Bar Sattlerei in der Tübingerstraße Stuttgart

Die Tübinger, diese Schleuse von Mitte nach Süd zum Marienplatz, befindet sich seit Jahren im Umbruch. Weniger Autos, mehr Fahrrad. Neue Gastronomie siedelt sich an, das Galao ist längst nicht mehr alleine. Café Misch Misch, Eisdiele Claus und jetzt die Sattlerei in der Hausnummer 68, Eröffnung diesen Freitag (Beginn 18:00). Oder wie Aussi in der StZ geschrieben hat: „Die „Marienplatzisierung“ der Tübinger Straße in einen hippen Highway in die Innenstadt ist in vollem Gange.“

Oder eben von der Innenstadt nach Süd, wohin sich laut Meinung von Sattlerei-Macher Janusch Munkwitz (ehemals Transit, heute Paul & George, Condesa, White Horse) immer mehr verlagern wird. Das könnte passieren. Ich warte immer noch drauf, dass der Erwin Schoettle-Platz intensiver erschlossen wird und es dann bis zum Biehl-Platz weiter geht, wo übrigens vor einiger Zeit der Ochsen mit einem ansprechenden Restaurant-Konzept eröffnet hat. 

Zurück zur Sattlerei. Schneller Ortsbesuch am Montagabend, Janusch hängt wie so oft am Telefon, aber komm doch schnell rein. Begriffe wie Quartierskneipe, Highball Drinks, Fahrrad-Autobahn oder Bierpython fliegen bei der Begehung durch die Luft, als man durch die verschlungenen Räumlichkeiten wandert. Oder besser gesagt: Wirkt eigentlich wie eine Wohnung.

Nur eben mit einer riesigen Bar, die den Gast begrüßt, freilich eine Spezialanfertigung. Janusch hat das wieder detailverliebt geplant, von weiß der Teufel her Böden und Möbel ran gekarrt und ausgestattet, siehe auch die Galerie oben.

Bei diesem Objekt war von Anfang involviert  die Architektin Tamara Deij-Ferrada, die nun die Betriebsleitung übernehmen wird. Kennt der Stuttgarter Bar-Connaisseur vom alten Scholz am Markplatz oder später vom Paul & George, viel Erfolg und Grüße vom schlechten DJ. Die Frage bleibt jetzt nur, wann wieder der 90er Gastro-Trend zurück kommt zu den geschweißten Möbel a la Tier oder Soho. Hoffentlich nicht so bald.

Schweißen und satteln würde auch nicht gut passen, immerhin handelt es sich bei dem Gebäude um die ehemalige Sattlerei der Brauerei Dinkelacker, da waren andere Materialen gefragt und die neue Quartierskneipe nimmt diesen organischen Handwerk-Spirit auf.

Apropos Dinkelacker: Neben einem gut selektierten Getränkeangebot wird es alle 28 Dinkelacker-Biersorten geben, davon kommen eben fünf aus der Bierpython durch den Zapf und zum Gast geschossen. Und die und alles mehr können übrigens auch im Außenbereich genossen werden. Schauradeln ist das neue Schaulaufen. Alles Gute.

Sattlerei, Tübingerstraße 68
Eröffnung am Freitag, 12. Mai ab 18:00 Uhr
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34 Comments

  1. says: kasperlcurtis

    Sehr schön auch die frisch gekieste Umrandung des Baumes im Außenbereich, die vorgestern schon sowas von mit Hundehaufen zugeschissen war.

  2. says: kasperlcurtis

    Haha, bester Einstellungstest für neues Personal.
    Erstmal die Hinterlassenschaften vor Schichtbeginn per Hand aussortieren lassen.

