„Was deutsche Urlauber jetzt über ihren Villingen-Schwenningen Urlaub wissen müssen“

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(Foto: S-Bahn-Halte, Schwabstraße, Stuttgart)

Nichts. Einfach weitermachen. So Kleinigkeiten wie geworfene Handgranaten betreffen Sie ja nicht. Da werden Sie höchstens in Mitleidenschaft gezogen, wenn Sie so doof sind, sich zu nahe bei den Ausländern aufzuhalten. Wenn sie ihren Blick nach rechts schweifen lassen: Da gibt’s todschicke Kuckucksuhren. Hat jemand Lust auf lecker Räucherschinken? Käffchen?

Im vergangenen Jahr wurden laut „Schwäbische“ 68 Übergriffe auf Flüchtlingsheime in Baden-Württemberg erfasst –  begleitet von maximal etwas Zynismus, Watte oder knuffiger Bagatellisierung. Den versuchten Anschlag in Villingen-Schwenningen kommentierte ein Polizeisprecher der Stadt Tuttlingen scheinbar mit den markigen Worten: „Zur Gruppe Refugees Welcome gehörte der Täter sicherlich nicht“.

Das mag zynisch wirken, aber für den Fall, dass ein Journalist gefragt hat, ob es sich hierbei um ein fremdenfeindliches Tätermotiv handeln könnte, eine durchaus angebrachte Antwort auf eine denkbar dumme Frage. Treiben wir es auf die Spitze: In Villingen-Schwenningen wurde in der Nacht auf Freitag das Asylpaket II ausgeliefert – Amazon Prime hätte das nicht schneller hinbekommen.

Bei der derzeitigen Diskussion um scheinbar vergewaltigte russische Mädchen und nicht erfrorene Flüchtlinge, wirft bestimmt gerade einer die Argumentation in den Raum Aluhut, dass das auch die Antifa gewesen sein könnte, um aufrechte Nationalsozialisten zu diskreditieren. Als würden die das nicht schon selbst hinbekommen.

Was ich jetzt allerdings über unsere Nachrichtendienste wissen muss: keine Ahnung. Der transparente Teil derer Arbeit scheint daraus zu bestehen, Fehlalarm wie Karneval in Braunschweig, an Silvester in München oder beim Fußball in Hannover auszulösen.

Das kann passieren und mir ist es lieber, einmal umsonst etwas vorsichtiger zu sein, als doch in die Luft gesprengt oder beim Eagles Of Death Metal Konzert erschossen zu werden. Dies allerdings als ein Zeichen für vermehrten islamischen Terror zu werten, scheint mir etwas falsch.

Während uns allerorts theoretische IS Sympathisanten in die Luft sprengen wollen, stehen denen tatsächliche Rechtsterroristen gegenüber, deren Existenz allerhöchstens unter „Bierulk“, „mutmaßlich fremdenfeindlich“ oder „Hasskommentar im Internet“ abgeheftet wird. Geht ja nicht gegen uns, sondern nur die Ausländer und deren Sympathisanten.

Ich warte noch immer auf den ersten Fehlalarm wegen einer „mutmaßlich rechtsnationalen Terrorbedrohung“. Die Leute beim BND/Verfassungsschutz machen ihren Job nach bestem Wissen und Gewissen. Schade nur, wenn von beidem offensichtlich wenig vorhanden ist. Zumindest auf dem rechten Auge.

Es ist natürlich auch klar, dass der Bluthund in uns lieber Warnungen als Entwarnungen im sozialen Netzwerk verteilt. Doch wenn der besorgte Bürger sich unbedingt als Gegenpol der „Lügenpresse“ begreifen möchte, soll er sich bitteschön auch mit dem Prinzip einer „Gegendarstellung“ vertraut machen. Das ist im Pressejargon eine Art Entschuldigung, Richtigstellung – oftmals erzwungen, manchmal auch völlig berechtigt.

