Nachtökonomische Studie: Die Vermessung des Stuttgarter Nachtlebens 

Archivbild: Kowalski Stuttgart

David Kehlmannscher Titel: Erstmals hat die Stadt Stuttgart eine Nachtökonomische Studie veröffentlicht. Neben einer umfassenden Definition und Bestandsanalyse der Stuttgarter Nacht-Wirtschaft mit allen Betrieben, Beschäftigen und Institutionen war ein Ziel der Studio, die wirtschaftliche Bedeutung des Nachlebens abzuleiten.

„Die Ergebnisse zeigen uns nun, dass die Nachtökonomie ein wesentlicher und dynamischer Wirtschaftsfaktor für Stuttgart und die gesamte Region Stuttgart ist. Sie ist eine ungewöhnliche, aber wirtschaftsstarke Nische mit großer gesellschaftlicher Bedeutung„, sagt Bernhard Grieb, Leiter der Wirtschaftsförderung, die die Studie, genauer gesagt, die Koordinierungsstelle Nachtleben, in Auftrag gegeben hat.

Wirtschaften treffen auf Wirtschaft: Hans im Glück

Für die Durchführung und Realisierung war das Hamburger Büro c/o Zukunft und der Stadtforscher Dr. Jakob F. Schmid zuständig. Dabei wurden rund 70 Unternehmen und 692 Gäste befragt, sowie 200 Quellen, Statistiken und Sekundärliteratur ausgewertet. Die wohl spannendste Zahl, die hochgerechnet aus den Befragungen generiert wurde:

Im Jahr 2022 besuchten 9,5 Millionen Gäste die Stuttgarter Bars, Kneipen, Clubs oder Diskotheken, im Durchschnitt zirka 120.000 Gäste an einem Wochenende. „Diese Zahl enthält NICHT Besucherinnen und Besucher von Festivals, Kinos und Veranstaltungen anderer Art, sowie Menschen, die sich abends oder nachts nur im öffentlichen Raum aufhalten.“

Weiterhin kommt die Studie u..a zum Ergebnis, dass jeder dritte Gast nicht aus Stuttgart kommt. „Die Zahlen zeigen, dass das Stuttgarter Nachtleben stark von den Besucherinnen und Besuchern der Region lebt“, so Popbüro-Leiter Walter Ercolino.

Ebenfalls ganz spannend: Bei der Gesamtzufriedenheit mit dem Stuttgarter Nachtleben ergibt sich unter den knapp 700 befragten People eine knappe 3+. „Von den meisten Gästen wird es weder als sehr gut, noch als sehr schlecht empfunden.“ Den Satz könnte man sich direkt auf den Hals tätowieren.

Bei der aktuellen Veröffentlichung der Studie handelt es noch um die Kurzfassung. In einer ausführlichen Version werden die Zahlen und ihr Zustandekommen detaillierter erläutert, so Nachtmanager Nils Runge. Die 38-seitige Vorabfassung beleuchtet jedenfalls schon ziemlich gut viele Nightlife-Aspekte, die man sonst bislang nur „gefühlt“ oder „geahnt“ hat.

Die Wertschöpfung ist jedenfalls ganz beachtlich: „Berücksichtigt man die indirekten Einkommens- und Wertschöpfungseffekte der bezogenen Waren und Dienstleistungen, so geht die Studie von einer direkten und indirekten Wertschöpfung in Höhe von 148 Millionen Euro aus.

Mehr Infos unten, die Studio als PDF unter www.stuttgart.de/nachtleben 

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Die Vermessung des Stuttgarter Nachtlebens – Ergebnisse der ersten Nachtökonomischen Studie Stuttgarts vorgestellt 

Zur Förderung des Stuttgarter Nachtlebens hat die Stadt Stuttgart erstmals eine umfassende Nachtökonomische Studie auf den Weg gebracht. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Koordinierungsstelle Nachtleben, die bei der städtischen Wirtschaftsförderung und dem Pop-Büro Region Stuttgart angesiedelt ist. Die Bearbeitung erfolgte durch das Büro c/o Zukunft – Stadtplanung und Stadtentwicklung und den Stadtforscher Dr. Jakob F. Schmid. 

