Paranoid Places – 20 Jahre Graffiti in Stuttgart.

Vor genau einem Jahr berichteten wir über das Filmprojekt Paranoid Places – 20 Jahre Graffiti in Stuttgart. Denis Pavlovic, 23, Student an der Merz-Aka (Film und Vidoe) fünf Sprayer begleitet, darunter z.B. Open Mike oder Körpa Klaus. Denis arbeitet selbst seit sieben Jahren mit der Dose. An dem Film hat er drei Jahre gearbeitet.

In der LIFT-Oktoberausgabe wurde „Paranoid Places“ mit einer Auswahl an Graffitis vorgestellt. Dazu habe ich damals Denis einige Fragen gestellt.

Wie kam es zu dem Film?

Im 2. Semseter kam mir die Idee, das Buch „Sprüher im Rudel – Eine Dokumentation der Stuttgarter Graffiti-Szene“ als Film zu entwickeln. Da das Buch die Szene bis 2004 abdeckt und sich danach einiges getan hat in der Stadt, war es wichtig dort anzuknüpfen und weiterzumachen. Hinzu kommt eben auch, dass Stuttgarter Graffiti nie den filmischen Rahmen bekommen hat, den die Künstler hier verdienen. Als eine Szene die weltweit bekannte Graffitikünstler hervorgebracht hat, war das für mich der stille Aufruf für solch eine Dokumentation.

Kennst du die Sprayer alle selbst? Waren sie gleich dabei oder musstest du Überzeugungsarbeit leisten?

Teilweise kannte ich ein paar Leute, doch im großen und ganzen wurden mir die Protagonisten empfohlen. Dann hat es natürlich seine Zeit gebraucht, bis die ersten Gespräche stattfanden, man sich austauschen konnte und letztendlich Termine für Interviews festgelegt hat. Überzeugungsarbeit war eigentlich nicht nötig, denn das Verhältnis war super ausgeglichen und alle waren und sind von der Idee des Films überzeugt und glücklich, ein Teil des Ganzen zu sein.

Wie schwierig waren die Dreharbeiten? Wie lange hast du an dem Film gearbeitet?

Die Dreharbeiten und letztendlich auch die Postproduktion waren eine schwierige, aber auch lehrreiche Zeit. Insgesamt kommen wir nun auf fast drei Jahre Arbeit, von der Planung über Recherche, Dreh und Schnitt. Nach Beenden der Dreharbeiten war ich auch noch für sieben Monate in Berlin zum Praktikum und habe dort täglich nach der Arbeit, weiter am Schnitt gebastelt und weitere Planungen vollzogen. War alles leider extrem schwierig und nervenaufreibend, weswegen sich das Releasedatum auch rausgezögert hat.

Paranoid Places dokumentiert die Szene von 1990 bis heute. Hattest du altes Material, wenn ja, wie kamst du dazu oder wird das in Erzählungen der Sprayer dokumentiert?

Teils, teils. Material aus der alten Zeit ist begrenzt vorhanden, was mir aber schon während der Vorbereitung bewusst war. Somit habe ich meine Interviews darauf ausgelegt, dass viel aus der Vergangenheit von den Protagonisten berichtet wird und meiner Meinung nach, hat das super funktioniert. Man bekommt einen intensiven und spannend Einblick in die Entwicklung einer solchen Szene und die Veränderungen, die sich in 20 Jahren herausgearbeitet haben.

Kann man pauschal fragen, wie der Stuttgarter Sprayer tickt?

Im Gegensatz zu anderen Städten, wird Graffiti in Stuttgart ganz anders durchdacht und die Herangehensweise ist auch durch verschiedene Aspekte differenziert. Hier wird viel Wert auf Freundschaft und Zusammenhalt gelegt. Verschiedene Leute öffnen auch die Grenzen zwischen klassischem Graffiti und modernen Kunstformen. Es wird viel experimentiert und dadurch entsteht in dieser Stadt, meiner Meinung nach, ganz anderes Graffiti als im Rest der Republik.

Wie lebendig und gut ist die Stuttgarter Graffiti-Szene?

Vor ein paar Jahren war es um einiges lebendiger hier. Doch viele Leute haben den Kessel verlassen und der Nachwuchs macht eher sein eigenes Ding. Die Connection zwischen den Leuten ist leider nicht mehr so groß wie es mal war, aber das ist völlig in Ordnung so.

Im Vergleich zu anderen Städten, halten wir hier in Stuttgart ein stetiges Niveau an Qualität der Bilder. Für jede Epochen haben wir herausragende Künstler hervorgebracht, mit ein paar kleinen Ausnahmen, welche aber nicht gravierend auffallen wie in anderen Städten. Das liegt aber denke ich an der Größe der Stadt und der Szene. Klein aber fein!

Paranoid Places Premiere, Fr. 04.11 November, 22:00 Uhr, Delphi Kino

Kartenreservierung über www.arthaus-kino.de

Afterparty in der Heilbronnerstraße 67

www.paranoidplaces.com www.0budgetproductions.com

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