Die große Stuttgart Nightlife Tour – zehn Läden an einem Abend

Alter Schwede, junger Vadder, beim heiligen 1210er und beim verstorbenen Wellensittich meiner Eltern, jetzt geier ich seit 1992 in den Clubs dieser Stadt rum, aber so was hab nicht erlebt: Am Freitag war ich in sage und schreibe ZEHN Läden (und in zwei McDonalds). Nicht zu verwechseln mit dem Zehn Biere in der Reuchlinstraße. Und nein Mann, ich war doch nicht bei Laserkraft. Irgendwann im Laufe des Abends hab ich mir gedacht, ach komm, heute sind viele Leute am Start, die du kennst und magst, die musste alle besuchen gehen. Freuen sich bestimmt voll wenn du kommst. Oder halt auch nicht. Aber innerlich war ich auch im Rocker.

Nach Feierabend bin ich erst mal kurz in die Suite, mit Goran abgeklatscht, ey kommste nachher mit, Laserkraft im Rocker? Nein Mann, hab heute frei aber muss morgen früh raus. Hm, schade, aber komm, trotzdem, nachher Party. Nein Mann! Dann kam mein müder Punkt, ich bin nach Hause und gesagt, ja mal schauen, vielleicht bleib ich ja doch daheim. Ja, bleib bitte daheim, meinte Goran.

Pfeifendeckel. Ich war extrem on fire und gegen 23:00 Uhr losgezogen. SMS an Goran: „Achtung! Ich komme jetzt.“ Klingt bisschen wie Töchter, sperrt eure Muttis und Goldfische weg, das Nasenfahrrad rollt durch die Stadt. Muss sich ja als Ausgeh-Rentner wenigstens großspurig ankündigen. Zunächst aber noch eine kleine Stärkung im Mäc, hatte noch nichts gegessen. Royal Bacon irgendwas oder wie der Dreck hieß. 4,65 Euro.

Finds immer wieder witzig wie so manche Mac-Filialen auf Lifestyle und SATC machen. Schmeckt gleich viel gesünder alles.

Dann also wieder in die Suite, Daniela und Norman haben gemütlich aufgelegt und Goran sass schon kreidebleich im Hinterzimmer. Hatte Angst vor mir. Ein Drink, ein Kurzer und dann sind wir zusammen ins Waranga. Der erste Preis des Abends ging prompt an Mirco Ruppenstein und Beat7, waren definitiv das am besten angezogene DJ-Duo in dieser Nacht.

Heiko hat sich kurzerhand nen riesiges Stück Goldfolie aufn Pulli gebäppt und Mirco setzte auf eine Kreuzung aus Trapper John und Robin Treier. Musikalisch sehr schwer in Ordnung, konstant treibender und nie zu aufdringlicher House mit leichter Electro-Schlagseite. War länger als zwei Kurze dort und hab sogar leicht getanzt. Goran hat sich zwischenzeitlich wieder in die Suite zurückverschanzt. Na ja, bin ja selbst groß.

Da es an diesem Abend meine oberste Freundschaftspflicht war, Thorsten einen Besuch abzustatten, bin ich ins Dillon weitergezogen. Aber wie vom Blitz beim Scheissen getroffen machte ich geistesgegenwärtig einen Schlenker ins Scholz, Andre und Manuel Brenner an den Decks, da geht man vorbei, sagt hallo, nächster Kurze, zack weg. Und im Scholz gabelte ich meine neue Begleitung auf: Domenico Mazza! Da isser:

Den also verhaftet und gezwungen mit mir ins Dillon zu gehen. Dort wurden wir von Thorstens 2001er Soul Glow Set warm empfangen. Thorsten nimmt es mit den musikalischen Mottos durchaus ernst und hat sich passend zum Abend als Funksoulbrother verkleidet:

Erstmal eine Zigarettenpause. Hab in fünf Minuten zwei Schachteln geraucht, siehe hier.

Dabei hat mir Domenico gestanden, dass er sich vielleicht bald trennt. Von Facebook. Und ich wäre sein Vorbild! Yeah. Er müsse in nächsten Wochen und Monaten viel ackern und er verplempert aufm G´sichtsbuch zu viel Zeit, meinte er. Hab ihn umarmt und gesagt, dass er das schafft.

