänglichen Nachtlaune (Kiffen) und Hektik (Telefonieren) heraus. Heute: Ich muss dringend WG checken, Sachen ablegen, duschen und ein bisschen zur Ruhe kommen, und in knapp zwei Stunden schon wieder am Nordbahnhof sein für den Gig. Also Handy runter, Kastenwägen rauschen vorbei, Stop am Marienplatz, Wahlwiederholung, „bin in fünf Minuten da“, aufgelegt. Souverän gelöst.

Dann sehe ich in meinem Rückspiegel ein Polizeiauto blinken.

„Stop! Bitte folgen!“, blinkt das Display am nunmehr fünften Kastenwagen. „Folgen!“, denke ich in aufsteigender Wut, ich fahre doch vor euch, und drücke aufs Gas, ab in die nächste Seitenstraße. Ich werde einfach so tun, als hätte ich euch nie gesehen, euch abschütteln, rechts, Lehenstraße, links, Liststraße. Irgendwie gefällt mir die Situation.

(Flucht ins Lehenviertel misslingt.)

Allerdings nur, bis eine Stimme aus irgendeinem Verstärker in die Straße hinein brüllt: „Sofort anhalten!“

Ich bin empört wie schon lange nicht mehr. Diese unerträgliche Kontrollwut hier! Aus Protest lege ich eine Vollbremsung hin. Ich schlage die Türe hinter mir zu und realisiere sogleich: Du hast keine Zeit und bist in einer schlechten Position: Lieber schnellstens zügeln. Unterdrückte Gefühle, das kann ich, ich wurde nicht konformistisch erzogen. Ein Kind meiner Zeit bin ich aber trotzdem, ob ich’s nun will oder nicht. Ich lächele mein liebenswürdigstes Lächeln. Zwei Polizisten laufen schnellen Schrittes auf mich zu.

„Haben Sie uns nicht gesehen?“, fragt der Clevere. Nein, versuche ich. Soso, machen beide.

„Kommetse aus Bärlin?“, lautet die Einstiegsfrage. Ob das die Rache für den Berliner Schwabenhass ist, würde ich gerne fragen, aber das wäre natürlich ein schlechter Start. Also sage ich: „Ja. Ich bin eigentlich von hier und wohne dort.“ Ich bin im Auto meiner Eltern unterwegs, es ist auf mich angemeldet. Daher das Berliner Kennzeichen, das mich meist eklig erhaben fühlen lässt. Das gebe ich auch zu Protokoll. Natürlich ohne meine Gefühle. Es geht schließlich um Sachverhalte.

„Sie wisset scho, dass in Bärlin viel ‚kifft wird?“ sagt der Clevere. Ach du Scheiße, denke ich, bloß kein Test. „Ja, das stimmt“, sage ich seelenruhig. Das punktet, nächstes Thema. „Sie haben gerade telefoniert.“ – „Oh ja!, das tut mir leid!“, bringe ich aufrichtig heraus, was die beiden auch bemerken, und gerate daraufhin idiotischerweise ins Plaudern.

„Ich mache das sonst nicht. Bin aber total in Eile, in einer Stunde habe ich einen Auftritt am Nordbahnhof.“ – „Sie sind Musiker?“, fragt mich der Clevere. „Ja“, sage ich. Die beiden blicken sich an.

„Was spielet se denn?“ – „Schlagzeug“, sage ich. – „Also, Schlagzeuger sin ja net ganz so schlimm. Aber Musiker ziehen ja scho‘ gern mal einen durch. Sie bestimmt auch, oder?“ Ich bemerke den Impuls, offen heraus „Ja, schon“ sagen zu wollen. Gott sei Dank bleibt mir die Sprache aber im Hals stecken. Nordbahnhof. Musiker. Bärlin. Ich bin erledigt.

„Nein, ich habe das vor fünf Jahren das letzte Mal gemacht“, sage ich und schiebe ein „Seitdem nie wieder“ hinterher, wobei ich dem Cleveren dann doch nicht in die Augen gucken kann, wie ich mir das eigentlich vorgenommen hatte. „Dann haben sie ja sicher nichts gegen einen Test?“, sagt der Clevere. „Kein Problem, wenn’s nicht ewig dauert“, sage ich. Interessiert die beiden natürlich nicht im Ansatz.

