RIP Lemmy Kilmister von Motörhead

Kurz nach Weihnachten ereilte mich ein Schippe Aktivismus: Keine Schokolade mehr – Ich hegte die Befürchtung, bald fetter als die DJ-Sets von RAM zu werden. Gleich der erste Tag endete mit einer Katastrophe: Lemmy Kilmister stirbt, vier Tage nach seinem 70. Geburtstag.

„Tag 2“ habe ich gleich abgesagt, weil ich Angst um Ozzy Osbourne hatte und weil ich um 9 Uhr in von einem Anruf geweckt wurde, ob ich eventuell einen Nachruf für die Stuttgarter Nachrichten schreiben könnte.

Das wiederum erscheint etwas irrwitzig, wenn man zum Zeitpunkt der Frage noch gar nicht wusste, was passiert war. Den Nachruf für Lemmy Kilmister gibt’s hier. Die Trauerfeier für Lemmy wird übrigens am Samstag, 23:30 Uhr im amerikanischen Internet von Los Angeles übertragen.

In einem Anfall von Sentimentalität sagte ich zu meiner Freundin Bobette Podolski: „Lass uns heute Abend Jack Daniel’s/Cola trinken und Motörhead hören“ – obwohl ich weder sonderlich großer Fan von Cola, noch von Jack Daniel’s bin. Dann wurde es kurz romantisch: im REWE Köln Zollstock war Jack Daniel’s ausverkauft.

Motörhead-Fan war ich auch nie. Die waren für mich einfach von Anfang an. Urknall.Flatz.Batz und dann Lemmy so „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll.“

Das war so ähnlich wie Kaffee für mich: Das gibt’s, das ist toll so und wenn ich will, trinke ich fünf Liter davon. Alles ganz einfach und ich meine das mit der vollen Wertschätzung.

Wir hatten ja nichts nach dem Krieg. Unser Streaming war, Mittags ein paar Freunde einzuladen und uns gegenseítig Platten vorzuspielen. Unsere mp3s waren Leerkassetten von Maxell, BASF oder TDK – auf jeder Seite der Kassette warteten ungefähr 45 Minuten an Tonband darauf, mit „amtlichen“ Hits bespielt zu werden und wir überspielten uns kameradschaftlich die Platten, die wir uns wegen des elterlichen Sparkurses beim Taschengeld nicht leisten konnte.

Einer kaufte Venom, der andere Motörhead und ein anderer was von den Ramones und dann gab’s Kassetten für alle. Das Gesetz sah obendrein vor, dass der Rest einer Kassettenseite immer mit Liedern von Bands vollgespielt werden musste, die man selbst noch ziemlich gut fand.

Nur Muchmed, der eigentlich Torsten hieß, hielt sich nie daran. Er war aber auch der „Coole“ auf der Schule. Sprich: er liebte Punk und Metal und war trotzdem für die Mädchen interessant. Für mich schien das höhere Mathematik.

Ob man sich nun Dead Kennedys, Slime oder Dio wünschte – Muchmed packte immer erstmal mindestens acht Lieder von Motörhead auf die Kassette, bei günstiger Sternenkonstellation, gab’s eventuell noch ein paar Lieder von den Platten, die man tatsächlich in Auftrag gegeben hatte. Ansonsten: Lemmy.

Noch vor der Konfirmation konnte ich mich glücklich schätzen, jedes relevante Lied von Motörhead zu kennen. „Stone Dead Forever“, „Bomber“, „Iron Fist“, „Stay Clean“ oder „Overkill“. „Leaving Here“ auch, das gar nicht von Motörhead, sondern von Eddie Holland geschrieben wurde. Das Prinzip Coverversion kannte ich aber noch gar nicht. Es bedeutete damals lediglich, dass Mutter irgendwann den Kopf ins Kinderzimmer steckte und „Das kenn’ ich aber!“ sagte, bevor sie zu moderatem Lautstärkepegel oder Kopfhörern riet.

Egal jetzt, Lemmy ist tot und es gibt nur eines, was ich tatsächlich darüber wissen muss: Das ist leider ein unverhandelbarer Teil des Lebens. Der Rest ist, was man daraus macht. In Lemmys Fall klingt ungefähr so, ab jetzt für immer:

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5 Comments

  1. says: setzer

    Sauber! Ich glaube, das war „RockPop“ von der Funkausstellung in Berlin. Der Fernsehgarten startete wohl erst 1986.
    Aber vormerken: das bedeutet, heuer gibt’s da ein Jubiläum.

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