Bau Boom und Büro Brachland in Stuttgart Mitte

„Brachland? Hast du nicht alle Tassen im Schrank?“

Interessanter Artikel heute unter der Überschrift „Büroprojekten fehlen die Mieter“ in der Stuttgarter Zeitung. Im Prinzip zwar nichts neues, sieht man ja, dass vieles leer steht oder halblebig besetzt, aber wenn man das schwarz auf weiss liest, macht man sich seine Gedanken, wie warum weshalb so viel gebaut wird, noch mehr gebaut werden soll und warum man vielleicht alte Leerstände, wie z.B. das Versatel-Gebäude am HBF, um das sich schon vor längerem konkret Nachtleben-Aktivisten chancenlos bemüht haben, so schwerlich zwischennutzen lassen, wie aktuell z.B. die Marienpassage.

Für letzteren Umstand gibt man übrigens mitunter dem werten Herrn Nastold die Schuld, Stuttgarts obersten Ordnungshüter, der auch gerne mal einen Rave mit Sven Väth mit einem Pur-Konzert gleichsetzt, und deswegen keinen harten Alkohol in der Carl-Benz-Arena ausschenken lässt. Hab den Herren mal wegen der Alk-Geschichte interviewt. Nach ein paar Minuten extremstes Recht-und-Ordnung-Weltbild biste richtig am Verzweifeln. Erinnerte mich ein wenig an meinen Religionslehrer Herr Funk, Gott habe ihn selig, in der neunten Klasse. „Die Welt ist in sieben Tagen enstanden, basta!“ „Aber Herr Lehrer, was ist mit der Evolution und so?“ „Nix da!“

Zurück zum Thema: Es wird viel geplant und gebaut, aber kaum einen juckt´s. Habt ihr euch in letzter Zeit gefragt, warum seit Monaten in der Tübingerstraße beim geplanten Caleido-Dingens nix vorangeht und man anstatt folgendem Traum  nur eine riesige Baugrube sieht?

Der Österreichische Platz ist halt auch einfach ein geiler Lebensmittelpunkt, wie uns das Bild suggeriert. So geil, dass erst mit dem Bau begonnen wird, wenn circa 40% der Flächen vermietet sind.

Wegen der geringen Nachfrage, und der Besitzer würde liebend gerne abreissen, steht auch immer noch das Versatel-Gebäude, im brandneuen Südtor sind 4100 Quadratmeter frei und in der Lautenschlager und Kronenstraße stehen demnächst insgesamt 36.000 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung. Im ehemaligen Postquartier in der Kronenstraße konnten aber bislang erst 20% vermietet werden. Ebenfalls soll die neue Bibliothek im Europaviertel von großen Büroflächen eingerahmt werden, „ohne dass große Abnehmer in Sicht sind“, so die StZ. Und dann noch die große Breuninger-Pläne namens Da Vinci und natürlich das Quartier S… püh.

Diese Leerstände ergeben sich auch dadurch, dass – wie eh und je – „kaum neue Firmen nach Stuttgart ziehen“, schreibt die Zeitung. „Büros lassen sich meist nur durch Umzüge oder Firmenkonzentrationen innerhalb der Stadt neu vermieten.“ Ob das in 10 Jahren anders aussieht, wenn nochmals 100 Hektar frei werden, weiß ich nicht.

Aktuell gibt es nun Überlegungen in die Brachflächen, z.B. am Österreichischen Platz oder in der Lautenschlagerstraße, einzelne Ministerien unterzubringen. „Die Idee einer „Regierungsmeile“ entlang der B 14 – vom neuen Innenministerium über den Landtag bis zur Außenstelle des Umweltministeriums an der Paulinenbrücke, gab es schließlich schon vor Jahren. Das Projekt Caleido würde sich da nahtlos einreihen lassen“, so die StZ.

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18 Comments

  1. says: westernbasti

    nicht zu vergessen ein paar 1000qm im ehemaligen readers digest gebäude (oder was haben die da vor), die grube an der ehemaligen SL, ecke schwab-/rotebühlstraße…. angeblich gibt es auch noch überlegungen vonder lbbw den gesamten koplex entlang der königsstraße vom hbf bis zum müller einzureißen, stand jedenfalls vor längerem mal in der stz. wer verdient eigentlich an diesem ganzen bauwahn?

    grausam diese ganzen glastempel hier entstehen sollen… stuttgart, eine stadt schafft sich ab 🙁

  2. says: Ken

    würde mich jetzt echt nicht wundern, wenn sich auch im zuge der bauarbeiten zu s21 vieles in die vororte stuttgarts verlagert. die stuttgarter innenstadt wird doch von tag zu tag unattraktiver!

