Oldtimer-Rennen: Rallyefahrers Biberle

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Deutschlands größter Youngtimer-Blog präsentiert: Deutschlands größte Oldtimer-Seggel. Rallyefahrer Geige und Co-Pilot Elbe auf großer Sternfahrt rund um Sindelfingen.

Eingeladen hatte der Legenden Classic Car Club. Eine Art Car2Go für Zahnärzte und ein neues Konzept von Mercedes-Benz. In Sindelfingen startet dazu gerade das Pilotprojekt „der etwas anderen Art des Carsharings“. Mit einem Fuhrpark, der so ein bisschen das Gegenteil einer Elektro-Smart-Flotte ist.

Mit den größten Autohits aus den 50ern, 60ern und von heute… nee, stimmt gar net, von heute net…maximal von vorgestern, wie der Alfa Spider oder der Renault R4. Denn obwohl es von Mercedes initiiert ist, kann man dort auch andere Marken für eine Spritztour ausborgen, vorausgesetzt, man ist Clubmitglied.

In einer ziemlichen schicken alten Fabrikhalle, in der mal Solo Rasenmäher zusammengeschraubt wurden, stehen ziemlich schicke alte Fahrzeuge und für einen vierstelligen Jahresbeitrag kann man sich daraus regelmäßig per App ein Auto reservieren, das man sonst nur von der Retro Classic oder vom Autoquartett kennt.

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„Seid Ihr schon mal Old- oder Youngtimer gefahren?“

„Ja ja“ lügen wir. Wobei das keine richtige Lüge, sondern eher eine chronologisch großzügige Interpretation ist. Ich bin zum Beispiel schon Fiat 131 Mirafiori Baujahr 86 gefahren. Das war allerdings auch 1986. Und der DJ hat irgendwo einen ominösen alten Benz stehen, den aber glaube ich noch nie jemand live gesehen hat. Muss er mal raussuchen (da rausgesucht!, der DJ)

Zum Warmwerden gibt’s vor Ort erstmal echten Petrolhead-Smalltalk:

„Das ist der Zylinder?“

„Nein, das ist der Kolben“.

Gespräche auf Augenhöhe. Wenn sich der andere denn sehr tief runterbeugt.

Der Werkstattmeister wechselt das Thema. Will wissen, wo man so eine adidas Jacke wie die von DJ Elbe herbekommt. Wahrscheinlich hält er sie für Requisite. Von uns extra für diesen Anlass aus dem Bloggerfundus geborgt.

Die eingeladenen Gäste dürfen die Autos aber nicht nur bestaunen, sondern auch fahren und nicht nur fahrenfahren, sondern richtig rallyefahren. Paris – Dakar – Sindelfingen – Maichingen.

Echte Oldtimer-Crafter sagen übrigens schwäbisch Ralli und nennen den Austin Healey 3000 MK III, Baujahr 1964 lässig „den Healey“.

„Wir wir wir“ – schnipsen Elbe und ich auf die Frage, wer den Healey fahren will. Auch, weil die Corvette schon weg ist und wir Angst haben, mit einem Ford Focus fahren zu müssen.

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Der kompetente Einweiser („Unten rechts Gas, daneben Bremse und Kupplung“) sagte noch: Wer sich auf der einfachen Strecke verfährt, dem unterstelle ich mal Spaß am Auto. Einige haben mächtig Spaß und fahren glaub bei Ikea und KFC vorbei, nicht aber auf der vorgesehenen Strecke.

Elbe und ich halten uns dagegen strikt an das mitgegebene Roadbook. („Sieht aus wie chinesisch, ist aber eindeutig“). Also eindeutig fand ich die Hiroglyphen jetzt nicht. Aber ich musste sie ja auch nicht lesen, sondern nur fahren. Aber selbst der beste Beifahrer der Welt – Co-Pilot Elbe – ist ab und zu mächtig ins schwimmen, aber nur einmal vom Kurs ab gekommen.

Kann aber natürlich auch einfach daran liegen, dass wir lauter navi-verzogene und Google Maps-versaute Menschen sind. Wobei ich ja noch Generation Shell Atlas bin. Schöner Buchtitel, oder? Generation Shell Atlas. Der neue Ralli-Roman von Rowohlt.

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Vom Sindelfingen, Magstadt & Co. hab ich quasi nix mitbekommen. Weil Oldtimersteuern ist nix für Leute, die gerne noch ihre Korrespondenz beim Fahren erledigen. Dafür weiß ich jetzt aber genau, wo alle Schalter im Healey nicht sind: Da, wo man sie intuitiv vermutet.

Der Blinker ist in der Mitte des Lenkrads; dort, wo andere Autos ihre Hupe haben. Das Fernlicht muss man mit dem linken Fuß anpumpen, wo mal zwischenzeitlich die Motorhaube aufging oder die Scheibenwischanlage an. Ich vermisse außerdem den Cupholder, die iPod Schnittstelle und ein Gurt wäre ganz gut.

Wir starten trotzdem – und kommen auch wieder an. Mit einer Traumzeit. Und das, obwohl wir auf der Etappe Magstadt Downtown kurz von der Strecke abkommen. Klingt geil, gell? So nach „mit 190 ins Feld gefahren“.

In Wahrheit hat DJ Elbe eine üble Rechts-Links-Schwäche, wie er selber zugibt und ich mach einen groben Fahrfehler und finde vor der Laderampe der Metzgerei Hommel den 1. Gang nicht mehr. Automatik & Navigon for life.

Die verlorene Zeit machen wir trotzdem wieder gut, weil DJ Elbe eine Teilstrecke hier noch vom Rennradfahren kennt, inklusive der Krötenwanderungstunnel („Gift für die Rennradreifen“).

Als wir später dann hören, wer die Ralli, die wirklich Spaß gemacht hat, gewonnen hat, ist Schluss mit lustig. Wir nicht. Das ist schwer nachzuvollziehen, weil geiler als wir kann eigentlich keiner gefahren sein.

Elbe wittert eine Verschwörung. Wo wir doch die einzigen waren, die den Zettel mit der Zeit wahrheitsgemäß ausgefüllt haben. Ehrlich fährt am längsten.

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Dann müssen wir lernen „dass es bei Ralli nicht um Geschwindigkeit geht.“ Tatsächlich wird eine Zwischenprüfung stark bewertet, bei der DJ Elbe mich auf 88 cm genau an eine Tonne ranwinken sollte. Das Wurstschnappen der Motorsportler.

Wir schaffen es auf 80 cm, andere sind wohl präziser, einer auf den Zentimeter genau. „Glückstreffer. Wie ein Hole in One“ kokettiert der nachher – fishing for Schulterklopfen.

Na gut – #beleidigteleberwurstvoice – wenn’s euch bei einer Ralli nicht aufs Autofahren sondern aufs Einparken ankommt. Apropos: kennt jemand einen guten Sportanwalt? Bitte PN. Und wir hatten trotzdem Mordsspaß, nämlich!

Legenden Classic Car Club by Mercedes-Benz
Stuttgarter Straße 41
Sindelfingen-Maichingen
Tag der offenen Tür am Samstag, 2. April 2016 von 10-18 Uhr. Inklusive Erfrischungen & Snacks & bei gutem Wetter Rundfahrten.
www.legenden.club

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