Als nächstes habe Thorsten mit dem kleinen Nervbacken-Einmaleins penetriert.

1. Ey, kommt noch richtig HipHop?

2. Wann spielst du mal was zum Tanzen?

3. Wann spielst du mal was, was alle kennen?

4. Wann spielst du mal was zum mitsingen?

5. Und vor allem: Wann kommt endlich Laserkraft 3D?

Ja, ich glaub ich kann ganz schön anstrengend sein, wenn ich gut drauf bin. Sorry Thorsten.

Aight, da Tobi vom Pauls Musique seinen MRRR oder MMMMRRR Abend in der Corso hostete, war das unsere nächste Etappe. Ehrensache. Erst mal Begrüssungskurzer mit Tolgay, dann Leser Electrosandy vom Kulturbeutel kennengelernt, der mit zwei anderen Boys aufgelegt hat. Schön deep, brav vom Vinyl runter. Ah, mit denen hab ich auch angestossen sehe ich gerade.

Während wir in der Corso rumeulten, kamen die ersten SMS vom Brunski ausm Rocker. Wo ich bleib, „Neon Alda!“ und er findets überhaupt nicht toll. „So schlecht, unglaublich“, erschien gegen später auf meinem Handy. Hm. Okay.

Wenn man oben ist, muss man auch wieder runter,  sprich großes „Ööööeeey!“ im Transit, Kurzer mit DJ Eastwood, ansonsten der übliche Transit-Wahnsinn, oleole, wenn auch leider etwas Lautstärke gelimited. Domenico quengelte langsam ein wenig rum, er würde jetzt gerne mal zum Rick ins Tonstudio. Jaja später, jetzt gehen wir erst mal in Hype Club zur Dubstep-Party Basssucht!

Auf dem Weg dahin die schönste Jacke des Abends entdeckt…

Mayday! Mayday! Mayday! Musste ich irgendwie dran denken. Im Hype gings auch Mayday-mässig zur Sache. Genau den Druck haben wir jetzt gebraucht. Große Euphorie. Auch wenn die Musik nicht ganz mein Fall ist, Dubstep im Club hat definitiv was.

Hab natürlich sofort meinen Kniebeugentanz aufgeführt.

Bissle witzig war folgende Situation, kommt halt doch in den besten Familien sprich Läden vor: Prinzipiell stand der ganze Laden unter Strom und wer sich nicht gerade was an der Bar geholt hat, ging auf der Tanzfläche ab. Bis auf zwei junge Mädchen, die im Gegensatz zum restlichen Publikum leicht overdressed auf zwei Barhockern rumgammelten und teilweise so grimmig schauten wie die Basslines aus der PA drückten. Schätze mal, die haben sich verirrt.

Zwischenbilanz: Sieben Läden sind durch, da mussten wir uns stärken, Hype, Schulstraße, McDonalds die Zweite! Hab mir dieses perverse Nürnbergele-Ding rausgelassen.

Is glaub neu, wa? Lecker! Domenico genehmigte sich einen traditionellen Cheeseburger. Weil er so brav aufgegessen hat, sind wir dann in Richtung Tonstudio geschlappt. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass Domenico jede Frau, die uns entgegen kam, mit „ey ciao!“ begrüsst hat. Fehlte eigentlich nur noch das obligatorische „Bella“. Er schwor aber, dass er die Damen wirklich stets kannte. Ah ha!

An der Tonstudio-Türe fußballrumgröhlmässig die Türsteher Nathi und Thorsten begrüsst, in der Lounge spielte gerade Magali, Rick hing schon etwas in den Seilen. Kurzer mit Nathi und dann runter, wo ein übermotivierter Phil P auf seinen Einsatz nach dem guten Jopez, jetzt mit Brille, wartete.

Im Tonstudio ist auch das künstlerisch wertvollste Bild des Abends entstanden:

Hängste in die Staatsgalerie, zwei Millionen Euro sag ich dir. Könnte man auch für eine VfB-Image-Kampagne verwenden. Oben bleiben und so. Ansonsten: Gut angezogene Menschen schwoften auf HipHop und ich schaute weniger gut angezogen langsam etwas besoffen zu. Und Domenico drängte nun aufs: Climax! Alta! Bis ich mal im Climax aufschlage, muss wirklich viel passieren. Nicht, dass ich ein Problem mit dem Laden hätte, ganz im Gegenteil, ich geh da halt einfach nie hin. Wann auch. Deswegen heute. Corbin am Start. Den muss man besuchen.