Sie wollen ins Lehen, Pisstest. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Die kriegen mich. Dabei kiffe ich nie… Ausgerechnet gestern und im Urin… Mein Führerschein – ok, nicht übermäßig tragisch – aber scheiße, danach bestimmt Bluttest im Revier – das braucht – in zwei Stunden ist der Gig! In all dieser Verwirrung laufe ich den Polizisten einfach so hinterher, während meine Fahrertüre noch weit offensteht.

„Wollen Sie nicht abschließen?“, fragt mich der Clevere. Ich gehe zum Auto zurück. Wo ist mein Schlüssel? In der Jeansjacke? In der Brusttasche vom Hemd? Auf dem Beifahrersitz? „Mh, check ich nicht“, ich denke schon laut. In den Seitentüren? In meiner Jeans? Vorne? Hinten?

Die beiden Polizisten betrachten das für ihre geraden Köpfe völlig unverständliche Spektakel. „Vielleicht im Schloss?“, sagt der Dümmliche. Ich werde über den hämischen Kommentar ein wenig hektisch, gehe erneut zur Beifahrertür. „Was ist denn mit Ihnen los?“, will der Clevere dann noch wissen. In dem Moment geht irgendetwas mit mir durch, was ich davor hinter meinen Pupillen verbergen konnte.

„Na, ich bin total durch den Wind. Ich hab gestern richtig viel gekifft!“, erkläre ich feierlich. Der Dümmliche dreht sich schlagartig um, blickt mir mit hochgezogenen Augenbrauen direkt ins Gesicht. „Spaß“, sage ich.

(Pisstest im Lehen.)

Endlich finde ich den Schlüssel (er war unter den Fahrersitz gerutscht), wir schlendern ins Lehen. Ich betrete das schummrige Innere zwischen den beiden Polizisten. Komischer Tag: Da bin ich in einer soliden Kneipe, einer der wenigen Plätze, an die ich vollkommen glaube oder wenigstens daran teilnehme, und fühle mich beschissen.

Einer der Stammgäste am Tresen zeigt auf mich, als wir auftreten, und sagt in den Raum hinein: „Ah, den kennen wir doch!“ Ich würde ihm jetzt gern erklären, dass er mich mit meinem Zwillingsbruder verwechselt, was aber nicht weiter schlimm ist und darauf drei, vier Kurze mit ihm verhaften, aber für den Ernst des Lebens ist jetzt keine Zeit. Ich muss pissen.

„Sieben Tropfen genügen vollkommen“, belehrt mich der Dümmliche sanftmütig auf mein Einwand, ich müsse gerade einfach mal überhaupt nicht. „Ein Bier kann ich ihnen leider net bringen“, in einem Anflug von Lebensfreude.

Wie komme ich aus dieser verfluchten Situation nur hinaus? Freunden um die Ecke eine SMS schicken, schnell ins Lehen und für mich pissen? Aber shit, clean sind die doch erst recht nicht. Was habe ich nochmal gehört? Ist ein Schweißtest nicht ungenauer? Vielleicht. Doch. Bestimmt.

„Es geht gerade nicht“, beteure ich in bedauerlichem Ton, „in dem ganzen Stress habe ich heute nur eine einzige Cola getrunken. Keine Alternative?“ – „Die Alternative ist der Bluttest.“ – „Dafür habe ich wirklich keine Zeit!“, empöre ich mich. Dann fällt mir ein grandioser Satz ein. „Ich gebe wirklich mein Bestes. Können Sie nicht irgendwie auch auf mich zukommen?“ – „Sie könnten einfach zugeben, dass sie gekifft haben!“, meint der Clevere, der anscheinend hinter der Türe gelauscht hat.

Zum zweiten Mal ziehen ihre psychologischen Tricks. Ich bin haarscharf davor zu fragen, ob ein Geständnis irgendetwas an meiner Strafe lindert, streite dann zu meiner Überraschung erneut in todernstem Ton ab. Ich glaube mittlerweile, der Ton ist mir nur gelungen, weil ich im Inneren davon überzeugt war, das Gras habe eh nichts getaugt. Ich war ja nicht mal richtig stoned gestern. Darüber hatte ich mich noch beschwert.

Schließlich überreiche ich dem Dümmlichen seine gewünschte Flüssigkeit. „Könnten acht sein“,  sage ich. Das nennt man wohl Galgenhumor.

