Städtereisen sind Leben: Hamburg ist super!

Ursprünglich wollte ich vergangenen Sonntag in Hamburg Marathon laufen. Den Plan habe ich aber schon Mitte März verworfen. Der lange Winter war einfach zu stark oder ich zu schwach.

Jedenfalls hat für halbwegs schmerzfreie 42 KM die Form gefehlt. Aber man kann ja trotzdem mal nach Hamburg gehen bzw. fliegen. War sicherlich schon jeder mal dort, außer ich halt.

Also Freitagabend hin und am Samstag – natürlich – erst mal Deutschlands drittbekanntesten Stadtteil (nach Stuttgart-Pfaffenäcker und Prenzlauer Berg) gecheckt: Die Schanze. Jonger, war das ein Geschiebe. Also Kinderwagentetris. Balg vorne, Balg hinten, Balg im Buggy. Und dazwischen Ram ohne Balg. Und Obacht, Radfahrer!

Radfahren ist ganz groß in HH, das Fahrradverkehrswegenetz ist ziemlich gut ausgebaut, auf dem auch ziemlich gut gerast wird. In HH dreht man sich ständig um die eigene Achse, nur um sich zu vergewissern, dass man keinem Radfahrer oder Kinderwagen im Weg steht.

Weiterhin sind die Hanseaten große Künstler was die Fahrradabschließtechnik angeht.

Abgesehen davon, dass es in der Schanze, wie wohl viele wissen, alles in allem sehr nett ist (ganz coole Shops, Restaurants etc.), hat man auch dort mit denselben Problemen zu kämpfen wie überall auf der Welt, von denen man aber meint, die gäbe es nur in Stuttgart. Aber das böse Geld ist halt doch überall.

Aight. Abends waren wir der Vollständigkeit halber (Stichwort „Musste mal gesehen haben“) auf der Scheiße-Reeperbahn…

(Rimba-Elektro, neuer Shit straight outta Hinterzarten.)

…und haben uns nach zweimal hochundrunterlaufen und einer Bratwurst und einer Frikadelle in einer Seitenstraße in einer gemütlichen Pinte verschanzt, die fest in St. Pauli-Hand und Gitarrenmusik war. Samstagabend mit Oasis und einer osteuropäischen Servicekraft im Ed Hardy Shirt – wann erlebt man das sonst? Hab mich wirklich pudelwohl gefühlt.

Und nein, ich war nicht im Pudel und auch nicht in einem anderen vermeintlich coolen Club. Ich brauch bei so Trips, Großstadt hin oder her, meine Ruhe von all dem. Übrigens: Ich trink ja kein Bier und man möge mich verteufeln, aber Astra geht einfach runter wie nix!

Der Sonntag begann bei strahlendem Sonnenschein recht entspannt, und es ging wieder zur Schanze in ein innerstädtisches Freiluftgehege namens Central Park. Foxy Food Alta! Aber mal ehrlich, so was fehlt schon bissle in Stuttgart.

Das klingt gut, auch wenn wir nur Schorle getrunken haben.

Wir liegen da also ein paar Stunden, lassen uns von angenehmer Musik bedudeln, der Stall wird zunehmend von Berufsjugendlichen (mit Kindern) im Alter von Ende 20 bis Ende 30 bevölkert, lesen komische Magazine wie GQ (das Blatt ist wirklich unsäglich), ziehen an unserem Saft, nebenan killen sie um halb 3 eine Runde Kurze in der Mittagssonne (will au!) und auf einmal steht drei Meter vor mir ein Typ: Ey, isser das?

Das Nike Air Modell war schon mal grundsolide wie geschmackvoll gewählt, man weiß ja von seinem Faible für den Treter, das Gesicht könnte ohne Sonnenbrille hinkommen – bissle klein oder? – aber sein Louis-Vuitton-Turnhallenbeutel hat ihn endgültig als Star entlarvt, noch bevor seine markante Stimme erschallte: Jan Delay! OMG! Ich wurde ohnmächtig. Krankenwagen, Polizei, Herzmassage.

