Reiten wie auf Schienen

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„Konrad, Theodor, Viktor – schreiben Sie für ‚KTV‘? Das ist ein Pferdeblog. Danke, ganz lieb.“

Deutschlands meistem Pferdeblog auf Deutschlands bestem Reitturnier. Einmal im Jahr dürfen wir zu den German Masters in die Schleyerhalle. Und daran erkennt man dann, dass wieder die geilste Zeit des Jahres ist: Wenn es nach Glühwein riecht und überall Stroh rumliegt. Wie letzte Woche in der Schleyerhalle bei den German Masters 2016.

Die Anreise führt über den Cannstatter Bahnhof . Dort hat sich eine gut gehende Trinkerszene abseits des Mainstreamsaufens etabliert. Echte #craftalkoholiker, die das BAD zurück nach Cannstatt geholt haben.

Es bleibt nur leider keine Zeit zum Zuprosten. Ich muss hopphopp in die Schleyerhalle. kessel.tv und die Reitsport-Elite sind zu Gast. Also die Crème de la Crème du Cheval.

An einem Mittwoch, an dem angeblich nur die Amateure gehen. Das hat mir ein Nicht-Amateur verraten – komischerweise an einem Mittwochabend. Egal, Mittwoch ist Showabend und Vielseitigkeitsprüfung. Bitte hier aufgleisen, was das ist. Also eine Mischung aus Apassionata, Zirkus Bonanza und ADAC Hallenmotocross.

Vorher sollte man aber traditionell erstmal bei den Ausstellern schauen, was es Neues in der Reitsportszene gibt. Und wie weit zum Beispiel Forschung & Entwicklung beim Thema e-Horse sind. Kurze Marktübersicht:

Die gute Nachricht zuerst – Kotwasser gehört ein für alle mal der Vergangenheit an.

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Und der Stallburschenkalender 2017 ist im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ganz so gay:

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Ansonsten kann man für die Querleser, die sich mehr Modetipps wünschen, festhalten: der Trend Herbst/Winter 2016/2017 geht weg vom Arsch wie ein Brauereigaul hin zum Pferdegesicht. Und viele Besucherinnen denken, dass man mit der Kombination Burberry/Steppjacke nicht viel falschen machen kann. Kann man aber sehr gut.

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Weiter ist auffällig, dass Pferde wahrscheinlich eine der wenigen Branche ist, in der Produkte mit dem Produktversprechen „Schmeckt fast nach gar nichts“ verkauft werden. Das war der O-Ton eines Aussteller-Kunden-Gesprächs.

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Hier dachte ich zuerst: Ach guck, die neuen On-Ear Kopfhörer von Bang&Olufsen sind ja in vielen aktuellen Farben erhältlich. Sind aber Stylo-Steigbügel, mit denen man das Pferd AMG-mäßig pimpen kann.

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Ebenfalls traditionell schaue ich mir bevor ich Pferde schaue noch die Eventfläche an und probiere, mich in den VIP-Bereich zu mogeln. Da hab ich mal einen sehr guten Weisswein getrunken, nicht zu trocken, goldgelbe Farbe und ganz weich im Abgang.

Dieses Jahr bin ich allerdings gescheitert. Kein Bändele, kein Weißwein. Respekt dafür an die hellwache Security. Und viel Spaß noch mit DJ Thommy.

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„Zischen wir noch ein Giftwasser, bevor wir reingehen?“ – meinte ein Reitsportfreund zu einem anderen. Worüber die beiden gesprochen haben – ich weiß es nicht. Die German Masters sind übrigens fast der einzige Ort auf der Welt, an dem der DJ Shania Twain spielt. Hier und auf der neuen 107.7. Dabei hatten wir uns bei kessel.tv mittags noch gefragt: whatever happened to die alte 107.7? (‚Whatever happend to Shania Twain‘ haben wir uns dagegen noch nie gefragt.)

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Der Showabend begann spektakulär mit der Polizeireiterstaffel. Beäugt von den Mitstreitern der Feuerwehr. Doof nur, dass die Kollegen von der Polizei mit der Polizeipferdestaffel und viel Tatütata in die Manege fahren dürfen und zum ersten Mal in ihrem Berufsleben Applaus dafür bekommen, was sie tun. Und die anderen mussten zugucken, weil es nun mal keine Feuerwehrpferde gibt. Für alle anderen Zuschauer war der Showabend aber sicher schön.

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Die Polizei – unter den Klängen der Tatort-Titelmelodie eingeritten – fährt alles auf, was geht: Fahnen, Feuerwerk und Pistolenschüsse. Da drehen Pferde normalerweise durch. Es sei denn, sie haben Polizeipferd gelernt. Dann nicht.

„Ich bin immer ganz froh, wenn nicht alles 100% funktioniert. Es sind ja Pferde mit Gefühlen und Fluchtgedanken“ sagt der Oberpferdepolizist als ein Pferd seinen Reiter abwirft. Das war dann vielleicht doch bisschen viel Pyrotechnik für seinen Pferdegeschmack? Das Tier wird vermutlich tags darauf in den Innendienst versetzt. Die anderen bekommen tosenden Applaus und das absolut zu recht. Das war 1a.

Dann kommt eine Gruppe Stuten aus Marbach. Die DJs unter meinen Freunden werden dieses Gefühl vom Samstagabend im Bergamo kennen. Anschließend wird der Hengst des Jahres gekürt und der Reiter des Jahres geehrt: Michael Jung. Der ist everybodys und every horses darling. Eine Einmann-Boygroup zu Pferde.

Beim sportlichen Teil – der Vielseitigkeitsprüfung – gibt es wie schon in den Vorjahren echte Spannung, tolle Stimmung im Publikum und einen sehr unterhaltsamen Sprecher:

Der Werner Hansch der Pferde sagt Dinge wie: „Ingrid Klimke, sie reitet wie auf Schienen“ und „Schauen Sie mal wie der Schimmel die Öhrchen spitzt…da geht noch was.“

Und wie in den Jahren zuvor möchte man sich auch 2016 wieder viele Teilnehmernamen am liebsten auf ein Trikot flocken lassen – oder sie zumindest auf dem Siegertreppchen sehen. Namen wie:

Falk-Filip-Finn Westerich auf Giacomo

Calvin Böckmann auf Camissa Nera

Bodo Battenberg auf Räuber Hotzenplotz

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Die Sieger der Herzen werden am Ende aber auf Platz 2 der Terrier ‚Filou‘, der im Pferderingen den 4-jährigen Wallach ‚Desdemonian‘ bezwingt…

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…und auf Platz 1 der Seggelblogger, der zu Ingrid Klimke gegangen ist („Das Golden Girl des Reitsports“ O-Ton Hallensprecher) – und der sich ein Autogramm mit Widmung für seine Freunde geholt hat.

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4 Comments

  1. says: MartinTriker

    Schal ist ein must. Sonst gibt’s Erkältung.

    („ist ein“ eigentlich deutsch oder englisch? Kann mir das nie merken. Bin eben nur Fanboy, nicht Meister.)

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