Apropos. Wenn sich Mustafa-Muster-Muslim den lieben langen Tag vom Kölner Hauptbahnhof, dem IS oder „unseren Frauen“ distanzieren soll, dann erwarte ich das auch von den besorgten Bürgern. „Ich erwarte“ habe ich im Internet gelernt. Das ist mittlerweile ein beliebter Eintrag in den – hihi – „Diskussions“-Spalten der Redaktionen.

Ah, ganz vergessen. Wann haben Sie das letzte Mal einen gefährlichen Außerirdischen gesehen? Ja, gern geschehen. Ich selbst bin nämlich auch beim Geheimdienst. Ich schütze die Welt seit einigen Jahren vor gewalttätigen Übergriffen von Außerirdischen. Bisher war ich ziemlich erfolgreich darin, ich habe damals sogar Alf integriert. Mehr kann ich zu diesem Thema leider nicht sagen, denn Teile meiner Antwort würden Sie nur verunsichern.

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37 Comments

  1. says: Karl Napf

    Selten solch einen Bullshit gelesen!

    Wie viele Verletzte gab es doch gleich, bei den sogenannten „rechten Übergriffen“? 68 Übergriffe und keine Verletzten. Eine Handgranate, wo man den Sicherungsstift vergessen hat zu ziehen?

    Da sollten sich die „Rechten“ vielleicht doch mal bei der gemeinsamen Schutzabteilung von Linken und Grünen*innen umschauen. Wo die Antifa nämlich hinlangt, da steigen die Opferzahlen schnell mal in den zweistelligen Bereich.

  2. says: martin

    das ist ja toll, dass es bei 68 (nur in BW) übergriffen keine verletzten gab. stark! da machmer nochmals 68 oder?

    selten hier so einen bullshit wie deinen kommentar gelesen. (wo allein die NSU hinlangte… ja egal lassen wir das)

  3. says: Karl Napf

    @Martin…. jaja die NSU 😉 Ein Pink-Panther-Video auf einer feuerfesten DVD, ein paar Verfassungsschützer die zufällig auch an den Tatorten waren und 2 Jungs die sich dann am Ende gegenseitig mit einem Gewehr erschossen haben und dann noch Feuer gelegt haben und eine flüchtende Beate die sich freiwillig gestellt hat… sau geil die Story.

    Wie viele Millionen wurden daraufhin locker gemacht, um den Kampf gegen „Rechts“ zu forcieren?

  4. says: Herr Cut

    Das Thema ist so durch wie Druffis im Climax. Da kann man immer so im Kreis reden. Gibt immer Deppen, rechts und links und Moslems und sogar Veganer.
    Und scheiss Kommentare forciert man in dem man das Thema aus einer ganz bestimmten Seite (jeder kann sich die Seite des Armes jetzt aussuchen) beleuchtet.
    Können wir eh nichts machen. Angie wird’s schon richten

  5. says: Setzer

    Ah. Fresse halten und sich totschlagen lassen von den Besorgten. Nicht meine Lösung. Dafür lebe ich zu gerne. Jeder weiss alles, und danach will wieder keiner etwas gewusst haben Falls meine Haltung „scheiss Kommentare“ provozieren sollte: Sorry. Wollte nicht deine „Comfort Zone“ stören.

    Das Thema ist erst „durch“ wenn ich tot bin.

  6. says: Herr Cut

    weisst man kann alles immer so beleuchten wie man es braucht. In dem Artikel oben geht es darum wie viele Rechte Gewalt es gibt. Genau so könnte man den Artikel schreiben wie viel Gewalt/Straftaten von Ausländern mit oder ohne Migrationshintergrund verübt werden. Da kommt man mindestens auf die Gleiche Zahl.
    Gut die schmeißen keine Handgranate aber wenn ziehen sie zumindest den Stift. Und was mich tierisch nervt wenn von links auf rechts eingehämmert wird. Weil Extremist ist Extremist. Egal wo du stehst.
    Mir gefällt einzig und alleine nicht diese Stimmung mache.. Auch der Grund warum ich nach 2 Wochen Facebook mich wieder abgemeldet habe weil dort jeder meint Politik machen zu können.
    Jeder hat seine Sorgen. Aber mein Gefühl sagt mir das es wahrscheinlicher ist von paar dummen Kancken paar aufs Maul zu bekommen als von einem dummen Nazi.

