LA FEST von Eric Gauthier in der Staatsoper Stuttgart

Auch schon wieder fast fünf Jahre her, dass ich die Oper mal von innen ansehen durfte. Inzwischen ist bei dem altehrwürdigen Gebäude das Dach in den Eckensee geflogen und draußen vor der großen Treppe begrüßt die Besucherinnen eine schicke Box mit einem Blick in die mindestens eine Milliarde teure Zukunft der wohl berühmtesten Stuttgarter Produktionsstätte (nach Daimler und Porsche, klar).

Hier und jetzt hat sich die Staatsoper aber den Tanz-Superstar Eric Gauthier (eigentlich Theaterhaus Resident, aber auch Möbel Hofmeister Testimonial!) nicht nur als Choreograph, sondern direkt als Opern-Regisseur eingeladen. LA FEST heißt seine Show: „Eric Gauthier erkundet in seiner ersten Musiktheaterarbeit, warum und wie Menschen feiern. Gemeinsam mit Sänger*innen, Tänzer*innen, Chor und Orchester durchreist das Publikum die Feste eines Lebens. Auf der Playlist: zwei Jahrhunderte Vokal- und Tanzmusik, darunter unerhörte Raritäten.“

Die Erkundung beginnt damit, das im 1. Akt im hell erleuchteten Saal die Kunstform Oper ausführlich erklärt wird. Das Orchester wurde dafür aus dem Orchestergraben auf die Bühne geholt, das Display für die Übertitel von der Decke und gefühlt alle Requisiten aus den Werkstätten. Die Mitwirkenden sind noch im Freizeitlook, aber trotzdem schon stimm- und bewegungsgewaltig. Ich muss ein bisschen grinsen, weil die wahnsinnig guten Tanzeinlagen von Louis Buß aka „Light“ in so einem Rahmen gefühlt noch Reaktionen wie die ersten Breakdancer 1984 bei „Wetten dass?“ mit Frank Elstner auslösen.

Jedenfalls ist vor der Pause schon so viel geboten, dass ich manchmal nicht weiß, wo zuerst hingucken. Und die tatsächliche Oper kommt ja jetzt erst noch! Die Geschichte geht so, dass eine alte Dame eine Party mit allem drum und dran gibt und im Laufe des Abends auf ihr Leben zurück blickt. Wie bei jeder guten Party gibt es eine Menge zu essen und zu trinken, manche (oder alle) verlieren wegen Alkohol oder Drogen die Kontrolle und es wird aufs Heftigste geliebt und gehasst. Es gibt Luftballons, Konfetti, Luftschlangen, die Discokugel ist eigentlich im Dauereinsatz und am Ende laufen mir die Tränen, weil die unglaubliche Diana Haller mit ihrem Wunschsong „Alto Giove“ so umwerfend schön LA FEST beendet.

LA FEST, Diana Haller, 2023; Fotograf: Matthias Baus

Kaum die Tränen weggewischt, geht die Party doch noch weiter: Der omnipräsente Lars Eidinger betritt die Bühne und beschallt das Theater mit seiner „Anti Disco“. Das Opernpublikum reißt vollkommen verzückt die Hände hoch. Ich muss wegen Müdigkeit bei „Born Slippy“ leider aufgeben.

Diese „After-Show-Lounge“ als fester Bestandteil der Inszenierung wird am 25. Januar bei der letzten Vorstellung DJ Tess übernehmen. Der Abend ist leider bereits ausverkauft, aber LA FEST wird im Laufe des Jahres noch auf der Website der Staatsoper als Stream zu sehen sein (Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest).

Homepage Staatsoper

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