Überarbeiteter Entwurf Rosenstein-Quartier

Sicht auf das neue Quartier aus Richtung Innenstadt. Foto: Leif Piechowski/Stadt Stuttgart

Viel Grün, Wasser und über 7000 neue Wohnungen: Das sieht der gestern vorgestellte überarbeitete Siegerentwurf für das zukünftige Rosenstein-Quartier vor, also die freiwerdende Fläche, sollte dieser berühmte Bahnhof eines Tages fertig werden und die Gleise verschwinden. Bei Interesse unten bitte alles selbst aufgleisen.

Pressemitteilung der Stadt Stuttgart vom 22. Juli

Überarbeiteter Entwurf der Arbeitsgemeinschaft asp/Koeber bleibt maßgebend für die Entwicklung des Rosenstein-Quartiers – OB Kuhn „Das Ergebnis ist nachhaltig und zukunftsorientiert, das macht es zu einem wichtigen Meilenstein.“

Der internationale offene städtebauliche Wettbewerb Rosenstein wurde am 8. April offiziell mit dem Ergebnis beendet, die erst- und zweitplatzierten Planungsbüros mit der Überarbeitung ihrer Entwürfe zu beauftragen. In der Jurysitzung am Montag, 22. Juli, ist der überarbeitete Entwurf der Büros asp/Koeber als maßgebend für die weitere Entwicklung des neuen Stadtteils ausgewählt worden.

Die Landeshauptstadt Stuttgart beabsichtigt nun auf Basis des vorliegenden Ergebnisses des Ideenwettbewerbs einen städtebaulichen Rahmenplan in Auftrag geben. Dieser soll den Gremien der Stadt Stuttgart nach seiner Fertigstellung zur Abstimmung vorgelegt werden. Der Rahmenplan wird die Grundlage für alle weiteren Planungen im künftigen Stadtteil zwischen Stuttgarter Hauptbahnhof, Nordbahnhofviertel, Rosensteinpark und Schlossgarten bilden.

Zur Entscheidung des Preisgerichts sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn: „Heute ist ein wichtiger Tag für den Städtebau in Stuttgart. Der Siegerentwurf passt sich in die Umgebung ein, schafft kulturelle Infrastruktur und überzeugt mit seinen klimatischen und energetischen Ideen. Das Ergebnis ist nachhaltig und zukunftsorientiert, das macht es zu einem wichtigen Meilenstein bei der Entwicklung dieser zentralen Fläche. Mit der heutigen Entscheidung haben wir eine Basis geschaffen, auf der wir voranschreiten können.“

Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, erklärte das weitere Vorgehen: „Wir haben mit diesem Entwurf jetzt eine Grundlage für die Aufstellung eines Master- und Rahmenplans. Nach den Sommerferien werden wir den Entwurf in den betroffenen Bezirksbeiräten und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik vorstellen. Auch werden wir das Ergebnis für die Öffentlichkeit aufbereiten, damit diese sich auch ein Bild davon machen kann. Ziel ist es, in diesem Jahr den Entwurf als Grundlage für weitere Planungen im Gemeinderat zu beschließen.“

Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Dr. Franz Pesch vom Büro Pesch und Partner tagte am Montagvormittag im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses, um die Überarbeitungsphase im Anschluss an den städtebaulichen Wettbewerb abzuschließen. Mit einem Stimmenverhältnis von elf zu sechs hat sich das Preisgericht für den Siegerentwurf ausgesprochen und wird diesen als konkrete Empfehlung an den Gemeinderat und die Verwaltung für weitere Planungsschritte abgeben.

Prof. Dr. Franz Pesch sagte zur Entscheidung des Preisgerichts: „Das Ergebnis ist deutlich, zeigt aber auch, dass wir intensiv diskutiert und gerungen haben. Mein Glückwunsch gebührt beiden Teilnehmerteams. Uns hat vor allem das Thema Zukunft bewegt. Der Siegerentwurf zeigt ein transparentes Quartier, das sich zum Park hin öffnet. Im Kern ging es um Gedanken zur Einbindung des Quartiers in die Stadt, Fragen zur Wohnqualität, Nachhaltigkeit und Atmosphäre in den Stadtteilen.“ 

In der Sitzung vom 8. April 2019 hatte die Jury Kriterien für die Überarbeitungsphase festgelegt. Insgesamt sollten Aspekte wie die Modellhaftigkeit der Quartiere, eine kleinräumige Nutzungsverteilung und der identitätsstiftende Charakter des neuen Stadtteils – beispielsweise durch vorhandene Bauwerke oder herausragende Neubauten – weiter detailliert werden.

