Instaschlendern: Die Parksiedlung in Ostfildern

Wer durch die Straßen rund um den Herzog-Philipp-Platz schlendert, kann ganz unterschiedliche Haus­typen feststellen… – schreibt die Interweb-Seite Ostfildern.de.

Dass es hier aussieht und sich anfühlt wie in einem Kiez in Berlin, das schreibt sie nicht. Auch, weil sich diese Haustypen Parkstüble nennen und Piranha Shishabar, Pizza Amigo, Bonanza Bar, Pops Burger und Wellness-Eck.

Eine vielversprechende Ausgeh- und Wohlfühl-Location neben der anderen. Viele sind geschlossen. Trotz, wegen oder scheiss auf Corona.

Füttert man Google mit den Stichworten Ostfildern + Parksiedlung, schlägt die Suchmaschine als erstes den Polizeibericht vor. Der wiederum ganz oben in den Suchergebnissen vermeldet: Polizei findet mit Marihuana gefüllte Sporttasche.

Kaum den Wagen geparkt, werde ich sofort von einem älteren, rauchenden Herrn in Kunstlederjacke angesprochen. Es geht nicht um Marihuana, es geht um Insider-Informationen:

Dass eine der Kneipen in diesen Zeiten ganz offiziell wegen einer alten Speisegaststätten-Lizenz geöffnet haben darf, dort aber seit 20 Jahren nicht mehr gekocht wurde, hält er für ein Unding. Und mich hält er für die richtige Instanz, das anzuprangern. 

Ich möchte ihm gerne versprechen, mich später drum zu kümmern. Wenn er mir verspricht, in dieser Kneipe nicht nur nichts zu essen sondern auch nichts mehr zu trinken. Aber ich befürchte, das könnte ihm schwerfallen.

Als ich nach meiner kleinen Fotorunde – und der Abholung meines Hautgewinns im Preisausschreiben, einer Melone, wieder gehen will, steht natürlich wieder der Kunstlederjackenraucher neben meinem Auto. Er will wissen, warum ich so viele Fotos gemacht habe. Und gibt sich mit meiner Antwort, das sei für einen Artikel – nicht zufrieden.

Welche Zeitung? Kessel? Kenn ich nicht. Und er lebe schon ziemlich lange hier. Mit hier meint er den Herzog-Philipp-Platz, da bin ich sicher. Ach Internet sei das – ne das habe er nicht.

Aber er habe früher direkt über dem Naschmarkt gewohnt. Bevor hier alles fest in russischer und türkischer Hand war. Hier. Früher. Im gleichen Früher habe er sich ganz oft auf das Bronze-Pferd gesetzt, dass vor dem Naschmarkt daran erinnert, dass das Gelände der Park­siedlung einmal Teil des Königlichen Privatgestüts Scharnhausen-Weil war.

Ob ich mich nicht vielleicht auch auf das Pferd setzen möchte, will er wissen. Und er mache dann ein Foto? Ein andermal gerne, lüge ich. Und möchte ihm schließlich zum Abschied so gerne ein Zitat von Osfildern.de mit auf den Weg geben, aber ich traue mich nicht: „Sitzbänke und eine Schachan­lage laden zum Verweilen und zum nachbarschaftli­chen Treff ein.“

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert