Oversharing der späten Nullerjahre: Facebook Statusmeldungen

„Dr. Elbert´s Laufweisheiten, Teil 1: Wenn man aggro ist, läuft man schneller.“ Das ist mein aktueller Facebook-Status. Ich bin im Status-Abgeben schätzungsweise im unteren Mittelfeld. Im Status kommentieren hingegen bin ich im Oberen. Das macht richtig Laune, kann aber genauso zeitverschwenderisch sein.

Denn viele meiner Freunde ändern ihren Status fast stündlich. Wie zum Beispiel Alexander Maier. Heute früh schreibt er: „…ist jetzt ein Fan von frühstücken“. Mal ganz abgesehen davon, dass jeder Mensch ausgiebig frühstücken sollte, hab ich geantwortet: „Ich bin ein Fan von Alexander Maier.“ Ich wollte ihn, wie so oft, zum einen etwas foppen, ihm aber auch zum anderen suggerieren, dass ich ihn ganz doll mag, auch wenn er manchmal ein muffeliger Kauz sein kann.

Natürlich ist über Facebook parlieren zäh wie Lederschuh, trotzdem möchte ich an dieser Stelle meine FbPdW (Facebook Person der Woche) küren: Tara, Uwe Reiser! Yes, der Uwe! Der Uwe von der Love Academy, der Uwe mit dem Porno-Film (was ist eigentlich aus diesem Projekt geworden, quasi das Black Album des Stuttgarter Nachtlebens?), der Uwe mit dem Aer Club und der Uwe mit der Hochzeit im Aer Club. We love Uwe, no doubt.

Der Uwe hat sich glaub letzte Woche bei Facebook angemeldet und innerhalb der letzten sieben Tage 328 Freunde gesammelt. Das ist Rekord. Und der Uwe hat das Prinzip Facebook sofort verstanden und heute früh einen mächtigen Status gepoppt: „Bin endlich wieder im Büro. Gestern durfte ich mit meiner Mutter den ganzen Tag im Garten arbeiten. Gut gebräunt, aber mit Blasen an den Händen, freue ich mich wieder auf meinen Job am Laptop…“

Da der Uwe auch mit mir Freund sein wollte und ich ihn gnädigerweise akzeptiert habe, musste ich das natürlich auch gleich kommentieren. Beim Uwe muss man auf etwas Etikette achten, auch wenn ich mit ihm seit dem Ende von SC geschäftlich nichts mehr zu tun habe.

Also hab ich nicht, wie es für mich jetzt in diesem Fall typisch gewesen wäre, hätte zum Beispiel Alexander Maier diese Seier rausgehauen, mit „FEDD ALDA!“ kommentiert, sondern ganz stilvoll: „Das sind Statusmeldungen.“ Hat doch einen leicht ironischen Unterton, aber ist immer noch respektvoll, oder etwa nicht?

Im Falle vom Uwe muss man wissen, dass der Uwe derjenige in Stuttgart ist, der bis vor kurzem unter einem Social Network wohl als erstes die Gruppe Anonymer Alkoholiker verstand, bei dem Stichwort Web 2.0 an eine neue Webtechnik für Gucci oder Prada Pullis dachte und bei Blogs schlicht und einfach an einen Schreibblock. Anders gesagt: Bis vor kurzem war die Reisersche Lesart vom Internet: Inder sind nett.

Zugegeben, der war mächtig alt und flach, aber wiederum auch eine gekonnte Überleitung, denn ich war am Pfingstsonntag nicht im Toy, hab aber vom Krupa gegen 00:30 Uhr eine super Status-Meldung per SMS bekommen: „Alter, ich bin gerade im toy. Unglaublich, das ist besser als rtl. Muhahaha, realsatire pur! Musst du unbedingt mal machen.“

Nein, mach ich aber nicht, denn ich war im Kino. Und zwar in „Slumdog Millionaire“. Ich geh selten ins Kino, aber in einen Film, der 8 Oscars bekommen hat, kann man mal gehen. Und siehe da, er hat mir richtig gut gefallen.