Als ich wieder aufwachte, sass er da halt, glaub mit einem von seiner Band (nicht der links von ihm). Eine kleine Gruppe hat bereitwillig für JD die Plätze geräumt (oder sie wollten eh gehen).

(Sorry for Käsfuss.)

Die lokale Blogszene (sah zumindest danach aus) wurde auch ganz hibbelig, aber is keiner hin und hat nach einem Autogramm gefragt.

Weiterhin sehr interessant in diesem Central Park: Beim Durchlaufen zischte aus allen Ecken das Wort „Facebook“. „Und haste das nochmals kommentiert oder dich nicht mehr auf die Diskussion eingelassen?“ Absolutes Konsens-Thema 2010.

Okay, um den Promi-Faktor steif zu halten, ging es abends in die Bullerei, das Restaurant von Tim Mälzer. Kann man sich einmal im Leben leisten.

Nee, mal ehrlich zum Vergleich: Ein guter Kumpel von mir hat neulich im Stuttgarter Gui mit drei weiteren Personen einen mittleren dreistelligen Betrag liegen lassen, da ist die Bullerei preislich definitiv näher beim McDo, mal ganz übertrieben formuliert.

Im Internet steht über Mälzers Tempel teils wenig Gutes, aber vorneweg: Mir hats geschmeckt. Ich bin aber auch ein glücklicher Schnitzel-mit-Pommes-Typ und vielleicht kein Maßstab. Das Restaurant an sich ist in einem alten Backsteinhaus (Fabrik?) untergebracht und erdig-cool. Die Karte ist ebenfalls eher erdig als Gourmet. Service war auch freundlich.

Allerdings könnte man behaupten, dass es sich hierbei durchaus um eine Massenabfertigung handelt. Man bekommt ein Zeitfenster von zwei Stunden und dann muss man wieder weg sein. Aber da ich nach zwei Stunden sowieso Po-Krämpfe bekomme, ist mir persönlich das egal.

Ansonsten spielten sich teils bizarre Szenen ab: Mälzer war NICHT da, dafür wurde trotzdem ununterbrochen in die Küche rein fotografiert, andere wiederum knipsten sogar ihr Essen. Wäre der Herr Fernsehkoch wirklich erschienen, bin ich mir sicher, hätte es so ein Traumschiff-Flugzeug-Landung-Klatschen gegeben.

Darüber hinaus feierte irgendeine Hamburger Größe Geburtstag und Sänger Tobi Schlegl war einer der Gäste (im Boarderlook). Außerdem saß ein überaus bekannter deutscher Schauspieler alleine und wie auf dem Präsentier-Teller im Lokal. Wir kamen einfach nicht auf den Namen, aber so ist das halt mit den deutschen Stars.

Okay, bisherige Starbilanz am Sonntag: 1 Popstar, beim Fernsehkoch gewesen, 1 Fernsehstar gesehen, eine B-Prominenz erspäht. Da geht noch was!

Wir steigen also in die S-Bahn und wollen zurück ins Hotel fahren. Meine Freundin guckt mich an und flüstert auf einmal: „Pssst, guck mal, da drüben, Kim, Kim!“ „Äh was?“ „Da hinten, Kim Gloss!“

Alta!!!!! Kim Debkowski aka Kim Gloss in der S-Bahn nach Poppenbüttel über HBF! Damn! War geschminkt wie in einer Motto-Show, türlich, türlich.

Ein Mädchen kam zu ihr und hat sich auf einem Schmierzettel ein Autogramm geben lassen, Foto am Handy war leider am Arsch. Zwischendurch telefonierte diese wildjapsend mit ihrem Freund. „Hier sitzt Kim Gloss in der S-Bahn!“

Was lernen wir daraus? Du kannst bei DSDS Vierter werden und fährst immer noch Öffis. Gut, sie ist 17, aber manche Kids denken vielleicht, die Plunz hat nen Chauffeur. Nein, liebe Kinder, das wahre Leben sieht auch nach Dieter B. immer noch anders aus.

Die nächsten Tage waren sehr schön, aber nicht mehr so aufregend wie der Sonntag. Am Montag bissle Shopping des Grauens durch alle Stadtteile, das muss ich aber nochmals gesondert bearbeiten, weil mir hierbei etwas Interessantes aufgefallen ist (außerdem gibt es in HH noch sehr viele Plattenläden) und am Dienstag den Trip ausklingen lassen, u.a. im Miniaturwunderland. 🙂

Der Krupa hat mich dafür letzte Woche schon als Nerd beschimpft, war aber mega! Okay, hat bissle gemuffelt, aber sonst genau das Richtige für einen Modelleisenbahner i.Z. (in Zukunft, 2040 oder so).

Hamburg ist also super und selbst Jay-Z hat sich hier für seinen aktuellen Welthit „Empire State of Döner“ inspirieren lassen:

Die Betonung liegt freilich auf UND Bäckerei.

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18 Comments

  1. says: franzi

    kim gloss und tobi schlegel an einem tag! wie aufregend!!! 😉
    bis auf des miniaturwunderland hört sich euer touriplan echt gut an…glaub muss auch mal wieder dringend nach HH 😀

  2. says: Thorsten W.

    Hey, Miniaturwunderland FTW! Ich war schon zwei mal drin – ein mal mit ner Männerrunde und dann noch mal mit meinem Sohnemann nach Eröffnung der Schweiz samt DJ Bobo-Konzert.

  3. says: Joris

    Aah, schon geil da oben. Wie ichs ja jedem erzähl ders nicht wissen will, hab ich mal n halbes Jahr dort gewohnt und fleißig am Hafen gearbeitet.
    Toll, jetzt hab ich Fernweh.

  4. says: Denndie

    Ich sag egal wo ich bin oder geh oder steh
    Ja sie gucken und sie tuscheln immer wenn sie mich sehn
    Ich bin Large ja, so Large ja

    Doch is okay denn ich hab Platin an der Wand
    Und mach die dicken Hallen voll im ganzen Land
    Ich bin Large ja, so Large ja

    Und ich sag euch ich leide seit es Fotohandys gibt…

    (Lyrics Jan Delay – Large)

  5. says: martin

    also gelitten hat er nicht in dem park, sah sehr entspannt aus. und ja, wir touris waren so aufgeregt und konnten es uns einfach nicht verkneifen 😉 der hamburger an sich war die situation wohl gewohnt.

  6. says: Tobi Tobsen

    boah, nach 2 stunde wird man wieder ausm restaurant geworfen – da hätt ich ja voll keinen bock drauf! btw. GUI FTW!!! hammer restaurant, selten so guten thunfisch und Straußenfilet gegessen, da kann der hibbelige mälzer einpacken. ach, und dein hipster-hösle hättesch noch zeigen können 😀

  7. says: DJN

    yeah mann hh FTW (:-))- hab ja auf besagter Schanze gewohnt, da laufen Dir jeden Tag A-Z Promis über den Weg- beim Brötchen holen, in ner Bar oder sie geben grad in Interview in deinem Hausflur.
    Da waren echt schon Kaliber dabei, aber ich hab auch nie jemanden nach nem Autogramm fragen sehen.
    Brutaler Charme die Stadt und das Viertel…

  8. says: shiny

    Jetzt mal echt eine dumme Frage, wer ist Kim Gloss?
    Und ASTRA, meine Lieblingssorte „gebraut im Herzen Hamburgs St. Pauli“… *hach*

  9. says: julia

    @tobi: also wir sind sogar noch kurz vor ablauf der 2 stunden gegangen. der lammrücken war verspeist und tim ja leider nicht da. alles in allem aber super lecker und mittlere dreistellige rechnungen sind mir dann doch etwas zu viel.

  10. says: Anja

    Spitzen Sache ist auch die Strandperle in Övelgönne (bester „Stadtteilname“ neben Poppenbüttel). Övelgönne selbst ist auch arg schön, nur darf man nicht an einem sonnigen Sonntag hin, da ist mega schlender Alarm!!!

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