Mit tiefschwarzen Gefühlen stolpere ich aus der Türe, wo mich der Clevere erwartet. „Was macht Ihr denn für Musik?“, fragt der Scharlatan interessiert –„Rock“ – „Vergleichbar mit..?“ – „Vielleicht Velvet-“ Jetzt bloß nichts Psychedelisches! „Schnell und laut“, sage ich. „Wie AC/DC?“ – „Genau“, sage ich lächelnd.

Dann tritt der Dümmliche heraus. Meine Stimmung ist auf einem all-time-low – so minutiös ich mich bis dahin an alles erinnere, diese Momente habe ich vor lauter Niedergeschlagenheit nicht wahrgenommen. Ich bin so tot wie ein Christbaum nach dem 26.12.. Worüber wir sprechen, wie sie sich verhalten: nicht die geringste Ahnung. Wir stehen auf jeden Fall noch knapp zwei Minuten in lächerlichem Small-Talk vor der Türe, wieder so ein Psychotrick, bevor der Dümmliche sagt: „Wir können gehen. Alle vier negativ.“ Mir fällt so heftig ein Stein vom Herzen, mein erstes Wort lautet: „Danke.“

Im Zurücklaufen zu Auto sage ich dem Cleveren noch, einer meiner Wegzugs-Gründe nach Berlin seien die ständigen Kontrollen hier aufgrund abgedroschener Klischees wie langer Haare oder Hautfarbe. „So lange alles in einem freundlichen Ton geschieht, ist das doch völlig in Ordnung“, erwidert er.

Ich will über Freiheitsberaubung, Prinzipienreiterei und reaktionäres Verhalten reden, aber: Fuck It. Um die Ecke, nur weg von denen. Noch bevor mir all der Ärger über die Borniertheit der Stuttgarter Bullen irgendwie nachhängen könnte, lache ich laut heraus. Die waren sich hundert Prozent sicher, mich dranzukriegen. Jetzt nichts wie weg aufs Festival am Nordbahnhof mit all meinen Freunden. Macht die Lichterketten an.

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35 Comments

  1. says: Art

    Sehr spannend erzählt. Ich war gestern fast in der gleichen Situation bei einer Zollkontrolle, aber von einem Test wurde dann glücklicherweise abgesehen…

  2. says: sascha

    kann das sehr gut nachvollziehen… 2mal pro jahr 8 tropfen sinds mindestens. meistens an sehr belebeten straßen in der innenstadt abzudrücken. oft noch irgendein brett im auto und dann is für die eh schon alles klar. cop land!

  3. says: Tobi Tobsen

    das größte bei mir war mal, als so ein scheiss behinderter piiiiiiiiiieeeppp polizist an meine scheibe klopfte (die in der tür versenkt war) und nur meinte, ob er mich gleich mitnehmen soll oder ob ich hier den test mache – ohne überhaupt was anderes zu sagen. kein hallo oder sonst was..

    die typen sind zu 99% einfach nur behindert!

    am montag haben sie mich mitm roller angehalten, ne halbe std. aufgehalten, weil sie meinten, dass das nummerschild falsch sitzt und warum? weil sie sonst nichts zu kacken haben. bekomm echt nen hass, sobald die schnittlauchs im gespräch sind. spacken. acab. punkt.

  4. says: Synapsenbrei

    kommt mir irgendwie äusserst bekannt vor 😉

    sehr amüssant zu lesen musste dauerschmunzeln…und spontan kommt mir ne text passage in den kopf: „Viele fragen, wieso haben die Typen so viel Style? Wir fragen uns im Moment, wieso hat Stuttgart soviel Polizei?“

  5. says: skrinne

    Wunderbarer Text 🙂
    Ich habe mal gehört, dass es den Polizisten gefällt, wenn man ihnen während der Pipiübergabe ein kleines „Wohl bekomms!“ zuraunt.

  6. says: TG

    naja, das ist ja eher ne harmlose Kontrolle…und in das Zielraster von Drogenkonsumenten hast du auch gepasst. Warum also die Aufregung? Hab ich schon häufiger gehabt (ok, ohne den Drogentest, sehe wohl zu brav aus) Kontrolliert geworden – Glück gehabt – Danke, tschüss! In Berlin ist das wohl einen Artikel wert, aber hier?