Ich hatte bissle Schiss vor einem knallbunten Indien-Overkill, aber das ist gar nicht der Fall gewesen. Total spannender, packender, mitreißender Streifen. „Wer wird Millionär“ kennt halt doch irgendwie jeder Depp und man fühlt sofort wie daheim im Wohni. Wie auch die Gäste im Delphi. Die erste Reihe hat brav ihre Schuhe ausgezogen und schön die Stinkefüsse auf der Bühne abgelegt. Beim Anblick von weißen Socken am Pfingstsonntag bekomm sogar ich einen Ständer.

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass es eigentlich komisch ist, dass „Slumdog Millionaire“ 8 Oscars bekommen hat, weil er ja mir gefallen hat. Ich glaube, ich war noch nie einem Film, der 8 Oscars bekommen hat, weil das sind meistens Filme wie z.B. „Brokeback Mountain“. Ein Mann, der zu seinen Lieblingsfilmen „Armageddon“ oder „Stirb Langsam 1 – 4“ zählt, hat für „Brokeback Mountain“ wenig übrig.

Wenn ich die Armageddon-Nummer auspacke, verfallen viele Menschen in diese typische was-ist-denn-das-für-ein-Banause-Schockstarre, so mit ganz weit aufgerissen Augen und der Hand vor dem Mund, erklären mich verrückt und für einen Bauerntölpel sowieso.

Aber ganz ehrlich, der Film-Plot ist wirklich grandios! Also mit einem Space-Shuttle auf einen rasend schnellen Kometen zu landen und darauf ein 150 Meter tiefes Loch zu bohren, darauf muss man erst mal kommen! „Armageddon“ ist der einzige Film, bei dem im Kino kein einziges Mal auf die Uhr geschaut habe.

Außerdem fand ich es wirklich eine super Sache, dass endlich auch die Arbeiter einer Ölbohrinsel eine Lobby in Hollywood bekommen haben. Ich mein, wohl jede Berufsgruppe hatte in der Filmindustrie bereits eine Lobby, wahrscheinlich sogar Müllmänner. Aber Arbeiter auf einer Ölbohrinsel?

Die müssen auch mal im Rampenlicht stehen. Sind mehrere Wochen auf dem wackeligen Ding, machen sich bei jedem Wind und Wetter den Anorak schmutzig und haben absolut nichts zum Bömsen, außer natürlich Liv Tyler, vorausgesetzt man arbeitet auf der Armageddon-Bohrinsel. Da wirste doch aggro!

Ich war heute übrigens aggro, weil ich drei Stunden beim Zahnarzt auf der Bank lag. Bekomm drei Kronen und zwei Füllungen. Weil man halt auch nie richtig putzt und nur alle drei Jahre zum Arzt geht. Danach war ich voll madig und platt, aber eben irgendwie auch sehr gereizt. Musste ich natürlich gleich auf Facebook pösten und hab voll viel Mitleid bekommen – oooooooh!

Danach hab ich noch ein Interview mit dem CSD-Vorstand gemacht, der war sehr redseelig, und mit der Laura vom Kings Club. Die war ganz lustig. Hatte erst Heidenehrfurcht, weil die große Laura und so. Kandidiert für die Linken. Könnt ihr am Sonntag wählen. Also war jetzt kein Vorschlag von mir. Weil so richtig politisch werden wir nicht auch noch. Gut Nacht.

