Firnhaber Brand

(Brennender Firnhaber in der Kronprinzstraße, heute an der Stelle u.a. Habitat)

Auch wenn die Sonne scheint, muss man mal über die Tragödien dieser Stadt reden. Im Gegensatz zum Außenreporter, der bekanntlich auf Events wie dem Juristenball oder 130 Jahre Lapp-Kabel herumstreunt, oder ab und zu den einen oder anderen mehr oder weniger wichtigen (Lokal-)Politiker trifft, sind meine Termine eher bescheiden.

Neulich hat man mich wieder auf die Menschheit losgelassen. Ein Date mit Frank Firnhaber stand auf dem Programm, Geschäftsführer in der 3. Generation des gleichnamigen Möbelhauses beim Gaskessel direkt an der Grenze zu Wangen. Grüsse an Ante an dieser Stelle, der übrigens die Tage nach Stuttgart kommt.

Gespräch ging primär freilich über Möbel. Der Chef, schätze so Mitte bis Ende 30, hat mir gleich angesehen, dass Inneneinrichtung nicht zu meinen Stärken gehört, also hat er mich vor der Öffnungszeit durch sein Haus geführt. Der Schreiberling soll ja auch einen positiven Eindruck bekommen.

Dabei hat mir unter anderem erzählt, dass multifunktionale Möbelstücke (z.B. das Schlafsofa) hoch im Kurs stehen, dass man für eine durchschnittliche Ledercouch sechs bis acht Rinder benötigt und dass auch jüngere Leute auf solide Wohnzimmerschrankwände stehen. War ich sehr stolz auf diese private Audienz. Hatte auch die Ehre um 9 via den Hintereingang reinzudürfen. Dunkle Möbelhäuser sind, ähm, ja, fast schon erotisch.

Zuvor kamen wir kurz auf den größten Brand Stuttgarts zu sprechen. 1992, als Thorsten noch im Schwarzwald via Mailorder Streetwear bestellt hat, fackelte das ehemalige Stammhaus in der Kronprinzstraße bis auf die Knochen nieder.

Kann ich mich noch gut daran erinnern, was Firnhaber etwas gewundert hat. „Die heute 35jährigen wissen es noch.“ Och, geht auch mit 33. Aber doch nicht mehr so ganz im Detail, wenn ich mir die Firmengeschichte anschaue:

„Am 22. Juni versucht ein wahnwitziger Kneipier seine finanzielle Lage durch Versicherungsbetrug zu verbessern. Er schüttet 60 Liter Benzin in seinem Lokal aus und zündet sie an. Damit verursacht er den größten Nachkriegsbrand in der Stuttgarter Innenstadt und vernichtet auch die gesamten Firnhaber-Verkaufsräume mit ca. 6.000m². Firnhaber steht über Nacht ohne Verkaufshaus da.“

Das mit dem Versicherungsbetrug und dem Kneipier habe ich bis gerade eben vergessen, weiß auch nicht mehr wie angrenzende Spelunke hieß. Bei mir hat sich vielmehr das Bild von dem abgebrannten Gerippe im Kopf eingebrannt, sah ziemlich gruselig aus. Hat ewig gedauert, bis an dieser Stelle neu gebaut wurde und u.a. der Habitat eingezogen ist.

Firnhaber konnte Ende 1992 am Gaskessel wieder eröffnen, welche Strafe der Brandstifter bekommen hat, weiß ich nicht mehr. Erinnere mich nur dunkel daran, dass der Prozess ein großes Thema in den Tageszeitungen war.

Hier noch eine etwas veraltete Chronik Stuttgarter Brandkatastrophen.

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17 Comments

  1. says: derkurt

    @christian
    made my day 😀

    der arme sitzt wahrscheinlich vor seinem windows 95 rechner und versteht die welt nichtmehr…“ha wo kommed au die ganze leud her? „

  2. says: oli

    lach. ich hab damals im firnhaber-bau auch einen tanzkurs gemacht. durch den brand wurde die ganze geschichte dann ins alte schützenhaus verlegt und der abschlussball konnte wie geplant stattfinden 😉

  3. says: Whiskydrinker

    Die Kneipe war glaub „Zille“ oder „Alt-irgendwasmitBerlin“, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.

    War aber wirklich ein spektakuläres Feuer. Ich hab damals noch in Rohr gewohnt und dank günstigem Wind kam ich damals morgens auf dem Schulweg in den Genuss eines wunderbaren Brandgeruchs. Mittags bin ich dann heimgekommen und hab in der Zeitung gelesen, was da abgebrannt ist. Dann war natürlich gleich ein Ausflug in die Stadt mit dem Pass Orange Junior angesagt.

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