Eine zeitliche Abfolge für die einzelnen Bauabschnitte wurde ebenfalls angefragt. Darüber hinaus gab es spezifische Kriterien, die jeweils beide Entwürfe individuell nachbessern sollten, darunter die Behandlung der Parkkante, die Erweiterung des Parks samt Barrierefreiheit, die Höhenentwicklung von Gebäuden und vom Gelände oder der Nachweis zur Wohnqualität.

Nach Meinung des Preisgerichts hat die Arbeitsgemeinschaft asp/Koeber diese Aufgabe überzeugend erfüllt: Der Entwurf spiegelt den klassischen Städtebau einer dichten europäischen Stadt wider mit einer spannenden Dramaturgie entlang der Parkkante. Die vernetzte Stadt bildet den Fokus der Planungsbüros. Entlang der historischen Achse, die sich von Schloss zu Schloss zieht, wird ein gelungener Dreiklang zwischen Hauptbahnhof, neuem Konzerthaus und Schloss Rosenstein geschaffen.

Der sanfte Übergang von der sogenannten Maker City im Umfeld der Wagenhallen über das Nordbahnhofviertel schafft eine gute Zugänglichkeit über das neue Rosensteinviertel bis hin zum Schlossgarten. Im Osten des Entwicklungsgebiets bildet der Entwurf ein leicht terrassiertes Gefälle an der Parkkante des Schlossgartens aus. Dadurch wird die stärkere Verknüpfung der Stadtteile Stuttgart Ost und Stuttgart Nord gewährleistet. 

Daraus resultiert ein insgesamt durchlässiges Stadtquartier, das leichte Übergänge zwischen dem neuen Stadtteil und den umliegenden Stadtbezirken schafft. Der Gleisbogenpark fungiert als zentrales Rückgrat zwischen neuem Stadtviertel und dem Nordbahnviertel. Das südliche Überwerfungsbauwerk bildet darüber hinaus ein Scharnier zwischen Gleisbogenpark und den bestehenden Parkanlagen. Es wird unter anderem mit kulturellen und gewerblichen Nutzungen belebt.

Die Maker City dient als Experimentierfeld für weiteres Bauen im Rosenstein- Quartier. Sie wird als Stadtlabor beschrieben und soll von den Bewohnern nach und nach gestaltet und weiterentwickelt werden. Im Entwurf ist angedacht, urbane Mobilitätsformen im neuen Quartier durchzusetzen.

Die Fortbewegung soll sich vorwiegend auf Rad- und Fußwege beziehen. Die vorgeschlagene Nutzungsmischung ermöglicht eine Stadt der kurzen Wege. Das Energiekonzept hat die Jury durch seine nachhaltige Ausrichtung überzeugt. Großflächige Begrünung und Photovoltaikanlagen auf Dächern und an Fassaden generiert und speichert Energie im Quartier.

Cem Arat vom Architekturbüro asp sagte zu ihrem nachgebesserten Entwurf: „Das Quartier soll urban sein und seinen Bewohnern eine neue Heimat bieten. Es muss den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden. Das ermöglichen wir durch viel Grün, das wesentlicher Bestandteil unseres Entwurfs ist. Insgesamt soll es eine Stadt sein, die vernetzt ist im Bestand sowie offen und sozial durchlässige Nachbarschaften bietet.“

Ein neuer Stadtteil für Stuttgart: Die Entwicklungsfläche Rosenstein Die oberirdischen Gleisflächen des heutigen Stuttgarter Hauptbahnhofs werden nach Inbetriebnahme des Bahnprojekts Stuttgart 21 frei. Mitten im Zentrum Stuttgarts steht nach deren Rückbau eine 85 Hektar große Fläche für zukunftsorientierte Stadtplanung zur Verfügung. Die Entwicklung des Rosenstein-Quartiers ist das derzeit größte Bauprojekt, das in naher Zukunft in Stuttgart realisiert werden soll.