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23 Comments

  1. says: JoeJoe

    Also ich check‘ das mal wieder nicht ganz 🙂
    Uwe ist doch sowas wie DER Pionier für social networking in Stuttgart.
    Lange bevor unsereins auf den Facebook-Zug aufgesprungen ist hat er doch schon uns und seine Freunde sogar an seiner eigenen Hochzeit teilhaben lassen. Oder es uns zumindest angeboten.
    That’s real life and no Facebook.
    Hab‘ doch toternst heute mittag im Waranga zwei seiner Freunde getroffen, die sich über dieses Thema bei Facebook unterhielten. Wo er jetzt bei wem seine Freunde gefunden hätte. Und über den Status mit der Fahrradtour und das dies völlig belanglos sei. Ich musste dann doch erwidern, daß alle Statusmeldungen im Grunde belanglos seien.
    Nett fand ich persönlich aber die Meldung, daß man nur 25 seiner Freunde auf einmal anklicken könnte und das dies dann ewig dauere…es ist ein Leid mit den Freunden bei Facebook.
    Nun ja, ich zähle nicht zu seinen Freunden.
    Trotzdem war Uwe auch meine Facebook Person der Woche.
    Ich fragte mich, wer alles so auf die Idee kam mir und angeblich wohl auch gegenseitig Freundschaftsvorschläge zu schicken 🙂
    Obwohl…man weiss ja nie.
    Heisst es.
    Ich höre mir übrigens gerne mit meiner Mutter Lieder von Howard Carpendale von 1976 an.
    Muß ich mal als Status angeben 🙂

  2. says: D*Jan Neiro

    Zu Slumdog Millionaire MUSS 🙂 ich mal sagen, dass Du da sicherlich recht hast mit gar nicht so viel Indien/Bollywood wie man befürchtet hat, aber die letzte halbe Stunde hat mich schon sehr enttäuscht…

    Mit dem Höhepunkt einer Millionenfrage, die so gut wie jeder Depp ohne Antwortmöglichkeiten beantworten hätte können.

    Und mit Antwortmöglichkeiten wahrscheinlich auch jeder potenzielle RTL Real Life Kandidat/Toy Gänger…

    Also warum der 8 Oscars bekommen hat hab ich nicht kapiert…aber das ist vielleicht das selbe wie dein Unverständnis darüber warum Armageddon keinen bekommen hat 🙂

  3. says: Alexander M.

    @martin: auch ein muffeliger kauz darf gerne mit etikette behandelt werdem. wofür hab ich den das business-etikette eminar besucht ;-).

    @thorsten: jetzt komm. ein bisschen social netwoiking betreibst doch auch, oder?

    ansonsten suche ich jetzt mal den uwe, um meine promi-sammlung zu erhöhen ;-.)

  4. says: Uwe Reiser

    Nun ja, so langsam muß ich mich eben auch an die neuen Medien gewöhnen… Habe mich ja lange genug mit persönlichen Einladungen in der Stadt aufgehalten. Jetzt sitzen wohl alle nur noch an ihrem Rechner und sparen sich das Geld fürs Nachtleben! Gruß Uwe und einen schönen Tag allen

  5. says: JoeJoe

    Womit Uwe wohl Recht hat…
    Man lud einfach persönlich ein und noch besser, die Leute kamen auch noch alle wirklich. Heute ist es oft nur noch ein Klick…

  6. says: nbk

    Fällt an dieser Stelle eigentlich keinem auf, dass endlich mal einer für Armageddon solch eine Lanze gebrochen hat. Endlich bin ich nicht mehr allein Fan dieses Films. Danke Martin!

  7. says: martin

    uwe hat den bogen einfach raus:

    freut sich schon auf Tommy Lee im aer Club. Gestern stand es ja bereits in der Bild Zeitung. RTL hat auch schon zugesagt einen Bericht drüber zu drehen. Tommy Lee ist der ex-video-Mann von Pamela Anderson und Drummer von Mötley Crüe die am 15.6. in der Schleyerhalle spielen. Danach legt er mit DJ AERO aus Los Angeles im aer Club auf – House / Electro und was sonst noch rockt!!!

  8. says: julia

    „I don’t wanna close my eyes
    I don’t wanna fall asleep
    Cause I’d miss you, baby
    And I don’t want to miss a thing“

    armageddon ist doch echt ein luschiger kitschiger kack.
    jungs, wenn ihr rocky oder der pate gut fändet ok, von mir aus auch stirb langsam oder törminatör, aber warum ausgerechnet armageddon? ich checks echt nicht!!

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