  7. says: withe_samurai

    Künstlicher Penis, alter Schalter was es nicht alles gibt heutzutage. Da kannst du dann auch sagen, wollen se ma kieken ob da alles mit rechten Dingen zugeht ?!

    🙂

  8. says: westernbasti

    muhahaaa, ich würd mal gern das gesicht von nen polizisten sehen, wenn da aufeinmal zwei weenies aus der hose rausschauen… wenn er das seinen kollegen erzählt, machen die gleich bei ihm nen test 😀

  9. says: neongrau

    Ich lach mich schlapp „screeny Weeny“

    Lustich wirds dann auch wenn man sich die Artikel unter „Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen“ anschaut

    – iPhone Mini Mikroskop
    – Weltherrschaft für Anfänger: Das Handbuch…
    – Prostata Massage – Der männliche G-Punkt

    Die Vorlesung ist gerettet =D

  10. says: schmudos

    @neongrau: killer!!
    und: das Flachmann-Set „Sekunde – gleich bist Du hübsch…“ is auch nicht schlecht… hehee

  11. says: moritz

    war dope. hab direkt danach mit freunden geredet, die auch schon beim pisstest am tag danach davon gekommen sind. vielleicht braucht das ne weile, um in urin zu gelangen?

    ohne drogentest rausziehen ist schon komisch genug. das zeugt so oder so einfach von seltsamen vorurteilen der polizei, die das lebensgefühl nicht gerade verbessern. ich glaube (und weiß von einzelfällen), in stuttgart gibts wesentlich mehr zugekokste businnes/werbertypen, die in ihren tollen wägen niemals raugezogen werden. stoned würde ich übrigens niemals auto fahren.

    danke fürs feedback, freut mich!

  12. says: aUtO

    kenn ich gut! Sehr gut kommt übrigens an, wenn man auf die fleissig auswendig gelernte suggestive Frage: „Sind sie Raucher?“ mit ner brennenden Kippe in der Hand „Sind sie blind?“ antwortet…

  13. says: Cartier

    bei dir kann man wenigstens noch verstehen weshalb sie dich angehalten haben (telefonieren)
    ich wurde auf der autobahn angehalten (120, mittlere spur, lkw überholt) einfach so, aus heiterem himmel, ohne jegliches verdachtsmoment… bitte folgen, mitten auf dem standstreifen die berühmten 7 tropfen abgeben… (auch negativ übrigens)

    bin mir ehrlich gesagt nicht sicher ob das rechtens ist… meines wissens darf nur der zoll ohne verdachtsmoment einzelne leute herausziehen…. aber vielleicht täusche ich mich

  14. says: der johnny

    hab letztens im park auf ne freundin gewartet, mit ner cola neben mir, smartphonekopfhörer drin… die sind vom landtag aus bis zu mir rübergekommen nur um mich zu checken. und als ich dann erwähnt hab dass ich als grafiker un fotograf arbeite hat der good cop mir erstmal n gespräch gedrückt ob ich denn schon fertig sei mit studium und bla, hätt er ma besser in meinen perso geshcaut den seine kollegin sich gekrallt hatte. seh wohl aus wie zielgruppe im graffpulli und baggies, fast schon n kompliment – wo man sich doch gern ma fast n bisschen alt fühlt in letzter zeit.

    aber wenn ma mal nachdenkt drüber – wie würd mans denn selber machen? nach äußerlichkeiten gehn, hast ja keinen persönlichkeitsscanner. trotzdem sin die bullen ends nervig un die hanfparanoia is absurd.

  15. says: westernbasti

    sowas kann einem aber auch in anderen bedeutenden städten passieren, wie z.b. in…. Oberstdorf! …. als ich morgens um 8h mit nem freund aus dem zug gestiegen und gerade dabei war, meine sachen im schließfach zu verstauen, ist so nen junior-kommando um die ecke geschlichen und dann hieß es „ausweise her! taschen leer machen!“ dann folgte so eine halbherzige durchsuchung. ist klar, wo ein snowboard ist, da sind auch drogen nicht weit. wenn ich was gehabt hätte, diese pfosten hätten es eh nicht gefunden. ich trinke nicht mal nen bier wenn ich fahre. die sollen die sich lieber mal die penner vorknüpfen, die sich mittags um 12h auf der piste das dritte weizen reinhauen, vor denen hab ich nämlich angst.