Bernhard Grieb, Leiter der Wirtschaftsförderung, sagte: „Ziel der Studie war eine umfassende Definition und Bestandsanalyse der Stuttgarter Nachtökonomie mit all ihren Betrieben, Beschäftigten und Institutionen. Daraus sollte die wirtschaftliche Bedeutung des Nachtlebens abgeleitet werden. Die Ergebnisse zeigen uns nun, dass die Nachtökonomie ein wesentlicher und dynamischer Wirtschaftsfaktor für Stuttgart und die gesamte Region Stuttgart ist. Sie ist eine ungewöhnliche, aber wirtschaftsstarke Nische mit großer gesellschaftlicher Bedeutung.“ 

Großer Datenschatz erhoben und ausgewertet 

Durch verschiedene Beteiligungsformate und Erhebungsmethoden konnte ein großer Datenschatz erhoben und ausgewertet werden. Insgesamt haben die Autorinnen und Autoren der Studie rund 70 Unternehmen und 692 Gäste befragt, 200 Quellen, Statistiken und Sekundärliteratur ausgewertet, zwölf Stakeholder-Interviews und zwei Workshops durchgeführt. Neben den ökonomischen Kennzahlen wurden auch die vielseitigen Wechselwirkungen des Nachtlebens auf die soziokulturellen und stadträumlichen Bereiche analysiert. 

Jahr 2022 rund 9,5 Millionen Gäste die Stuttgarter Bars, Kneipen, Clubs oder Diskotheken besucht haben. Dies sind im Durchschnitt zirka 120.000 Gäste an einem Wochenende – diese Zahl enthält nicht Besucherinnen und Besucher von Festivals, Kinos und Veranstaltungen anderer Art, sowie Menschen, die sich abends oder nachts nur im öffentlichen Raum aufhalten. 

Walter Ercolino, Leiter des Pop-Büros Region Stuttgart, sagte: „Die Zahlen zeigen, dass das Stuttgarter Nachtleben stark von den Besucherinnen und Besuchern der Region lebt. Großveranstaltungen und Events sowie die Ausgehviertel mit ihren Bars, Clubs und Livemusikspielstätten locken Gäste aus dem ganzen Umland nach Stuttgart und spülen Einnahmen in die Stadt.“ 

Berücksichtigt man die indirekten Einkommens- und Wertschöpfungseffekte der bezogenen Waren und Dienstleistungen, so geht die Studie von einer direkten und indirekten Wertschöpfung in Höhe von 148 Millionen Euro aus. Darüber hinaus generiert die Stuttgarter Nachtökonomie für jeden ausgegebenen Euro weitere 17 Cent, die ohne die Nachtökonomie nicht entstanden wären. Diese sogenannte „Umwegrentabilität“ beträgt weitere rund 50 Millionen Euro. 

Nachtleben stärkt Zusammenhalt und Attraktivität der Stadt 

Die Studie zeigt auch, dass neben den rein ökonomischen Effekten das Nachtleben auch einen großen immateriellen Mehrwert hat. Dieser ist laut den Autorinnen und Autoren mindestens ebenso relevant und hat positive Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Urbanität, das Image und die allgemeine Attraktivität der Stadt. Sie ist auch dahingehend als zunehmend wichtiger Standortfaktor zu verstehen. 

Thorsten Donn, Leiter des Amts für Stadtplanung und Wohnen der Stadt Stuttgart, sagte: „Das Nachtleben und seine Betriebe geben auch teilweise ganzen Straßenzügen oder Quartieren ein Gesicht. Die Innenstadt hat als Ausgeh-Ort regionale Anziehungskraft mit entsprechenden Auswirkungen auf den umgebenden Stadtraum.“ So sind die Gastronomiestandorte häufig auch beliebte Wohnquartiere. Betrachtet man deren Ansiedlung im Detail, so zeigt sich eine starke Konzentration der Betriebe auf die Stuttgarter Innenstadt und den angrenzenden Bezirken. Hier befinden sich mehr als 75 Prozent der Betriebe. Allein 59 Prizent der Betriebe liegen in Stuttgart-Mitte. 

Die Befragungen der Gastronominnen und Gastronomen zeigen aber auch: Viele Betriebe der Branche sehen sich trotz Gästezuwachs mit finanziellen Herausforderungen wie steigenden Kosten und Investitionen konfrontiert. Mehr als die Hälfte der Betriebe sehen ihr Fortbestehen gefährdet. „Daher ist es wichtig, die bestehenden Einrichtungen zu schützen und zu stärken und vor allem die Vielfalt, Originalität und Atmosphäre des Stuttgarter Nachtlebens zu fördern. Das Nachtleben bietet, insbesondere in Kombination mit anderen Nutzungen, Chancen bei der Belebung von Stadträumen“, so Nils Runge, Nachtmanager für Stuttgart und Region beim Pop-Büro Region Stuttgart. 

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