  7. says: Daniela

    „weisst man kann alles immer so beleuchten wie man es braucht. In dem Artikel oben geht es darum wie viele Rechte Gewalt es gibt. Genau so könnte man den Artikel schreiben wie viel Gewalt/Straftaten von Ausländern mit oder ohne Migrationshintergrund verübt werden. Da kommt man mindestens auf die Gleiche Zahl.“

    @HerrCut: NEIN.

    http://img.welt.de/img/deutschland/crop115705678/475973624-ci3x2l-w540/DWO-Krimninalitaet.jpg
    (Eine von zahllosen Statistiken, die den gleichen Sachverhalt zeigen, der aber irgendwie….(Satz kann nach beliebig beendet werden))

  8. says: Thorsten W.

    „Aber mein Gefühl sagt mir das es wahrscheinlicher ist von paar dummen Kancken paar aufs Maul zu bekommen als von einem dummen Nazi.“

    Ich finde auch man sollte sich nicht mit Fakten von seinem Gefühl abbringen lassen.

  9. says: Setzer

    Der Standpunkt, dass Rassismus falsch ist, bedarf tatsächlich keiner Diskussion. Auch wenn er unter fadenscheinigem Vorwand wie „Muslime“, „Abendland“, „Werte“, „Kultur“, „Flüchtlinge“, „unsere Frauen“, „IS“, „Terror“, „Sicherheit“ und so weiter abgeliefert wird. Das ändert nichts am eigentlichen Motiv: Es ist Rassismus.

    Genau das pflegen AfD, „besorgte Bürger“ und deren Freunde.

  10. says: Tino Bierwirth

    Wenn man für nichts einsteht, dann stimmt es wohl das man eher von „Kanaken/Assis“ eine aufs Maul bekommt als von Nazis. Das war schon immer so bei Leuten ohne Rückgrat die sich nicht gegen Unrecht erheben.

  11. says: ChrisK

    Die Frage ist doch, warum gibt es aktuell einen „rechtsruck“ von sogenannten besorgten Bürgern aus der Mitte? Jetzt kann man natürlich sagen „alle dumm, Rassisten, haben den Sachverhalt nicht verstanden“. Ich glaube aber nicht, dass es so einfach ist. Anscheinend wurde in den vergangenen Jahren irgendein Korrektiv nicht bedient, dass sich jetzt den Weg bricht. Andere Länder gehen damit gelassener um. Ich habe zum Beispiel nie gehört, dass ein Republikaner in den USA Nazi genannt wird. Und vor ein paar Jahren waren manche noch froh, dass es u.a. Wutbürger in Stuttgart gab. Zumindest so lange wie sie gegen Stuttgart 21 auf die Strasse gegangen sind. Anderes Jahr, anderes Thema.

  12. says: setzer

    Ich glaube, dass gar nichts so einfach ist, wie man es gerne hätte. Aber es ist offensichtlich nichts einfacher, als eine Bevölkerungsgruppe für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich zu machen, sie unter Generalverdacht für alles Schlechte zu stellen und vorsorglich ins Gesicht zu treten.

    Ich befürchte auch, dass – ob USA, Europa oder sonstwo auf der Welt – hauptsächlich die Leute gelassener mit Rassismus umgehen, die davon nicht direkt betroffen sind. Ob diese Coolness eine Gesellschaft positiv auszeichnet, wage ich zu bezweifeln.

  13. says: giano

    was ich an so artikeln wie dem oben verlinkten aus der vice nicht so ganz verstehe ist, was wäre anders oder würde sich ändern, wenn es doch klar und unstrittig erkennbare zusammenhänge zwischen einer bestimmten bevölkerungsgruppe und straftaten gäbe?
    nur mal angenommen, es wäre so: sich in deutschland aufhaltende flüchtlinge aus einer bestimmten region egal welchen geschlechts und alters wären deutlich krimineller als der rest der gesellschaft – was wäre dann?