  16. says: T

    @ Cartier: Die Polizei in Bayern und leider inzwischen auch in BaWü darf auch verdachtsunabhängige Personenkontrollen durchführen (war früher nur im Grenzgebiet erlaubt).

    Aber bezüglich der Cannabischecks gilt: Bei wem auch nur die geringste Möglichkeit besteht, dass das Ergebnis positiv ausfallen könnte, der sollte den Urintest verweigern. Die Polizei tut bei den Kontrollen zwar immer so, als ob man dazu quasi verpflichtet sei, aber das ist Quatsch. Der Urintest kann ohne jede Begründung verweigert werden, das gleiche gilt für die Schweiss-Wisch-Tests. Allerdings können sie Dich dann mit aufs Revier zur Blutprobe nehmen – nur dass das THC im Blut bei weitem nicht so lange nachweisbar ist wie im Urin. Zudem bedarf es eigentlich eines konkreten Verdachts und, außer in besonderen Ausnahmefällen, auch eines richterlichen Beschlusses, wenn jemand zur Blutabgabe gezwungen werden soll…

    Ich wurde bisher erst einmal zum Pissen aufgefordert. Ich hab das dann verweigert (bzw. behauptet, bei mir würde nichts kommen). Die beiden hatten offensichtlich besseres zu tun, als mich mit aufs Revier zu nehmen, Arzt und Richter zu informieren, etc. und haben mich nach ein paar Koordinationsspielchen weiter fahren lassen.

  17. says: Jochen

    Diese Willkür kotzt mich auch an! Hab auch grad mal nachgedacht wie ich’s selber wohl machen würde an deren Stelle… Aber ich denk mal, ich würde zumindest versuchen, auch „unverdächtig aussehende“ Personen zu kontrollieren. Ich meine jetzt auch mit Bezug auf die Persokontrollen. Kommt seit ca. einem Jahr für meinen Geschmach recht häufig vor! Ob auf der Königstraße oder in der Unterführung am HBF usw… Als junger Mensch steht man da einfach unter Generalverdacht! Zu mir: Keine Dreadlocks! Nichtraucher, kein Alk! Ganz normaler Junge, T-Shirt Chino und Sneaker, kurze dunkelbraune Haare. Aber wenn ich ausm 42er aussteig und über die Königstraße lauf kommen die halt immer zu mir. „Ausweiskontrolle! Mached’se amol ihre Dasche leer!“ Dann kommt echt immer als nächstes: „Kiffed’se?“ „Andre Droga?“ …Alter wie ich es hasse! Die sollen sich doch einfach mal irgendwelche Anzugsfuzzies rausholen für ihre dämlichen Persokontrollen! Am HBF haben mich letztes Jahr sogar zwei übermotivierte Nachwuchsbullen mit MP-5 kontolliert! WTF!

  18. says: TG

    @Jochen…machs doch einfach wie Barney Stinson: Anzug tragen! Dann wirste nicht mehr angehalten, kannst besoffen mit dem Daimler und vollgekokst im 42er durch die Stadt fahren.

  19. says: Cabura

    „Aber Musiker ziehen ja scho’ gern mal einen durch. Sie bestimmt auch, oder?“

    Den Street jargon bekommen die strikt bei der Schulung eingetrichtert.
    Der Schulungsinhalt geht natürlich mit der Zeit!

    Stuttgarter Bullen in den 80ern: Haben sie einen Haschischzigarette geraucht?
    Stuttgarter Bullen in den 90ern: Haben sie einen Joint gekifft?
    Stuttgarter Bullen seit den 00ern: Haben sie einen durchgezogen?

    Immer so verdammt up-to-date die Polizei!

  20. says: Thorsten W.

    Auf der Straße wurde ich im Leben noch nie kontrolliert, weder als ich jünger war noch heute. Im Auto hab ich aber auch festgestellt: Mit 18 Jahre altem Polo an jeder Grenze und bei jeder nächtlichen Kontrolle angehalten worden, mit dem Wechsel auf ein (damals) fast neues Auto und seitdem gar nicht mehr.

