Ich bin ein Star, holt mir hier raus: Warum man Dschungelcamp anschaut

Zum Glück hat Spiegel Online bereits eine zweiteilige Erklärung bzw. Entschuldigung dafür gebracht, warum es okay ist, „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ zu gucken und dass man da ja super soziologische Studien machen kann und dass es voll lustig ist und dass es gute Ausreden gibt.

Außerdem hat ja eine Umfrage ergeben, dass man die auch schlicht „Dschungelcamp“ genannte Sendung leider nicht in die unsägliche Harald Schmidtsche Unterschichtenfernsehen-Schublade packen kann, weil nämlich die Einschaltquoten bei „gebildeten“ Bürgern genau so hoch sind wie bei anderen.

Ich guck mir den Scheiß gerade auch an. Obwohl ich nicht wollte – die letzten Staffeln haben mich nur genervt, ich hab es irgendwann körperlich nicht mehr ausgehalten. Ehrlich.

Aber über die neue Staffel amüsiere ich mich überaus köstlich. Alle Augen waren natürlich von Anfang an auf Rainer Langhans gerichtet, die links angehauchte Presse kriegt sich gar nicht mehr ein, dass der ehemalige Matratzengefährte von Granate Uschi Obermayer da mitmacht. Für die Jüngeren unter uns: Langhans ist der langhaarige Typ, der in der Zalando-Werbung mitspielt.

Und wie ich es schon geahnt hatte, Rainer ist ne coole Sau. Hat die erste Dschungelprüfung, für die er natürlich nominiert wurde, einfach so strunzlangweilig in Meditationshaltung hinter sich gebracht, dass ihn danach keiner mehr sehen wollte.

Auch ansonsten hält er sich weitestgehend aus dem Camp-Geschehen zurück, ist mit sich selbst zufrieden, guckt mal selig grinsend und mal leicht verzweifelt vor sich hin. Nur um urplötzlich aus seiner Starre zu erwachen um über Camp-Liebling Sarah zu lästern wie eine 13-Jährige auf dem Schulhof im Hallschlag.

Womit wir beim unvermeidlichen Hassobjekt der Staffel wären: Die ehemalige GNTM-Kandidatin, die ganze fünf Mal für die Dschungelprüfung nominiert wurde, was aber nicht zählt, weil sie die Hälfte davon in Hinblick auf ihre zukünftige Model-Karriere für KIK und ihren plötzlich erwachten Vegetarismus einfach mal abgelehnt hat.

Die anderen waren darüber natürlich nicht übermäßig begeistert und haben ihr zeitweise sogar nahegelegt, doch bitte das Camp zu verlassen – aber in Wirklichkeit nicht wegen des in Folge der nicht absolvierten Prüfungen fehlenden Essens… sondern weil die Alte einfach nervt. Das wissen zum Glück auch die Zuschauer und werden einen Scheiß tun und sie raus wählen – nicht dass es am Ende noch langweilig wird.

Wen haben wir sonst noch? Einen ehemaligen TV-Moderator, der seit Jahren nichts anderes mehr macht als F-Promi-Zweiverwertungsshows, einen mir bislang völlig unbekannten Sportler, eine dickliche Pudelbesitzerin, ein in die Jahre gekommenes Playmate, einen ehemaligen Boyband-Sänger mit dicken Muskeln, dazu passend eine ehemalige Girlband-Sängerin mit großen Hupen, einen unsympathischen Schauspieler, einen ehemaligen Gefängnis-Insassen, der sich als Schauspielerin tarnt und einen Typen, der mal von Sarah Conner dafür bezahlt wurde, hysterisch zu sein.

Das Staffel-Highlight für mich kam übrigens gestern, und ich lag lachend am Boden: Jay, die Boyband-Nulpe, und Thomas, das Seepferdchen, haben gemeinsam die Dschungelprüfung absolviert. Und sich darauf vorbereitet, indem sie sich gegenseitig so lange die Eier gekrault haben, bis der jeweilige Testosteronspiegel auf Augenhöhe war.

Das war ein ständiges sich-anschreien, auf die Schulter klopfen, umarmen, Muskeln anspannen, nervös hin- und her rennen, sich im Kreis drehen – es war eine reine Freude. Wie beim Pumpen im Fitnessstudio, wenn sich die Muskelbolzen gegenseitig beim Bankdrücken mit hochrotem Kopf anschreien und zu neuen Höchstleistungen antreiben.

Aber es hat funktioniert – die beiden haben es tatsächlich geschafft, alle möglichen überaus ekligen Dinge zu essen: Maden, Würmer, Tieraugen, Schaf- und Hirschhoden und schließlich noch einem Kroko-Penis. Den hat Thomas, in den Armen von Jay liegend, mit verzerrtem Gesicht gegessen und danach den Spruch des Abends gebracht: „Iiiiih, ich hatte nen Penis im Mund!“

Guten Appetit!

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33 Comments

  1. says: Jana

    „einen ehemaligen Boyband-Sänger mit dicken Muskeln, dazu passend eine ehemalige Girlband-Sängerin mit großen Hupen, “
    Beschte Zusammenfassung ever!

  2. says: Martin Sp.

    Durch die ständige Dauerberieselung in den Medien wehre ich mich schon die ganze Zeit, den Mist mal anzuschauen. Und jetzt fallt ihr mir auch noch in den Rücken! Also neee….

  3. says: Tobi Tobsen

    muss mal n bisschen K L U K-scheißern: der typ aus der zalando werbung ist nicht der gute rainer! rainer hat zalando sogar verklagt, weil er „in einer lächerlichen art und weise“ dargestellt wird 🙂

  4. says: franzi

    ich sag’s schon immer: hin & wieder brauch ich so unterschichten-fernsehen…prima unterhaltung und man kann sich immer heimlich denken: zum glück bin ich viel cleverer und würde mich niiieee zu sowas herablassen 😉

  5. says: se

    wo kommt eigentlich gitta saxx her? die hat so einen süßlich-charmanten schwäbischen dialekt dass ich ab jetzt, nach ihrem rauswurf, täglich drauf warte, sie im scholz zu erblicken.

  6. says: majde

    klugscheissen, part 2:
    Bro’Sis waren mehr typen als mädels, ok wenn man die tucke als frau rechnet, dann war es gleichstand der geschlechter, allerdings waren sie keine girlband!

  7. says: Whiskydrinker

    Ihr müsste übrigens mal aufmerksam die Einspielmusik im Hintergrund hören.

    Letzte Woche wurde schon dreimal der ruhig Break von Windowlicker von Aphex Twin genutzt. Und teilweise gab es auch andere Kuriositäten aus dem Bereich „elektronische Musik“.

    Wer auch immer da die Musikauswahl bei RTL trifft, hat einen verdammt guten Geschmack.

  8. says: franz von assisi

    war ja echt der knaller gestern!

    nur schade, dass sarah heut freiwillig geht – jetzt gibts definitiv weniger zu lachen…

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