  14. says: setzer

    Ein demokratischer Lösungsansatz ist: den Ursachen auf den Grund zu gehen. Wahrscheinlich stellt man dabei immer wieder fest, dass es tatsächlich eher mit Lebensumständen von Straftätern und nicht mit deren Herkunft zusammenhängt.

  15. says: ChrisK

    Grundsätzlich dürfte sich nichts daran ändern. Grundsätzlich sieht das Strafrecht keine Unterscheidung von Bevölkerungsgruppen vor. Auch der Status eines Flüchtling ist ein UN Status und dort geregelt. Nicht umsonst werden solche Dinge in ruhigen Zeiten und mit ruhigem Kopf geregelt. Soviel zum Papier. In Zeiten in denen der einzelne, eine Gruppe, eine Bevölkerung, ein Staat usw. gefühlt oder zu Recht keine Sicherheit mehr hat setzt die Ratio aus und es werden Sondersituationen geschaffen. Wenn vor mir Feuer ausbricht laufe ich auch nicht ruhig und besonnen zum Notausgang. Und wenn eine Masse an Menschen an mir vorbei rennt noch viel weniger. Mit den aktuellen Gesetzesinitiativen versucht die Bundesregierung wieder Sicherheit herzustellen. Gefühlt oder richtige. So gesehen gibt es aktuell nur vereinzelt Ratio. Und welche Sicht der Dinge die richtige ist? Alle wollen raus aus dem Feuer. Und irgendjemand muss es löschen.

  16. says: Herr Cut

    Die Lebensumstände in den Herkunftsländern sind halt auch bissle anders. Ein Problem sehe ich darin das Flüchtlinge hier ankommen und niemand ihnen erzählt wie man sich hier verhält. Was hier höflich oder unhöflich ist etc. Dazu gehört das man seinen Müll in den Mülleimer und nicht auf die Strasse schmeisst (ja auch deutsche und allen voran Nazis und AfD wähler schmeißen ihren Müll auf die Strasse), dass man den Weg um sein Haus läuft auch wenn es schneller über den Zaun ist (reales Beispiel vom Flüchtlingsheim in Heumaden).
    Und was vielen Leuten unbehagen bereitet ist die Selbstverständlichkeit der Flüchtlinge hier aufgenommen zu werden und selbstverständlich alles zu bekommen (ja ich weiss die sind traumatisiert haben viel scheisse erlebt und trotzdem geht es erstmal darum ein Dach über dem Kopf zu haben.)
    Wenn die Menschen vor dem Krieg fliehen ist das sehr schlimm, und Übergriffe noch schlimmer auch.
    Wenn doch aber Menschen vor Krieg und Gewalt fliehen verstehe ich nicht das es dann gleich super top sein muss, nur weil das so kommuniziert wird unter den flüchtlingen.
    Bsp ein befreundeter Polizist muss zur Ausgabe von Kleidern und sonstigem hinzu gezogen werden weil es dort zu schwierigen Situation kommt. Ein junges Mädchen bekommt ein Fahrrad (man würde Stadtschlampe dazu sagen, also zum Fahrrad!!!). Diesem Mädchen ist das Fahrrad aber nicht toll genug und sie zerlegt es einfach am nächsten Baumstamm. Und das macht sie so lange bis ein Rad kommt was ihr gefällt. Das ist keine Geschichte sondern Tatsache. Das gleiche passiert bei Klamotten etc.
    Und das ist was ich nicht verstehe… wenn ich doch vor dem Krieg!!!! flüchte und überlebe, ist es mir doch erst einmal scheiß egal wo ich bin oder was ich habe.
    Und ich bin nicht rechts, ich bin nicht links und habe ein Rückrad, gehe nicht scheißen und wähle auch nicht die AfD aber ich verstehe die Selbstverständlichkeit einfach nicht.
    Und es wäre mir sehr lieb wenn Leute hier nicht so angeschissen werden weil sie manchmal auch Dinge anders sehen

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