Die Flächen befinden sich seit Dezember 2001 im Besitz der Stadt Stuttgart. Als Eigentümerin verfügt sie über mehr Gestaltungsspielraum als seinerzeit im Europaviertel, was günstige Voraussetzungen für die Umsetzung der Planungsziele schafft. Dazu gehört unter anderem bezahlbarer und qualitativ hochwertiger Wohnraum. Geplant sind mehr als 5.000 Wohneinheiten auf dem Rosenstein-Areal.

Zusammen mit den freien Flächen, die in den angrenzenden Stadtbezirken verfügbar sind, sollen mehr als 7.000 Wohnungen entstehen.

Weitere Kriterien wurden bereits 2016 im Austausch mit der Stuttgarter Bürgerschaft diskutiert und definiert. Sie umfassen die Schaffung von Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Gemeinschaftsplätzen für belebte Nachbarschaften, das Zusammenspiel von Wohnen und Arbeiten, klimaverträgliches Bauen unter Einbeziehung innovativer Mobilitätslösungen, den Umgang mit Bestandsbauwerken und einige mehr.

Der zweiphasige Wettbewerb Rosenstein mit Bürgerbeteiligung Mit dem Ziel, diese und weitere Aspekte zu einer Vision für das künftige Rosenstein- Quartier zusammenzufassen, hat die Stadt Stuttgart im Juli 2018 ein zweistufiges städtebauliches Wettbewerbsverfahren ausgelobt. Unter vorheriger Einbeziehung der Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger wurden die Anforderungen des Wettbewerbs transparent entwickelt. Neben einer öffentlichen Infoveranstaltung im Mai 2018 im Stadtpalais gab es für Interessierte die Möglichkeit, Änderungen zum Auslobungstext über das Online-Beteiligungsportal „Stuttgart – meine Stadt“ vorzuschlagen.

Ein ca. 50-köpfiges Preisgericht, das aus Architekten, Stadt-, Raum- und Verkehrsplanern, weiteren Experten sowie Gemeinderäten und Vertretern der Stadtgesellschaft bestand, beurteilte die eingereichten Entwürfe fortan im gesamten Prozess. Insgesamt haben sich an dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb 54 internationale Planungsbüros beteiligt.

Mit der Vorauswahl von elf Arbeiten wurde die erste Wettbewerbsphase am 28. November 2018 abgeschlossen. In der zweiten Phase des Wettbewerbs hatten die ausgewählten Planungsbüros bis zum 13. März 2019 Zeit, ihre Ergebnisse einzureichen. Der Wettbewerb wurde mit der Jurysitzung am 8. April 2019 mit dem Ergebnis beendet, dass die beiden ersten Preisträger asp Architekten/Koeber Landschaftsarchitektur (Stuttgart) und Laux Architekten/Terra nova Landschaftsarchitektur (Stuttgart/München) ihre Entwürfe nochmals überarbeiten sollten.

Bevor sie damit starteten, haben sie ihre Entwürfe am 30. April 2019 im Ausschuss für Umwelt und Technik und am 14. Mai 2019 im Städtebauausschuss des Stuttgarter Gemeinderats präsentiert. Daraufhin hatten sie bis zum 5. Juli 2019 Zeit, ihre Pläne auf Basis der erweiterten Resonanz aus den verschiedenen Gremien nachzubessern.

Die nächsten Schritte

Mit der Sitzung des Preisgerichts vom 22. Juli 2019 liegt nun eine Entscheidung vor, die den städtischen Gremien im weiteren Verlauf zur weiteren Beschlussfassung vorgelegt wird. Anschließend beabsichtigt die Verwaltung, auf dieser Grundlage einen städtebaulichen Rahmenplan zu erstellen. Nach seiner Fertigstellung bilden die darin formulierten städtebaulichen Vorgaben als Grundsatzbeschluss des Gemeinderats die Grundlage für den langfristig angelegten Planungsprozess des Rosenstein Quartiers. Daraus werden Wettbewerbe und Bebauungspläne für Teilgebiete entwickelt, die eine schrittweise Bebauung der Gleisflächen ermöglichen sollen.

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