Lumberjackin‘: Wie man Holz für den Winter macht

Kurz die Vorgeschichte: Mein Vater wurde an der Schulter operiert und ist deshalb zur Zeit etwas in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Darum hat er mich neulich angerufen: „Sohn, ich hab nen Hänger voll Holz wegzuschaffen. Du und Dein Bruder, macht Ihr das?“ – Klar, Männersache, Ehrensache, ab dafür.

Also sind mein Bruder und ich am vergangenen Samstag zu meinen Eltern gefahren (deshalb auch nur ein halber Tag in Zürich) und haben uns ins Abenteuer Holzmachen gestürzt. Männerarbeit. Schweiß, Dreck, Blasen an den Händen.

Die Aufgabe war klar: Ein Hänger voll Holz (siehe oben) in Form von alten Dachlatten von je ca. 150 cm Länge sollte auf eine holzofenkompatible Länge von ca. 30 cm gesägt werden. Mit einer Kreissäge, ebenfalls oben im Bild. Also eine ausgewachsene Kreissäge, nicht so ein Anfänger-Handding, wie man es vielleicht aus dem Baumarkt kennt. „Die schneidet nicht, die reißt“ gab mir mein Vater noch mit auf den Weg.

Also hab ich mich in Schale geworfen – Schürze, Handschuhe, Ohrstöpsel – und den Job an der Säge übernommen, während mein Bruder mit der Schubkarre für den Abtransport gesorgt hat.

Im Grunde ist das eine super Sache – endlich mal wieder richtig körperlich arbeiten, anstatt nur am Rechner zu sitzen. Mit purem unbehandelten Naturmaterial umgehen, anstatt auf einer Tastatur rumzuhacken. Sehen, wie ein riesiger Stapel Holz immer kleiner wird, anstatt ein Stapel Papiere.

Meine sonstige Abwechslung vom Büroalltag beschränkt sich auf das gelegentliche stümperhafte Schrauben an Motorrad und Roller, andere in der Stadt lebende Männer haben’s noch schwerer und müssen sich mit dem Polieren des Fixies oder dem Austausch der Schnürsenkel am Air+One2X5F als letzte männliche Tätigkeit abfinden.

Auf jeden Fall hatte ich den Dreh schnell raus – Holz vom Hänger, an der Markierung angelegt, Tisch nach vorne geschoben, gesägt, noch zwei Mal gesägt, Teile in die Schubkarre, und weiter wieder von vorne.

Doch irgendwann, es muss so nach 2 oder 3 Stunden gewesen sein, fing ich mich dunkel daran zu erinnern, was mich früher an Ferienjobs in der Fabrik am meisten genervt hatte: Nämlich genau das. Immer das gleiche. Die gleichen Abläufe und Handbewegungen, immer wieder und immer wieder von vorne.

Aber als wir nach 5 Stunden endlich fertig waren, hatte ich zwar die Schnauze voll, aber den leeren Hänger zu sehen war irgendwie befriedigend, und fertig zu sein wie ein Schnitzel fühlte sich irgendwie richtig gut an. How-how.

Passend zum Thema noch der Alltime-Classic-Holzmacher-Song:
[youtube width=“470″ height=“344″]http://www.youtube.com/watch?v=5zey8567bcg[/youtube]

Und passend noch ein Zimmermann-Song – mein allerliebster Soul-Song aller Zeiten… ich könnte jedes mal heulen, wenn ich den spiele, so schön ist er… kein Witz! (CHiller where you at?)
[youtube width=“470″ height=“344″]http://www.youtube.com/watch?v=jw5gwCH6RSc[/youtube]

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16 Comments

  1. says: neongrau

    „Stadt lebende Männer haben’s noch schwerer und müssen sich mit dem Polieren des Fixies oder dem Austausch der Schnürsenkel am Air+One2X5F als letzte männliche Tätigkeit abfinden“

    =D

  2. says: jo

    …“Du und Dein Bruder ..:“ haha geil, … wie gut ich das kenne 😀
    Auch ein geiler Spruch von meinem alten Herrn:
    „Fasan“ ist ein schöner Vogel!

  3. says: franzi

    also falls hier noch mehr männer ein paar „männerjobs“ brauchen: ich hätte da so einiges im angebot…statt fahrrad polieren->reparieren z.B.
    also einfach bei langeweile bei mir melden 😉

  4. says: Ken

    uiii, ganze 5 stunden harte arbeit und ne blase an der hand!

    schlimm, ganz schlimm… wie soll sich da ein handwerker oder normaler arbeiter fühlen, der sowas 8 stunden tag ein tag aus macht?

  5. says: Thorsten W.

    Ich weiß was Du meinst – aber das ist doch der Punkt. Ich vermute, dass der Großteil der (männlichen) Leser hier genau so verweichlichte Stadtkinder sind wie ich, und ich hab zumindest meine Kindheit und Jugend auf dem Land verbracht und in der Zeit genug „gschafft“.

    Aber jetzt ist es für mich wirklich etwas Besonderes und Ungewohntes, mal was „richtiges“ zu schaffen – also körperlich. Ich arbeite ja sonst schon auch 😉

  6. says: busyasabee

    verdammt, jetzt hab ich echt den ganze tag den lumberjack-song als ohrwurm mit mir rumgeschleppt. merke: blog lesen gefährdet die geistige gesundheit!

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