Ditte is Berlin: Unser Außenreporter in der Hauptstadt

Unser Außenreporter (nebenberuflich beim Stadtmagazin Lift als Greenkeeper tätig) schlummerte friedlich im Mauerpark zu Berlin vor sich hin, als sich sein KSC gegen Leverkusen durch ein Bananenbieger-Tor des kommenden Nationalspielers Sebastian Langkamp die Chance auf die 1. Buli bewahrte. Während seines Berlin-Aufenthalts betrieb er ein wenig Typuskunde.

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(Der Kaffee schmeckt in Berlin besser, weil er mehr Herz hat.)

Menschen, die aus dem schönsten Teil Deutschlands kommen, dem Süden, werden vom gemeinen Berliner gerne als Schwabe subsumiert, egal, ob sie jetzt aus Schwaben, Baden, Franken oder sonst wo stammen.

Als Über-Schwabe wiederum muss man regelmäßig nach Berlin reisen, um sich Wohnungen am Prenzlauer Berg zu kaufen und damit die Immobilien-Preise zu versauen, kleine Kinder zu zeugen und diese dann in Friedrichshain spazieren zu fahren oder um schlicht mit einer zu großen Sonnenbrille in Mitte zu sitzen und Café Cortado mit Sojamilch zu schlürfen.

Bei diesen Besuchen in Berlin kommt man unweigerlich in Kontakt mit einer in Berlin nicht gerade selten auftretenden Spezies: dem Berliner. Den gibt es aber nicht nur in einer, sondern gleich in mehreren Ausführungen.

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Freitagnachmittag, Club der Visionäre. Kneipen müssen in Berlin so heißen, mindestens „Razzia in Budapest“. Oder „Süß war gestern“. Man könnte seinen alten Kinderzimmer-Schreibtisch und zwei Gymnastikbälle vor die eigene Haustür stellen, solange man das Arrangement „Vier Beine und zwei Bälle“ nennt und Eintritt verlangen, ist volle Hütte garantiert.

Bei den Visionären trafen wir den wunderbaren Kai Röger, Chefredakteur des schönen Hauptstadtmagazins Zitty. Wir plauderten entspannt über die Krise, die Zicke, über Sonderhefte und Zeug, über das man spricht, wenn man seinen Lebensunterhalt durch Buchstaben und Co. bestreitet.

Setzt sich ein kontaktfreudiger Mensch zu uns und steigt mitten ins Gespräch ein. „Ach, das ist ja spannend, wie ist das denn, wenn bei euch einer eine Anzeige schaltet, könnt Ihr dann überhaupt schlecht berichten?“, „Ich war ja schon auf allen fünf Kontinenten und in Göttingen“, „Was trinkt Ihr, Schorle und Bionade, bring ich euch, ein Hoch auf die Armut!“ Berührungsängste ade und Visionäre aller Länder, vereinigt euch: ditte is Berlin.

Samstag Berghain. Wie immer ein Heckmeck an der Tür, du rein, Ihr nicht, keine angenehme Atmosphäre. Drinnen dann nette Menschen, die gleichgeschlechtlicher Liebe nicht abgeneigt sind und vor nicht allzu langer Zeit Bekanntschaft mit chemischen Drogen gemacht haben müssen.

„Kann ich eine Zigarette haben, bitte? Schau mal, das hier ist mein aktuelles EKG.“ Auch ditte ist Berlin. Dabei ist Ecstasy die falsche Droge für das Berghain, auf Tablette werden das schöne Grau und die majestätische Industrie-Architektur unnötig verfälscht.

Der nächste Tag, spätes Frühstück am Prenzlauer Berg. Am Nebentisch ein erfolgloser Musikmanager mit tätowiertem Unterarm, Designerbrille, personalisiertem iPhone und Mitteilungsdrang. Laut quatscht er sein bezauberndes Blondchen voll, um sich ohne Vorwarnung zu uns umzudrehen. „He, gelauscht wird nicht. Rutscht rüber, Kinder, wenn Ihr was lernen wollt.“ Wir fallen vom Stuhl. Auch ditte kann Berlin sein.

Montagmittag in der U-Bahn, Haltestelle Kotti. Ein Pärchen steigt zu. Er blau, Kolben in der Hand, Jogginghose um die Hüften. Sie etwas nüchterner, aber auf Abstand, dann popkulturelles Fachgespräch zur guten Unterhaltung der anderen Fahrgäste.

Sie: „Bushido ist doch echt ein Opfer, der gibt die Hälfte seiner Kohlen ab zum Schutz an Ali und Dingsbums.“ Er: „So ein Quatsch, ist nur ein Drittel von sein Geld, ich kenn Ali und Bushido doch persönlich. Der ist der King.“

Und weiter: „Bald hole ich den neuen Star bei Aggro Berlin raus und werde sein Manager und Bushidos Manager. Ich warte aber noch ein bisschen, ein paar Monate. Dann sag ich, gib mir zwei Millionen, und alles wird fett.“ Sie: „Ob Dany im Knast einen Fernseher hat?“ Er: „Mach dir keine Sorgen, dein Bruder ist doch ein Fuchs, dem macht keiner was vor, klar hat der Glotze in der Zelle, wirst du gleich sehen.“

HipHop und Haftbesuche: Auch ditte is Berlin. Wir fühlen uns wohl. Und haben uns ein duftes Projekt einfallen lassen zwischen Friedrichshain und Kreuzberg: Wir eröffnen das Zwerghain, an der Tür stehen ausschließlich Gartenzwerge, der Chef-Zwerg ist voll tätowiert im Gesicht. Der erste Club für Kinder wie Zora und Otto zur frühmusikalischen Erziehung und clubkulturellen Bildung. Ditte ist dann aber mal rischtig Berlin.

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(Jaja, schon wieder der Ed. Aber hey, das ist der Beweis: Wieso solls in Berlin „cooler“ sein als in Stuttgart? 😉 )

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12 Comments

  1. says: busyasabee

    sehr schön – gefällt mir als „schwabe“ außerordentlich gut! club der visionäre ist aber wirklich nett. ansonsten verweise ich hier mal auf die aktuelle ausgabe von dummy, diesmal zum thema – wer hätte das gedacht – berlin. http://www.dummy-magazin.de/ da ist auch ein ganz feiner artikel drin, wie hoch die quote der schwaben in berlin wirklich ist.

  2. says: Yasmin

    das letzte Bild ist ja übel…fehlt das eddy beer, der eddy ordner und den passenden eddy block (hab ich erst heute wieder im städtle gesehen)

  3. says: hajoppa

    schön, ich freu mich mit Euch, wenn ihr gern wieder nach Hause kommt.
    Aber macht verdammt nochmal schnell!!!
    Verpestet uns nicht noch mehr die berliner Luft. (gibts da nicht ’ne Umweltzone?)

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