  3. says: Jonas

    Ich weiß auch nicht…irgendwie hab ich mir was anderes vorgestellt. Das sieht ja nach Baustellenreportage aus, aber das bleibt wohl so. Ist das Konzept „Wir nehmen ne alte Kneipe/Restaurant die mega runtergeratzt ist, reißen auch noch die Tapeten ab, stellen Möbel die nicht zusammenpassen rein und verkaufen dann Moskau Mule für 12 Euro“ nicht langsam mal durch? Nach Fangelsbacher Eck, Condesa, Paul & George, Weißes Ross hat man das doch jetzt schon oft genug gesehen…aber scheinbar sind Absteige-Kneipen ne gute Geldanlage! In Richtung Erwin/Häslach gibts ja noch einige.

  4. says: Drahteselpromenade

    Über die Marienplatzisierung freut sich auch der Dinkelacker, der sich nach 20 Jahren Leerstand gleich mal mit den renovierten Butzen gesundstößt (2 Zimmer / ca. 60qm für 1000 kalt). Wer dort wohl zwischen Biermaische, Brauereilärm und Bargeräuschen für diese Summe wohnen möchte?

    Die Bar wird sicherlich klasse, kenne die Räumlichkeiten vom Wulle-Wohnzimmer das dort mal einen Zwischenstopp eingelegt hat. Der Begriff ‚Bikerkneipe‘ bekommt dadurch in S eine ganz neue Bedeutung.

  5. says: Wolfgang Glunz

    Liebe zum Detail vermag ich hier nicht zu erkennen, Großmutters Sperrmüllmix, paar Löcher in die Wand gehauen, Spiegel auf unverputzte Wände, Kerzen auf kahle Tische, fertig ist der 90s Horrormovie. Ich möchte nicht wissen, wie manche der Gäste wohnen, wenn das Motto „im Wohnzimmer bei Freunden“ lautet. Gesalzen teuer die Preise, jedenfalls eine irre „Aufwertung“ für die Tübinger, die Gäste ziehen nachts nun weiter Richtung Marienplatz zu der netten Bar in der es tagsüber den Schnappes to Go für 1,50 auf die Hand gibt. Schade drum, noch ne Partymeile braucht Stuttgart nicht.

  6. says: Amanda

    War bei der Eröffnung dort. Bin auch eher enttäuscht von dem Laden, hatte mir mehr erhofft, insbesondere mit Blick darauf, dass die Inhaberin Innenarchitektin sein soll… Vermutlich sind Absteige-Kneipen einfach in Mode – hoffe, der Trend geht schnell vorüber. Die Stühle sind jedenfalls ziemlich unbequem. Preise finde ich auch ordentlich, 10 € für einen Spritz will ich nicht zahlen. Auch die Cocktails sind hochpreisig. Dinkelacker-Bier geht aber glaub ich preislich :). Wird nicht mein Place to be. Dass minimalistischer Chic funktionieren kann, zeigt die kürzlich eröffnete Apotheke am Eugensplatz – die hat Stil.

  7. says: der Felix

    Echt 10 € fürn Aperol Spritz? Nicht, dass ich das unbedingt trinken müsste, aber das wäre echt ein bisschen frech viel … oder kommt der im Eimer?

  8. says: martin

    war jetzt gestern auch dort. es gibt vier verschiedene spritz-getränke (es gibt keinen aperol spritz), die kosten alle 8 euro. das 0,3 gezapfte pils kostet 3 euro, die weißweinschorle 3,50 euro, also unter „gesalzen teuer“ versteh ich was anders, gerade die beiden letzteren sind ja stuttgart-schnitt.

  9. says: Amanda

    Echt? War seit der Eröffnung nicht mehr da – und da waren die Spritz definitiv bei 10 €! Hab mich deshalb auch für einen Wein für 5 € entscheiden – zwar wirklich recht günstig für Stuttgarter Verhältnisse, hat aber auch dementsprechend geschmeckt. Vermutlich 1,99 € die Flasche im Einkauf. Und dass das Bier günstig ist, nun – über den Grund brauchen wir uns ja nicht unterhalten… Wem gehört nochmal das Gebäude …

  10. says: martin

    wie gesagt, 3 euro für ein 0,3 pils ist gängiger stuttgart schnitt und ist nicht günstig oder teuer, sondern eben ein normaler tarif. zumindest kostet ein bier in den läden, in den ich so rumhänge, immer um die 3 euro.

    und ja, auf der karte stehen wie gesagt 4 spritz, alle 8 euro.