Als wir gerade rüberlaufen sag ich zum Domenico, Stopp, wir gehen jetzt erst noch ins Romy S.! Schräglage-Party, Bürokollege Dennis und Fuffi organisieren die Beschallung und Zeus, schönster Türsteher Stuttgarts, bewacht den Eingang, da muss man einfach hin!

Glaub es war so gegen 4 Uhr und noch ziemlich was gebacken, Dennis hat sich brav seine Wollmütze aufgezogen, damit er keine Erkältung bekommt und war gerade auf Miami Bass Mood inkl. bissle Serato- und Pionier-Rumgetrickse.

Also hier noch ein paar Kniebeugen gemacht, mittlerweile bei der Cola angekommen und dann Domenicos Climax-Wunsch erfüllt. Freundlicher Empfang, Türsteher Alex hatte immer noch keinen Pilz dafür einen Heizpilz. Unten gleich in Richtung Pult zum Korben gestürmt, der aber prompt rausstürmen musste, weils einem Kumpel von ihm gar nicht gut ging. Scheinbar was im Glas gewesen.

Jut, meine Jacke ins Gitter gezwängt, prompt vom Lichtmann angemault worden, dass man das nicht darf. Okay, okay! Gast-DJ Riley Reinhold hat derweil ziemlich auf die Tube gedrückt, dampfender Tech-House mit bissle Zwirbelei, alle am Feiern, gute Stimmung.

Kannste nix sagen, PA, Licht, hier stimmt einfach alles. War trotzdem einer meiner ganz wenigen Climax-Besuche in diesem Jahr. Mir hats dann auch gereicht, war mir fast schon zu voll, Domenico habe ich verloren und entschieden, den Franzos´ zu machen. Ciao Bella!

In der Calwerstraße wunderte ich mich noch über einen neuen (?) Yoghurt-Laden „Yo2Go“…

…aber da wundert man sich vielleicht auch nur, wenn man besoffen ist. Taxi, Klappe, Falle, ratzen.

Nochmals die Tabelle: Suite -> Waranga -> Scholz -> Dillon -> Corso -> Transit -> Hype Club -> Tonstudio -> Romy S. -> Climax -> heim. Ab nächste Woche biete ich diese  Tour übrigens als Reiseführer an. Erzähl dann auch immer noch was zu jedem Laden. So, das ist die Bar, hier bekommt man ein Bier; hinter diesem DJ-Pult stand schon Thorsten W.; in dieses Pissoir pinkelte schon DJ Emilio und so weiter und so fort. Bei Interesse bitte melden.

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21 Comments

  1. says: Peter

    Mußte zuerst an „Catch the Bus“ denken… Sowas kannst halt (in dem Alter) auch nur Freitags machen – 2 Tage Erholung sind nach so ner Tour schon Pflicht… Wenn ich Samstags auf die Tube drück bin ich Montag beim Arbeiten immer noch durch

  2. says: Vit

    Mensch Martin, und ich habe ständig Ausschau nach dir gehalten … war sowohl im Dillon, also auch im Climax – wo mir der Vlado auch über deinen Besuch berichtet hat. Im Gegensatz zu dir habe ich’s aber auch noch dazwischen ins Rocker geschafft, habe auch überall nach einem besonders auffallenden Zivibullen gefragt – aber nichts.
    Zehn Läden an einem Abend haben wir aber bestimmt auch schon mit Herr Hauber anno 2000 geknackt … zumindest 7 bei 2 Jahre Reflect, okay P-Club dürfen wir nicht mitzählen, haha.

  3. says: Jopez

    Haha was ein Abend 😉 War saulustig… ich glaube sogar, dass das mein Finger ist… Ein paar Erinnerungen sind noch da…
    Also Finger hoch für den Martin und diese Tour !

  4. says: Herr Cut

    Ich glaub der Martin ist gerade frisch auf Ritalin vom Arzt eingestellt worden. Denn am Samstag war er schon wieder sehr motiviert. Hatte ich zumindest den Eindruck 😉
    Also für sein alter Erste Sahne, hält sich gut!

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