Eine Institution: Zehn Jahre Kunstmuseum Stuttgart

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Vor einiger Zeit habe ich ein Interview gelesen, ich weiß nicht mehr wo und mit wem, es ging (glaub) mehr oder weniger im Kern um Stuttgart, und die interviewte Person meinte, dass für sie mit der Eröffnung des Kunstmuseums im Jahr 2005 die modernen Zeiten in Stuttgart angebrochen wären. Sinngemäß meinte sie, so einen dicken Glaskasten für Kunst mitten im Zentrum, welche Stadt gönnt sich das schon? Das sei großartig, grandios und so weiter.

Es waren große Schlachten damals, die um die Neugestaltung des Kleinen Schlossplatzes und des Kunstmuseums tobten, denn gerade hat man doch erst wieder den alten Kleinen Schlossplatz samt Pauls Boutique, Switzerland und seinen Freitreppen etc. so richtig lieben gelernt. Und jetzt Abriss. Fanden nicht alle geil damals.

Dank der immer noch sehenswerten Film „Die Kalte Platte“ ist die Geschichte des Platzes bestens dokumentiert. Ab circa Minute 38 geht es um den (damals) umstrittenen Neubau (veranschlagte Baukosten 67 Millionen Euro, finde gerade nicht wie viel es letztendlich wurden). Die Stadt hat dafür Anteile an Energieaktien verkauft und einen Teil der Fläche privatisiert.

Am kommenden Wochenende feiert man mit einem „Großen Bürgerfest“ das Zehnjährige, freier Eintritt und viel Programm und Begrüssung mit Kuhn und Tortenanschnitt sowieso. Guckste FB durch.

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Dafür wurden die Treppen nur – Achtung – durchgekärchert, wie man stolz auf Facebook verkündet, Ex-OB Schuster und Let´s Putz-Erfinder und oberster Kunstmuseum Vorantreiber wird da bestimmt ein bisschen geil.

Außerdem wurde nach über einem Jahr Arbeitszeit das einstige Glasdach fertigstellt. Die Glasplatten waren zunächst als Ober-Attraktion des Neubaus gedacht, verwilderten dann aber ziemlich schnell, was man den Skatern und der „Stadtgesellschaft“ in die Schuhe schieben wollte. Hab mich da einst bissle aufgeregt. Die ersten Glasplatten sind meinen Erinnerungen nach schon gleich am Anfang gesprungen und war ein Aufreger-Thema in der lokalen Presse.

Nun hat man sich für die Variante Beton-Sargdeckel entschieden. Meine Damen und Herren, sie sehen nun: zwei Millionen Euro.

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Nun ja. Für Skater ganz geil. Das freut mich. Da kannste ne schöne Berliner Rolle machen. Kennste Berliner Rolle aufm Skateboard? Zeig ich dir dann morgen. Die Lichter sollen ab 4. März funken. Und man sei im Kostenrahmen geblieben, berichtet die STN.

Auf Twitter wurde schon gefragt, warum man DAFÜR so lange gebraucht hat. Der technische Bürgermeister Dirk Thürnau meint, es lag an der Witterung und „neu entdeckte Feuchtigkeitseinträge.“ Ach und: „Über dem Beton liegt nun Terrazzo als gestalterisches Merkmal.“

Beton hält, weiß man in Stuttgart, und ich freu mich auf viele Szenen in den nächsten lokalen Skateboardclips.

www.kunstmuseum-stuttgart.de

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4 Comments

  1. says: Ben T.

    2 Millionen Euro für ein bisschen Beton. Da haben sich wieder einige die Hosentaschen gefüllt. Wenn man bedenkt, dass im Vergleich dazu das neue Variétégebäude am Pragsattel komplett keine 2 Millionen EUR gekostet hat, wundert man sich schon.

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