Ooooh Beddo: Die Shopping Mall Gerber in Stuttgart-Mitte wird gebaut

Bildmitte: Bernd, der Baumeister. Macht das Ding – wie einst JayJay Okocha – einfach alleine. 

Als offizieller „Das Gerber“ Baufortschritt-Watchblog ist es geradezu unsere Pflicht, regelmäßig nach dem rechten zu schauen, Ecke Marien/Sophienstrasse. Die gute Nachricht: G21, the project formerly known as Gerber, nimmt langsam Konturen an. Man spürt förmlich, hier an der Kaiserschnittnarbe der Stadt, wie Stuttgart zusammenwächst. Wundheilung in der Epithelisierungsphase, wie wir Mediziner sagen. Das heißt konkret: Überhäutung der Wunde durch horizontales Wandern der Epithelzellen.

Ist n bisschen ekelig, aber auch nicht weniger appetitzüglend als das ganze Geschippe und später dann Geshoppe in Stuttgarts neuem Quartier. Die Bauarbeiter sind jedenfalls trotz oder wegen der Wetterlage guter Dinge und frohen Mutes, soweit man das von der Aussichtsplattform aus beurteilen kann. Freuen sich wahrscheinlich auch schon wie Bolle auf den neuen Mietermix mit dem „Ankermieter“ H&M. Ankermieter kannte ich vor dem Gerber nicht als Begriff. Lege aber künftig großen Wert darauf, dass in unserem 3-Parteien-Haus ICH bitteschön der Ankermieter bin.

Dieser Tage jedenfalls stromert so mancher Passant (Ömme von der Redaktion geändert) unerkannt zur Gerber Baustelle, glotzt in Baden-Württembergs zweitmeistes Loch nach dem Blautopf und staunt Bauklötze. Hier geht was. Und zwar voran. Der Typ auf m Bild zum Beispiel zeltet da Apple-Store-mäßig schon seit Wochen und wartet, bis Camp David endlich seinen ersten Shop-in-Shop aufmacht, weil er gemerkt hat, dass er langsam aus den ollen Blogger-Klamotten rausgewachsen ist.

Abdeckplanen-Porn vom Feinsten. Und wer jetzt noch keine gescheite Erektion hat, dem hilft vielleicht das Mieter-Viagra: „Top-Marken aus dem Mode- und Lifestyle-Bereich“ haben sich schon 60% der Ladenflächen gesichert, heißt es aus Gewerbeimmobilien-Fuzzi-Fachkreisen, „teilweise verwirklichen diese erstmalig in Stuttgart Shop-Konzepte“.

Aldi, Edeka und H&M zum Beispiel, die man bisher ja vergeblich auf der Shopping-Landkarte Stuttgarts sucht, kommen endlich endlich endlich mit eigenen Stores ins Gerber.Wir werden uns noch alle zu Tode bummeln, dumm und dämlich flanieren und uns die Worte „Konkurrenzlose Nahversorgung & innerstädtisches Einkaufserlebnis mit Lifestyle-Charakter“ auf die Stelle über dem Arsch tättowieren lassen. Dubs-Geweih forever. Gerber forever.

Die Sponsorenleiste. Gerber proudly presents. Mir persönlich fehlt ein Bubble-Tea-Factory-Outlet, eine Sportsbar mit Sky-Übertragungen aus Liga 3 und eine Subaru-Autostadt. Ansonsten freue ich mich aber wie ein Baggerführer auf Soccx, auf eyes + more – und da vor allem auf das Letztere – und auf Coffreez, die laut Insider-Informationen „Wraps, Frozen Yogurt und Bubble Smoothies für zwischendurch“ bieten. Whatever happened to Wurschtbrötle, Brezel auf’d Hand, Zitronentee mit Nutella-Laugenweckle?

Man darf aber natürlich nicht alles glauben, was man mit eigenen Augen sieht, deshalb haben wir uns zur Sicherheit die neueste Ausgabe des Hochglanz-Periodikums „GERBERmagazin“ besorgt. Versuchen gerade, irgendwie an die Back-Issues vom letzten Jahr zu kommen. In der Ausgabe #2, in der man geilerweise hier online schmökern kann, freuen sich zum Beispiel die beiden Comedy-Stars Wolle Schuster und Michi Gädt gemeinsam auf’s Gerber. Und das GERBERmagazin titelt „Ooooh Beddo – so schön war es bei der Grundsteinlegung.“ Ehrlich jetzt, guck:

Die aktuelle Ausgabe mit noch mehr Eroddiggg:

In der informieren uns die Macher dann, dass das Gerber mehr wird als ein Einkaufszentrum. (Lustiges Werbesloganraten „Shopping & More?“ „Schippen und Mehr?“ „Shopping & Shipping & Shitting & More?“) .