  3. says: kutmaster

    Bei Mietpreisen jenseits von 15 Euro pro qm braucht man sich auch nicht wundern, das soviel leersteht. Ich war letztens in Leipzig und dort bekommt man Büros in der Innenstadt locker für 5 Euro/qm.

  4. says: bewohner

    über das was da überall hingestellt werden solll darf sicherlich gestritten werden. aber die gebäude die abgerissen wurden/werden trauert nun wirklich niemand nach. wenn ich mir schon allein diesen versatel-glotz anschaue, sowas mitten in der stadt. nenenene, des kann echt weg.

  5. says: Mi

    an der ehemaligen SL zieht c.f. braun ein, soweit ich weiß auf der gesamten fläche : http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2821129_0_2829_-gibt-es-einen-plan-b-fuer-das-quartier-am-karlsplatz-.html
    dass die lbbw den gesamten komplex an der königstraße abreißt halte ich für eher unwahrscheinlich – nachdem erst vor kurzem einige neue mieter dort eingezogen sind. die leerstände stammen hoffentlich aus den etwas schwierigeren letzten jahren. nachdem es bei daimler & co. nun aufwärts geht, zieht es auch wieder mehr dienstleister (wirtschaftsprüfer, berater etc.) in die stadt. wie gesagt: hoffentlich!

  6. says: Sebert

    Um die meisten der abgerissenen Gebäude ist es an sich nicht schade, sind/waren sie doch grösstenteils Nachkriegsschrott. Aber dass sie nicht alternativ genutzt werden dürfen, und stattdessen Leerstand produziert wird, und dies in einer Stadt in der es chronisch an bezahlbarem Raum zum Wohnen, zum Feiern, oder für alternative Ideen mangelt, trägt nicht gerade zum Image Stuttgarts bei, bzw zeigt wie hier die Zeichen gesetzt werden !

  7. Also ich glaube auch, dass die Nachfrage steigen wird. Und der Gewerbe-Immobilienleerstand in Stuttgart gehört nach wie vor zu den niedrigsten in deutschen Großstädten. Ob und wieviel der Büroflächen man dann später brauchen wird, wird man sehen. Mehr Mischnutzung bei neuen Stadtentwicklungs- und Immobilienprojekten fände ich schön.

    Ich hoffe nur, dass die neuen Immobilienprojekte so geplant werden, dass sowohl die Nachfrage nach kleinen, als auch großen Gewerbeflächen befriedigt werden kann. Wir haben uns z. B. bei unserer Bürosuche extrem schwer getan (ca. 500qm), weil viele Gewerbeimmobilien für Flächen >1000qm ausgelegt sind (und weil wir relativ anspruchsvoll sind, was das Gebäude an sich angeht).

  8. says: der felix

    also wegen mir kann da am Ösiplatz die Brachfläche bleiben und Grünfläche werden … sieht man wenigstens die schöne Kirche, hat auch was.

  9. says: man munkelt

    *hihi* der Mensch vom Amt (ich nenn‘ keine Namen). Es gibt ja Mitarbeiter auf ‚m Amt die sind ganze 6 Wochen im Jahr im Büro. Immer dann wenn der Vorgesetzte im Urlaub ist. Die restliche Zeit sind sie zuhause mit Burnout.

  10. says: JMO2

    Geht wohl bald los

    „Die große Baugrube am Österreichischen Platz ist bereits seit gut einem Jahr ausgehoben, nur getan hat sich auf dem ehemaligen Areal der WGV-Hauptverwaltung bisher nichts. Das wird sich in den nächsten Wochen ändern. Nachdem sich nach langer Suche erste Mieter für den von der Hochtief Projektentwicklung geplanten Büro- und Geschäftskomplex gefunden haben, wird jetzt mit den Bauarbeiten begonnen.“

    http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stadtentwicklung-baustart-am-oesterreichischen-platz.69cc3a6e-bd8b-4668-ad96-6d33b3f33a98.html

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