  11. says: Amanda

    Ist ja total toll, dass die gleich gemerkt haben, dass 10 € keiner zahlt! wäre auch echt zu krass, vor allem bei der nicht wirklich hübschen Betonterrasse und Umgebung. Wobei ich 8€ auch noch ganz schön viel finde- 3 € für ein Bier und 5 € für einen Wein finde ich dagegen günstig :)). So unterschiedlich sind die Meinungen!

  12. says: Amanda

    … dass der Laden läuft :)? Also mir ist es egal, wieviel Geld die machen mit Leuten die den Laden hip finden – ich komme nicht von der Konkurrenz ;).

  13. says: Amanda

    huch, da haste aber gerade dein kommi geändert… naja, hab auf die alte Version geantwortet. Und jetzt haben wir glaub genug Phrasen gedroschen. Zeit, ins we zu starten, in welcher bar auch immer

  14. says: Ben

    Acht oder Zehn Euro echt geschenkt. Beides teuer. Warum dann nicht gleich in die Sansibar? Ich hab auch diesen Ansatz nicht verstanden, die Tübinger zu Marienplatzisieren… ein Platz, wie der Marienplatz ist halt gleich viel gechillter als die Tübinger. Ich geh weiter den Platz und seine Vielfalt genießen.

  15. says: max

    Wie kommt es eigentlich, dass vor Dinkelacker Immobilien (Brauereigaststätte & Sattlerei) mal einfach so Parkplätze in Terassenbereiche umgewandelt werden können – ganz ohne Aufschrei? Und bei ein paar temporären Parklets droht immer gleich die Welt unterzugehen?

  16. says: der Felix

    … also ich kann mich daran erinnern, dass das in Kommentarspalten von den üblichen Kommentarspaltern schon AUSGIEBIG!!!11!! »diskutiert« wurde …

  17. says: StuttgartLover

    Die nächste Lokalität vom Reißbrett.
    Schade.

    „Pinterest“ at it’s fullest.

    Diese komplett auf alt gemachten umgesetzten Konzepte, welches sich momentan in Stuttgart breitmachen sind absolut langweilig, es fehlt die Innovation, Spritzigkeit, das Leben, der direkte und spontane Einfluss, ja, vielleicht sogar die Urbanität.

    Das vermutlich einzig authentische daran sind die Angestellten, die gute Barkeeper sind und allein dadurch eine gewisse Tragfähigkeit von diesen Konzepten garantieren.

    Die Gentrifizierung der Mittel und Oberklassen -Snob-Elite plant sich ihren Weg durch die Stadtviertel, Hand in Hand mit immer denselben Reporterschreiberlingen und Brauerei „Vetterleswirtschaften“.

    Stuttgart frisst, und bekommt was es verdient.

    Chapeau claque.

  18. says: StuttgartLover

    Es geht ja prinzipiell überhaupt nicht über meinen persönlichen Geschmack. Dieser tut auch nichts zur Sache.

    Es geht um die immer wiederkehrende langweilige Art der „neuen“ Gestaltung von Lokalitäten. Abgekupfert von Social Media Kanälen, angepasst an das was momentan aktuell ist. Sich feiern zu lassen für etwas was andere schon davor umgesetzt haben ist einfach. Es ist zu konzipiert. Am Reißbrett entworfene Individualität.

    Die Zeiten wo ein Laden noch eine Identität hatte in Form von Eigenständigkeit und Charakter sind vorbei. Das ist einfach schade…

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