Late-Night-Shopping sei ebenso geplant wie „Schachturniere und Ausstellungen von Künstlern und vielleicht auch von der Feuerwehr.“

Ich mag das, wenn es nicht so provinziell ist, sondern Großstadtflair ein- und ausatmet. Und gaaaaaaanz vielleicht, schreibt das Gerbermagazin weiter, kann es sein, „dass Echsen und Schlangen für eine Weile das GERBER erobern.“  Und hoffentlich die ganzen Leute würgen und fressen, die wegen so einem Scheiss extra von Oberlenningen in’d Stadt neigfahre kommet.

Es gibt außerdem im Heft noch ein Centerfold Rendering von der neuen Mall mit ihrem „Bodenbelag, der mit Sechseckformaten an Gehwegplatten erinnert“ – Geilo! art imitating life –  und in der „ein Brunnen und eine Säule zentrale Elemente sind“ – und ich seh uns schon nachmittagelang vor dem Brunnen lungern und auf die Säule starren.

Join the Conversation

20 Comments

  1. says: No2daRa

    Hahahahahaha GROß!
    Nilsi all over!
    Ich werd auch nur ins Milaneo gehen, da weiß man wenigstens wann es auf macht und die Überschrift „200 Geschäfte direkt vor Ihrer Haustür“ ist nicht mal übertrieben. Da fällt mir ein: Martin die Story über unseren Einzug hasch jetzt halt verpasst…2,5 Monate zu spät 😉 Aber falls du doch noch ne Homestory machen willsch stell ich dir mein geheimes Videomaterial über DJ Neiro zur Verfügung 😉

  2. says: Martin Sp.

    Geilgeilgeil. Will endlich meine Mittagsbummelei von den Königsbaupassagen ins Gerber verlegen. Die Bummeleien mit der Holden sowieso, wenn da kein NanuNana ist.

  3. says: Jana

    Schachturniere und Ausstellungen von Künstlern und vielleicht auch von der Feuerwehr. – das ist ja wie in Lohr.
    Aber da sind die Pflastersteine wenigstens echt…

  4. says: k

    Alter Schwede, schmeisst eure Suhrkamp-Taschenbücher raus, das Gerber-Magazin ist da! Augenschmaus, Lesegenuss, durchdacht, smart, sexy. Yeah!
    Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe, denn die klugen Macher des Magazins haben ja ganz clever weitere relevante Fragen offen gelassen, z.B.:
    j)Der Vorwortschreiber und Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft heisst ja wohl nicht ernsthaft Herr Dr. Lebsanft, oder?
    k) Hat er sich gemeinsam mit Herrn Streber und Herrn Nothdurft (den freundlichen Beratern von S.6.)beworben?
    l)“Wie bringt man Einkaufen, Arbeiten, Wohnen und Parken ideal in einem Gebäude unter?“*
    m)“Und wie gestaltet man es so, dass es zur Stuttgarter Innenstadt passt?“*
    n) Was macht man eigentlich in einem 235 qm großen Sushi-Flagship-Restaurant?
    o) Was ist eigentlich ein Sushi-Flagship-Restaurant? Also ich meine, im Unterschied zu einem ganz ordinären Sushi-Nicht-Flagship-Restaurant?
    p) Wie findet man in einem 2500 qm großen H&M die billigen 3er-Pack-Unterhosen?
    q)Welcher der extreeeeem gut gelaunt klatschenden Herren auf S.5 ist mit der schwarzen Damenhandtasche angereist und warum?
    r)Machen die Jungs von der Kleinen Tierschau auch irgendwas NICHT für Geld?
    s)Warum hat sich der weltberühmte Professor Bernd Albers, der – man glaubt es kaum – total crazy EXTRA aus Beeeheerlin zur Grundsteinlegung angereist ist(S.11), nicht mal fürs Architekten-Foto als Architekt verkleidet?
    —-
    *Die Fragen l) und m) beantwortet übrigens der weltberühmte Architekt Professor(hoho!)Bernd Albers mit seinem krass revolutionären Gerberviertelentwurf.

    Vorschlag: Der nächste Kessel-TV Auflug goes straight to the Gerber-Eröffnung.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert