Fressen ihn die Raben: German Masters Reitturnier in der Schleyerhalle

Und jetzt alle: „hey… hey…Spitzenreiter…Spitzenreiter“. Unsere Glückwünsche gehen raus an Naomi Himmelreich auf Red Star Optimus, die irgendwas mit Pony gewonnen hat. Vielleicht war das aber auch letztes Jahr.

Die German Masters Reitsport-Elite war in der Stadt – und Deutschlands allermeister Pferdeblog natürlich wieder vor Ort. Denn Pferd minus Stall ist gleich Event. Unser Hometurf ist dabei traditionell der rote Teppich und nicht die Einstreu. Da sehen wir uns eher in der großen Journalisten-Tradition des Pressehauses. Die interessiert ja bei der Musicalpremiere im SI-Centrum auch weniger Tarzan und mehr die immer selben zehn Stadtpromis. Und die großen W-Fragen: who is who und who ist da? Und why the fuck liegt hier überall Stroh rum?

Wie in den Vorjahren hatten wir netterweise eine Presseakkreditierung, die uns AAA versprach – access all areas. Man darf überall hin, außer aufs Pferd. Da lassen wir uns bei kessel.tv nicht zweimal bitten.

Ganz tief in den Katakomben finde ich diese Höhlenmalerei: Banksy war – nachdem er in den Königsbaupassagen fertig war – augenscheinlich noch kurz im Backstage-Bereich der Schleyerhalle. Vor dem Abriss im September 2026 muss bitte jemand diese Artefakte rausmeißeln und ins StadtPalais stellen.

Wer alle Künstler erkennt, gewinnt das große ktv Promi-Raten. Untere Reihe, zweites Motiv von links bin ich mir nicht ganz sicher, ob das eine James Hetfield Reinkarnation sein soll. Oder die böse Seite der Blue Man Group. Und ich stelle mir auch vor, wie Pink da unten durch die Gänge geistert, auf der Suche nach ihrem Bühnenzugang. Und dann vor der Wand stehen bleibt und denkt „Cool – that’s me“. Nur um dann von ihrem Tourmanager zu hören, dass das Michelle darstellt.

Die ersten beiden Promis aus Fleisch und Blut – beziehungsweise Plüsch und Kunstfell – die ich treffe, sind diese beiden schwäbischen Ampelmännchen. GaLieGrü an den Äffle & Pferdle-Verein, der es über Monate geschafft hat, die ganze Stadt zu nerven. Und wofür? Für eine Druckampel. Danke dafür. Wenn ihr damit jetzt fertig seid, könnt ihr ja vielleicht eine weitere Petition starten: wir brauchen 15.000 Unterschriften für die Initiative, dass irgendjemand mal den Affen gescheit näht.

Auch aus nächster Nähe sieht das Pferdle aus wie das Viech, das wir aus dem Vorabendprogramm kennen. Der Affe dagegen muss bitte nochmal in die Nähstube. Der schaut aus, als hätte er sehr viel MDMA genommen und sich dann in eine Industriewaschmaschine gelegt.

Zwischen den einzelnen Programmpunkten übernimmt in der Halle der Lightjockey – und fährt sein Ambi-Light hoch. Vermutlich, damit man seine eigenen Venen nicht trifft? Oben im Bild die Hackordnung bei den German Masters. Eine der schwierigsten Übungen ist es, die alles andere als flachen Hierarchien zu überwinden. Den Besten allerdings winkt der Aufstieg in die nächste Kaste. Und der große Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Vom Stallburschen zum eigenen Gestüt.

An Apple and a carrot a day keeps the Pferdedoktor away. Die Vierbeiner bekommen ein besseres Catering als die Schleyerhallenbesucher, die glaube ich 5,50€ für eine Bockwurst bezahlen, die diesen Namen nicht verdient. Weil weder Bock noch gut.

So Schluss mit Schwarzlicht. Kann mal einer das Hallenlicht anknipsen? Danke. Weiter gehts für uns zur Expo. Zur Shoppingmeile mit all den herrlichen Schleyerhallen-Traditionsgeschäften.

Wo wir Jahr für Jahr für Euch schauen, was es Neues gibt in der Hufglockenszene. Leider kein Black Friday bei den Doc Martens für Pferde. Inflationsbereinigt kosten Hufglocken inzwischen auch 27,90 Euro. Das sind 54 Mark. Das sind 108 Euro. Macht 216 Mark für ein Paar Hufglocken. Man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um aus diesem Hufglockenindex rauszulesen, dass das Leben immer teurer wird und die Inflation auch den kleinen Gutshofbesitzer nicht verschont.

Die gute Nachricht ist aber, dass es auch günstige Mitbringsel für die Daheimgebliebenen gibt. Die Pferdetupper bringe ich DJ Elbe mit. Wenn man den nämlich spontan fragt, ob er mit kommt, MiPa machen, was Kleines snacken, Business-Lunch für Arme Leute – egal wie man fragt: seine Standardantwort ist immer: „Ich hab was dabei“.

Am stärksten frequentiert sind der Stand und der Büchertisch vom Reiterjournal. Theorie scheint ein Ding zu sein unter Pferdebesitzern. Und wir wären nicht das Servicecenter der Reitsportszene, wenn wir nicht auch für Euch einige Literaturempfehlungen hätten…

Aus der gleichen erfolgreichen Reihe gibt es auch die Bestseller „Wenn Ratten Witze reißen“. „Wenn Katzen diskutieren wollen“. Und neu: „Wenn Tauben twittern“.

Pferdedisco für den Hobbykeller. Mir ist beim Rumstromern eine herrliche Eigenheit von Verkaufsmessen aufgefallen: egal an welchem Stand – ob Strasszügel oder Horse Hals Applikator. Und egal, was der Kunde will: Preisliste oder Prospekt. Es muss mindestens einmal der schöne Satz fallen: Zu dem sind wir ja da.

Ohne Abbildung ist der Stand mit den Steigbügel-LEDs. Da wollte ich kein Foto machen, weil ich mich nicht in ein Pferdegespräch verwickeln lassen wollte: ein jungdynamischer Mann mit nach hinten gegelten Haaren spielte Vertriebsoffensive und erklärte jedem Besucher umaufgefordert, dass er mit seiner Idee bei Höhle der Löwen war (ich kann ein bisschen stolz sagen, dass ich noch nie nur eine Minute dieser Sendung gesehen habe). Und er ergänzt, dass sein kleines Steigbügel-Unternehmen zum sechsbesten Start-up gewählt worden ist.

Was er verschweigt: die ersten fünf Plätze belegten Zimtschneckenmanufakturen. Und kaum mach ich mein klebriges Maul zu…

Jaaaaaaaaaaaaaaaa die Zimtschnecke ist im Breitensport angekommen. Und Schwäbisch in der Zimtschnecke. Eigentlich nur eine Frage der Zeit bis in Stuggi das Café Schneggle aufmacht.
Ich musste in dem Zusammenhang daran denken, wie eine Bekannte, ebenfalls reitsportaffin, sprich Pferdebesitzerin, einen sogenannten Mädels-Ausflug nach Hamburg zu König der Löwen mal als #Schneckenwochenende tituliert hat.

Und ratet mal, ob das bei kessel.tv danach für Jahre ein geflügeltes Wort für alles von Fr-So war. As in „Was geht am WE?“ „Schneckenwochenende“. Seit Cinnamood ist jetzt jedes Wochenende Zimtschneckenwochenende (sehr viele Punkte bei Scrabble). Und jetzt wieder alle: Aber meine Zimtschnecke war roh, Digga…

Symbolbild für alles. In der Einreithalle höre ich zwei PferdeMÄDELs Anfang 20 beim Gespräch zu – und kann leider nicht anders als hinzuhören und das Gehörte hier wegzubloggen: Sie unterhalten sich über Weihnachtsgeschenke und Görl 1 jammert, dass sie immer das Gleiche kriegt, nämlich immer das Falsche, nämlich immer eine Alessi Designer Parmesanreibe. Jedesmal in einer anderen Farbe. Wenn sie ihre Mutter dann darauf hinweist, dass sie schon die ein oder andere Alessi Parmesanreibe habe, könne die sich nicht dran erinnern, die schon in den Vorjahren verschenkt zu haben.

Worauf Görl 2 tröstend antwortet, sie hätte letztes Jahr zu Weihnachten einen BMW 4 bekommen. Den aber schon mehrfach irgendwo dagegen gesetzt. Und sie habe auch eine kritische Anzahl von Punkten in Flensburg. Allerdings sei nicht jeder Parkschaden ihre Schuld: „Das letzte mal war unser Gärtner da und hat mich rausgewunken. Dann hat’s gekracht.“ Merke: der Unfallverursacher ist immer der Gärtner.

Ein Besucher neben mir trägt den passenden Pulli zu diesem Dialog: „Mir reicht’s – ich geh reiten“. Oder halt bloggen. Wir sehen uns bei den German Masters 2024.

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