Stuttgarter Fotograf Nobbe Künnemeyer gestorben

Bildschirmfoto 2014-05-27 um 18.45.54
Foto: privat

Ich kannte mal eine Frau, deren Job bei einem Knallblatt unter anderem beinhaltete, Nachrufe zu schreiben, beziehungsweise, sie regelmäßig zu aktualisieren – weil die Leute noch gar nicht gestorben waren. Nur so „auf Halde“ damit ihre Redaktion das „aktuell“ ins Blatt nehmen kann, wenn was schief laufen sollte für den Betreffenden. Wir haben damals trotzdem manchmal Witze darüber gemacht, sie sei eine Art Todesengel. Es lacht sich in solchen Fällen eh leichter, wenn man die Betroffenen nicht kennt oder mag. Aber ich bin mir sicher, dass niemand gerne einen Nachruf schreibt.

Deswegen möchte ich jetzt hier nur auf Joe Bauer verweisen, der das auch nicht gerne gemacht hat, aber trotzdem einen wunderschönen Text über Nobbe Künnemeyer geschrieben hat. Denn Nobbe Künnemeyer ist vergangenes Wochenende im Alter von 55 Jahren verstorben.

Manchmal war Nobbe übrigens auch wirklich anstrengend. Wenn er zum Beispiel fragte „Und. Wie geht’s?“, hat ihn das wirklich interessiert. Mit einem „Jaja, läuft. Muss ja.“  lies er sich da nicht abspeisen. Gemeinsame Fotoauswahl war auch immer haarig. Einmal bot er mir seine Brille an, in der Hoffnung, mir würde dann auffallen, dass ich mich zielstrebig für das schlechteste Foto seiner Vorauswahl entschieden hätte. Und ein paar mal hat er mir den Arsch gerettet, weil er sprichwörtlich auf den letzten Drücker doch noch Zeit hatte, ein paar Fotos für mich zu schießen.

Jedes Mal wenn ich das Wort „Nobbe“ tippe, macht mein Schreibprogramm daraus „Noble“ – dieses eine Mal werde ich das nicht korrigieren. Und ich bleibe dabei: möge der Tod uns alle am Arsch lecken. Ich möchte Menschen so in Erinnerung behalten, wie ich sie gemocht habe. Lebendig. Mit einem Lächeln im Gesicht und gerne auch mit einem doofen Spruch auf den Lippen. Auch deshalb lösche ich keine Telefonnummern von Verstorbenen von meiner Sim-Karte. Mach’s gut, Nobbe.

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3 Comments

  1. says: LKTRSNDY

    Na, das schockt mich jetzt aber. Habe den Nobbe vor ein paar Jahren auch kennengelernt und auf ein paar Produktionen mit ihm zusammengearbeitet. War super nett und lustig immer mit ihm. Und ein toller Fotograf war er eh. Deswegen wünsche ich seinen Verwandten und Freunden viel Kraft und mein Beileid.

  2. says: Alerich

    Danke Micha!
    Solcherlei Texte lassen erkennen, wie sehr Nobbe geschätzt wurde und das tröstet mich/uns sehr.
    Schade: unser gemeinsamer „Trick“ funktioniert nun nicht mehr – die Hälfte ist weg.
    Ich hätte noch so gerne einen, ach was, tausende Gin mit ihm getrunken.

    Trauerfeier am Freitag, 30. Mai, Pragfriedhof-Krematorium, 12:00 (high!-noon – hätte ihm gefallen!)

  3. says: Strachi

    Auch von mir ein herzliches Dankeschön Micha. Und auch an Joe. Werde mir den Text gleich durchlesen. Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass mir das nicht leicht fallen wird. Mir fiel es eben schon so schwer deinen Text zu lesen, Micha. Ich hatte Noble (auch ich werde die Autokorrektur nicht ändern!) vor ca. 2 Wochen am Telefon. Wie so oft war ich im Stress. Hatte kaum Zeit mich in Ruhe mit ihm zu unterhalten. Dabei wollte er mir nur sagen, dass er auf jeden Fall bei uns auf den HipHopOpen wieder Fotos machen wird. Und dass er eine große Überraschung für mich mitbringen wird. Eine Person die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Und ich war total gehetzt und musste ihn relativ schnell abwürgen. Und das hängt mir jetzt so fies nach, dass ich nicht einfach noch ein paar Minuten Zeit aufbringen konnte um zu hören wie es ihm geht. Lasst uns alle darüber bewusst sein, dass das Leben ein Geschenk ist und schon morgen vorbei sein kann. Und dass man daher nicht nur seine eigene Zeit schätzen muss, sondern auch die Zeit lieber Menschen um einen herum. Nobbe, ich werde dich nie vergessen und Du fehlst mir. Uns allen..

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