  21. says: aUtO

    Hab aufgrund der vollen Pracht meines Haupthaars einen reichhaltigem Erfahrungsschatz mit Pisstests und auch noch 2 Anekdoten die die willkürliche Rangehensweise und Frechheit in der Ausführung illustrieren:
    1. The Roots Konzert LKA, groß angelegte Piss-Orgie mit entsprechenden Zelten schon auf der Ausfahrt der B (12 glaub ich). Test negativ, weitergefahren, Parkplatz gefunden, dann steigen aus dem parkenden Auto daneben 2 in zivil aus und fragen, ob ich mit nem Drogentest einverstanden wäre. Ich sag, sie sollen mal bei ihren Kollegen 500m weiter durchfunken und dass ich dort vor 5-10 Minuten mein Urin abgegeben hab. Antwort: „In der Zeit kann man doch locker einen durchziehen.“ (!)
    2. Vollsperrung, negativer Schweisstest, negativer Urintest, dann Blut-Test. Beamte sagen mir, sie müssten jetzt meinen Autoschlüssel einziehen weil ich in den nächsten 24 Stunden nicht Auto fahren dürfte, weil ich ja solange bis der Blut-Test ausgewertet ist verdächtigt würde unter Drogeneinfluss zu stehen…ich solle jemanden anrufen, der den Schlüssel bei ihnen in der Sperre abholt und mein Auto wegfährt. Mein Bruder (straight edge, Glatze) kommt 20 Minuten später. Beamter: „Wären sie mit nem Drogentest einverstanden“

  22. says: aUtO

    Is mir schon klar, dass ich mich selbst (wäre ich der Polizist) wahrscheinlich auch testen würde weil die Trefferquote bei Leuten, die so aussehen wahrscheinlich recht hoch ist 🙂 Aber zum einen sind die Testspielchen mit Augen zu und Nacken nach hinten, 30 Sekunden abschätzen etc. lachhaft und ohne Aussagekraft, dass ich es frech finde sowas dann als Grund anzuführen warum jetzt ein Test gemacht werden soll, wobei es offensichtlich ist, dass der eigentliche Grund die äussere Erscheinung des Verdächtigen und das klischeebehaftete Weltbild des Beamten ist. Und zum anderen stand ich ja schon mehrmals an ner Kontrolle bis zu 2 Stunden rum und hab mitbekommen, wen die so rausziehen. Bei mir entsteht der Eindruck, dass es weniger um die Verkehrs-Sicherheit geht, als vielmehr darum, die leicht zu bekommenden Kiffer (ist viel länger nachzuweisen als andere Drogen) zu schnappen, weil das schnell und einfach Geld in die Stadtkasse spült mit Bußgeldern, Nachschulungen etc. Jedes Mal hab ich in der Zeit als ich da stand, weil mein Auto durchsucht wurde, oder ich auf ein Testergebnis warten musste beobachtet, wie meiner Meinung nach offensichtliche Kokser in teuren Autos durchgewunken werden (klar, is soviel ich weiss nach nem Tag nicht mehr nachweisbar und dementsprechend ne kleinere „Fangquote“ vorhanden) dafür aber jeder, der auch nur annähernd in ein Kiffer-Klische (z.B. alter Fiesta oder anderes älteres Modell, Basball-Cap, 20-25 Jahre alt, männlich, Piercings, Baggy-Pants, Metal-Shirt oder was weiss ich) reinfallen könnte, rigoros gecheckt wird.
    Bezüglich der Beschwerde: dafür ist mir dann meine (Frei-) Zeit dann doch zu schade, ich bin ja derjenige der nichts dafür bezahlt bekommt mich damit zu beschäftigen…und Zeit verloren hab ich dann im Vorfeld eh schon genug.
    Mir passiert das mind. 2 mal im Monat weil ich immer nachts durch die Innenstadt fahre und weil ich weiss, dass der Test im Normalfall eh gemacht wird, egal was ich tue, hab ich jetzt schon ausgelotet wie ich mit möglichst wenig Zeitaufwand schnell den Becher bekomme, damit alles schnellstmöglich vorbei ist. Auf die Frage: „Hatten sie schonmal was mit Drogen zu tun?“ Sag ich jetzt immer: „Sicher, ich bin DJ“ (Wahlweise Künstler, geht genauso).
    Funktioniert viel besser als zu fragen, ob man die ganzen Spielchen abkürzen und gleich den Becher haben kann.

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