Die schönsten Eisenbahnstrecken der Welt: Die Gäubahn

Das ist ein Gäu:

Nein, das:

Aussi ist schon Zug gefahren, Thorsten vor längerem auch, vergangenen Freitagmorgen war ich ganz aufgeregt: Endlich mal wieder mit der Bahn unterwegs. Stuttgart – Zürich. Abenteuer pur, hab mir sogar zwei Weckle geschmiert. Falsch, keine Weckle, eine Brezel mit C´Mon Bert von 2 Live Crew und eine Laugenstange mit Gauda und drunter Frischkäseschmotze, damit der Gauda besser beppt. Hätte die schon am HBF vor dem Start einatmen können. Muss mir zukünftig mehr Weckle schmieren, verstärkt das Reisegefühl auf Arbeit.

Der Zug nach Zürich bewegt sich auf der so genannten Gäubahn fort, so nennt man den Abschnitt zwischen Stuttgart und Singen. Steht seit Ende letzten Jahres unter Geissler-Artenschutz. Hat der Heiner beim Schlichterspruch festgelegt, soweit ich das im Kopf habe aus Notfallgründen. Kenne die Gäubahn, also zumindest die ersten KM, nur vom drüber bzw. bisschen entlang joggen – und vor ewigen Zeiten haben wir hier mal diskutiert ob da ein ICE fährt oder nicht. Am Freitag bin ich jedenfalls nur IC gefahren. Der startete übrigens pünktlich um 11:55 Uhr. Sonst hätte ich aber auch sofort @DB_Bahn angetwittert!

Die ganze Gäubahn berührt mich emotional eher weniger, aber die große Schleife einmal um den Kessel vom HBF bis West wollte ich schon immer mal von der anderen Seite sehen und hab prompt gefilmt. Der DVD-Verkauf startet ab morgen über Time Life, 29,90 Euro. Die Time Lifer montieren noch zwei, drei Divisionen Panzer, Sternenkreuzer und eine wild entschlossene Armee Rollergirlz in den Streifen, finaler Titel „Die intergalaktische Schlacht um das heilige Gäu“.

Hier der Trailer ohne alles.

Noch sinnfreieres Video zum Thema Gäubahn gefunden: Muss man nicht verstehen. Oder doch? Beruhigt aber noch mehr. Kommt als Bonus auf unsere DVD.

Im Zug ist eigentlich nix weiter passiert. Alles friedlich. In Singen sind hin wie zurück ein paar Modebloggerinnen ausgestiegen, Kassengestell geht immer noch. Während der Fahrt bisschen Businesstalk („Sieglinde, kannsch du mich in Tuttlingen abholen oder bisch du beschäftigt und musch kochen?“), noch weniger Action (hab auf einen Cowboyüberfall gewartet, wie sie im Gäu typisch sind) und absolut kein Bordrestaurant im ganzen Gäu.

Absolutes Eisenbahn-Highlight: In Singen wurde die Lok gewechselt. Bin schnell rausgesprungen, hab den Schaffner gefragt, ob er den Vorgang wiederholen könnte für ein fixes Youtube-Tutorial mit dem Titel „Wie wechsel´ ich eine Lok?“. Sehr wichtiges Alltag-Thema, viel essentieller als der ganze Kosmetikquatsch auf Youtube. Hab mit Product Placements argumentiert („Wir können gerne in dem Film zehnmal sagen, dass ihre Eisenbahn die Schönste auf der ganzen Welt ist, noch viel schöner als die von Lego!“) und den Kutscher sogar mit meinen Weckle bestochen. Hat alles nix gebracht. Ohne Lokwechseltutorial im Kasten weitergefahren. Die Weckle waren super. Immerhin.

In Zürich war ich zum ersten Mal. Leider zu kurz um einen Gesamteindruck zu bekommen, aber ich kann sagen: Dort kann man es garantiert aushalten. Die Herren waren durch die Bank weg Minimum so gut angezogen wie Thorsten, Tobsen oder Swist, die Damen sowieso (übrigens auch in Zürich keine gute Anmache: „Entschuldigung, sind sie Investmentbankerin? Ich bin nämlich Blogger.“) der Kopfbahnhof war etwas größer und der See auch.

Gut, das weiß eh jeder. Jeder weiß auch, dass die Schweiz teuer ist. Wissen und fühlen sind aber zwei paar Stiefel. 2,5 Kilometer Taxi 23 Franken, Döner 9,50 Franken, Brezel plus Apfelschorle 5 Franken, Stück Pizza 7 Franken. Ohjemine. Musste  die ganze Zeit an den alten Public Enemy-Klassiker denken „Wenn das Wörtchen wenn nicht wär….“

Auf der Rückfahrt ebenfalls keine besonderen Vorkommnisse. Außer dass in Singen nicht nur Modebloggerinnen sondern auch so Mittelalterritterburgfrauenrollenspielewasauchimmerdasseinsollmenschen ausgestiegen sind. Und dafür halt ein paar Dirndltröten ein. Logisch.

Wiki-Eintrag Gäubahn 

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8 Comments

  1. says: Peter

    Um die teuren Zürich-Preise zu untermalen fehlt noch der aktuelle Wechselkurs: am Beispiel Döner (9,50 Franken) sind das knapp 8 Euro! Nur so als kleines Zugäble…

  2. says: Ken™

    ja, als ich letzes jahr in zürich war, kam ich mir irgendwie wie ein barbar vor, vor lauter schönen, durchtrainierten und bestens angezogenen menschen!

  3. says: franzi

    hihi, bin die strecke am we auch gefahren. lustig 😀
    in singen war mittelalterfestival, das war eigentlich ganz gut. äusserst interessante sozialstudien konnte man da mal wieder machen: mittelalter scheint die menschen anzuziehen, die sonst so überhaupt nirgends dazu passen 🙂

    und in zürich war ich auch kurz: 3 kugeln eis 11,50 CHF…..

  4. says: frueher

    Frueher ist da mal ein ICE ziwschn Stuggi und Zrh gefahren. Haben sie dann aber auf IC umgestellt, Fahrzeit und Preis sind trotzdem gleich geblieben. Inzwischen haben sie die deutschen IC Waggons, die so ziemlich das verratzteste waren, was ich je gesehen hab, gegen angenehme schweizer Rollmaterial getauscht. Dazu gibt’s dann auch den praktischen Am-Platz-Service mit Kaffee, Cola und Snacks in der 1ten und 2ten Klasse ab Rottweil.

    Zum Thema Preise: 3.8 EUR fuer ne Brezel und ein Apfelschorle kann man auch in Deutschland zahlen. Was man nicht bekommt ist 24 Stunden Bahnfahren in der Innenstadt fuer 6.2 EUR (8 CHF fuer Zueri Zone 10). Da ist im VVS ab 24 Uhr schon eine neues Billet angesagt…

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